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Credit Suisse bringt der UBS den größten Sondergewinn aller Zeiten

Der neue, nunmehr einzige Bankenriese aus der Schweiz kann dank der extrem günstigen Übernahme der Credit Suisse mit einem üppigen Milliarden-Gewinn rechnen. In Zukunft drohen aber Folgekosten, die seitens der UBS zu schultern sind.

© selensergen / stock.adobe.com

Die UBS Group wird voraussichtlich einen Buchgewinn von bis zu 51 Milliarden Franken auf die Credit Suisse Group verzeichnen können, wenn sie die Notübernahme ihres kriselnden Lokalrivalen wie geplant im Mai abschließt. Das berichtet Bloomberg News.

Größter Sondergewinn ever
Der Sondergewinn - wohl der größte in der Geschichte des modernen Bankwesens - erwächst aus einem als “negativer Goodwill” oder auch etwas scherzhaft als “Badwill” bekannten Buchhaltungsprinzip. Demnach führt der Kauf zu einem Abschlag auf den Buchwert zu einem Gewinn beim Käufer. Die UBS zahlt für die Credit Suisse gerade einmal drei Milliarden Franken, während der Buchwert per Ende März bei 54 Milliarden Franken lag.

Zahlreiche Kosten
UBS sagte am Dienstag nur, dass sie einen “materiellen Gewinn” aus dem negativen Goodwill erwartet, ohne eine Zahl zu nennen. Es gibt auch zahlreiche Negativfaktoren, die den Gewinnschub schmälern könnten. So dürften erhebliche Restrukturierungskosten anfallen, die UBS könnte Vermögenswerte der Credit Suisse abschreiben und weitere Rückstellungen für Rechtsrisiken bilden. Die Credit Suisse selbst hat im ersten Quartal bereits 1,3 Milliarden Franken auf ihr Wealth Management abgeschrieben.

Die UBS hatte die Credit Suisse in einer staatlich eingefädelten Transaktion Mitte März vor dem Kollaps gerettet. Der Kaufpreis liegt auch deutlich unter dem Aktienkurs vor der Übernahme, der wiederum selbst klar unter dem Buchwert lag. Alleine der Wert des Inlandsgeschäfts der Credit Suisse beträgt laut Analysten ein Vielfaches des Kaufpreises.

Teil der Übernahme war auch die komplette Abschreibung von 16 Milliarden Franken an Additional-Tier-1-Anleihen (AT1) der Credit Suisse durch die Schweizer Bankenaufsicht. Diese führte ironischerweise zu einem Rekordgewinn in dem wahrscheinlich letzten Quartal der Credit Suisse als eigenständige Bank - und treibt damit auch den negativen Goodwill in die Höhe.

Erhebliche Risiken
Die UBS könnte mit einem Gewinn in dieser Größenordnung Geschichte schreiben. Als Erfolg des operativen Geschäfts kann dieser Effekt freilich nicht gelten, und bei der bereits äußerst kritischen Schweizer Öffentlichkeit dürfte er auch keine Begeisterungsstürme entfachen. Das UBS-Management beeilte sich daher auch, auf die erheblichen Risiken hinzuweisen, die sie mit der Übernahme auf sich nimmt.

Den Rekord im modernen Bankwesen hält für die USA und Europa bislang JPMorgan, die im ersten Quartal 2021 einen Gewinn von 14,3 Milliarden Dollar berichtete. Die Industrial & Commercial Bank of China hat diese Marke schon mehrfach übertroffen.

UBS wird die Ergebnisse für das zweite Quartal möglicherweise erst später veröffentlichen, um mehr Zeit für die Vorbereitung dieses außergewöhnlichen Quartalsberichts zu haben. UBS hat noch keine Details zur Integration bekannt gegeben, etwa zum Umfang des geplanten Stellenabbaus und die Kosten der Restrukturierung.

Stärkung der Reserven
Mit dem Badwill könnte die UBS ihre Kapitalreserven schützen und einen Puffer für erwartete und unerwartete Belastungen aus der Transaktion aufbauen.

UBS fielen am Dienstag in Zürich nach einem verhaltenen Ausblick um bis zu 5,4 Prozent, holten die Verluste aber im Laufe des Handelstags großteils wieder auf und standen um 16:07 Uhr 1,2 Prozent leichter bei 17,99 Franken.

Die Bank hat Sergio Ermotti als Chief Executive Officer zurückgeholt, um die Integration und die damit einher gehende Umstrukturierung zu leiten. Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher zufolge könnte der Prozess bis zu vier Jahre dauern.

“Die Komplexität der Integration wird dauerhaft ein hohes Mass an Sorgfalt erfordern”, so die UBS.

Auch wenn der Buchwert der Credit Suisse einen Puffer gegen Verluste bietet, hat sich die UBS darüber hinaus noch Garantien von der Schweizer Bundesregierung gesichert. Sie würde bis zu neun Milliarden Franken an Verlusten bei bestimmten Vermögenswerten übernehmen, nachdem die ersten fünf Milliarden Franken Verluste von UBS abgedeckt werden.

Falls nötig, könne eine weitere Verlustbeteiligung mit der Schweizer Regierung vereinbart werden, so UBS am Dienstag.

Verluste aus von der Credit Suisse übernommenen Geschäften, die nicht in die Abwicklungseinheit eingegliedert sind, fallen nicht unter den Verlustschutz. Das bedeutet, dass UBS einen “Anreiz hat, vorsichtig zu sein”, wie sie die von der Credit Suisse übernommenen Vermögenswerte klassifiziert, sagte Ermotti am Dienstag vor Analysten. (aa)

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