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Credit Suisse blutet weiter aus und meldet Rekordgewinn

Die Credit Suisse erlitt im ersten Quartal Abflüsse von mehr als 61 Milliarden Euro, konnte dafür auf der anderen Seite ironischerweise einen Rekordgewinn verzeichnen. Der Gewinn stammt von jenen Investoren, die auf die Rückzahlung der AT1-Nachranganleihen verzichten müssen.

© Matthew Lloyd / Bloomberg

Die Abflüsse von Vermögen sind bei der Credit Suisse Group auch im ersten Quartal weitergegangen. Das belastet auch zunehmend den Zinsertrag der Bank und führte zu einer Abschreibung der Sparte Wealth Management. Das unterstreicht die Herausforderung für die UBS Group nach der Notübernahme des Lokalrivalen, wie Bloomberg in ihrem Bericht anmerkt.

Die Credit Suisse verlor über einen Zeitraum von sechs Monaten mehr als 200 Milliarden Franken an Kundengeldern, was in den hektischen Tagen vor der von der Regierung eingefädelten Übernahme im März seinen Höhepunkt fand. Die Ergebnisse des ersten Quartals zeigen, dass die wichtigsten Geschäftsbereiche der Bank weiterhin Geld und Kunden verlieren, und dass die Bank weitaus mehr Geld von der Nationalbank geliehen hat, als bisher bekannt war, schreibt Bloomberg News des Weiteren.

Hair Cut sorgt für Rekordgewinn
Die Zahlen vermitteln ein Bild des Dramas, mit dem die 167-jährige Geschichte der Credit Suisse als eine der traditionsreichsten europäischen Banken zu Ende geht. Ironischerweise erzielte die Credit Suisse in ihrem möglicherweise letzten Quartal als eigenständige Bank einen Rekordgewinn von 12,4 Milliarden Franken.

Der Rekordgewinn der Bank ist vor allem auf die Abschreibung der Additional-Tier-1-Anleihen (AT1) im Rahmen der Übernahme durch die UBS zurückzuführen, die sich mit 15 Milliarden Franken positiv auswirkt. Diese von der Bankenaufsicht Finma angeordnete Maßnahme dürfte nach zahlreichen Beschwerden von Investoren vor Gericht landen. Ohne diesen Effekt hätte die Credit Suisse im ersten Quartal einen Verlust von mehr als einer Milliarden Franken verbucht.

Vertrauensverlust

Die Credit Suisse meldete für die chaotischen ersten drei Monate des Jahres Abflüsse von 61,2 Milliarden Franken, wovon der Löwenanteil von 47,1 Milliarden Franken im Wealth Management anfiel.

"Erheblicher Verlust"
Die Credit Suisse erwartet wegen der Abflüsse auch Einbrüche im Zinsertrag und bei den Gebühreneinnahmen, so dass im zweiten Quartal ein “erheblicher Verlust” im Geschäft mit den hoch vermögenden Kunden anfällt. Der Goodwill der Sparte wurde um 1,3 Milliarden Franken auf Null abgeschrieben.

Die Abflüsse hatten im März wieder Fahrt aufgenommen, nachdem der Hauptaktionäre Saudi National Bank erklärt hatte, kein weiteres Geld mehr in die Bank zu stecken. Seitdem haben sie sich laut Credit Suisse abgeschwächt, aber noch nicht umgekehrt. Auch die inländische Sparte verzeichnete Abflüsse in Höhe von 6,9 Milliarden Franken, die hauptsächlich aus dem Privatkundengeschäft stammten. Weitere 11,6 Milliarden wurden aus dem Asset Management abgezogen.

“Das Ausmaß der Verluste und Abflüsse ist alarmierend”, schreiben die Analysten von Keefe, Bruyette & Woods in einer Ersteinschätzung. “Die Ertragsentwicklung ist so stark beeinträchtigt, dass das Geschäft das Betriebsergebnis von UBS weiterhin belasten könnte, wenn keine umfassendere Restrukturierung angekündigt wird.”

Die Abflüsse und die für dieses Jahr erwarteten Verluste der Bank verdeutlichen die Risiken für die UBS bei der Integration, die bis zu vier Jahre dauern könnte. UBS zahlt allerdings nur rund 3,0 Milliarden Franken für die Bank, die Ende März einen Buchwert von 54 Milliarden Franken aufwies, was ihr einen signifikanten Puffer für weitere Verluste gibt. Die UBS-Aktie stieg um in Zürich bis Montag-Mittag um rund zwei und hat seit Bekanntgabe der Notübernahme gut sechs Prozent zugelegt.

SNB musste aushelfen
Angesichts des dramatischen Einbruchs bei den Einlagen muss die Credit Suisse im immer größeren Umfang auf Liquidität der Schweizerischen Nationalbank zurückgreifen. Zum Ende des Quartals hatte die Credit Suisse netto 108 Milliarden Franken von der SNB geborgt.

Die Credit Suisse hatte im Oktober eine Restrukturierung eingeleitet, die unter anderem den Abbau von bis zu 9.000 Stellen vorsah. Der fortgesetzte Abfluss von verwaltetem Vermögen und die Abgänge von Spitzenbankern werfen Fragen über den Zustand des Wealth Management auf und zeigen die Größe der Herausforderung für die übernehmende UBS. Die Credit Suisse wies darauf hin, dass die jüngsten Entwicklungen die Fluktuation unter den Mitarbeitern bereits erhöht haben und dass sie in den letzten zwölf Monaten 280 Kundenberater in der Sparte verloren hat.

Nicht nur Kunden, auch Mitarbeiter suchen das Weite
Die Abwanderung von Talenten hat auch bereits Spitzenkräfte der UBS auf den Plan gerufen. Wealth-Boss Iqbal Khan ist zusammen mit Kollegen von der Credit Suisse in Betriebsversammlungen aufgetreten, um den Mitarbeitern mitzuteilen, dass die UBS Bindungspakete anbieten werde. Khan leitete früher das Wealth Management der Credit Suisse, und seine Intervention zeigt die Sorge der UBS, dass die Konkurrenten versuchen, Mitarbeiter und Kunden abzuwerben.

Die Credit Suisse hatte schon im vierten Quartal rund 110 Milliarden Franken Kundengelder verloren. Die Citigroup schätzt, dass sie nach der Fusion mit der UBS wahrscheinlich weitere 110 Milliarden Franken verlieren wird, was etwa einem Fünftel des verwalteten Vermögens entspricht. (aa)

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