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Wirecard: Bafin meldet Insider-Verdacht an Staatsanwaltschaft

Ein Insider verriet die Bilanzprobleme von Wirecard eine Woche vor dem öffentlichen Eingeständnis der Gesellschaft. Die Bafin hat daher die Staatsanwaltschaft informiert. Zudem steigt der Druck auf Finanz-Staatssekretär Jörg Kukies, Details von Treffen mit Ex-Wirecard-Chef Braun offen zu legen.

Insiderwissen: In einem Internetforum machte ein Nutzter schon acht Tage vor der öffentlichen Bekanntmachung von Wirecard selbst auf deren massive Bilanzprobleme aufmerksam.
Insiderwissen: In einem Internetforum machte ein Nutzter schon acht Tage vor der öffentlichen Bekanntmachung von Wirecard selbst auf deren massive Bilanzprobleme aufmerksam.© LIGHTFIELD STUDIOS / stock.adobe.com

Die Finanzaufsicht Bafin hat die Staatsanwaltschaft München über einen Insider-Verdacht beim insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard informiert. Dies berichtete zuerst das "Handelsblatt". Diverse Medien, darunter die "Süddeutsche Zeitung" (SZ), schreiben, eine Bafin-Sprecherin habe den Vorabbericht der Wirtschaftzeitung inzwischen bestätigt. In diesem heißt es, problematisch sei vor allem ein Post in einem Börsen-Forum.

Dem "Handelsblatt" zufolge hat ein Nutzer in dem Forum am 10. Juni 2020, also acht Tage vor dem Bekanntwerden der massiven Bilanzprobleme und dem Absturz der Wirecard-Aktie, mitgeteilt, dass die Wirtschaftsprüfer von EY dem Zahlungsdienstleister das Testat verweigern würden. Dies geschah dann auch.

Lilalaunebär machte Wirecard-Probleme öffentlich
Im Detail habe der unbekannte Nutzer des Forums unter dem Namen "Lilalaunebär" geschrieben, er wolle vollkommen wertfrei und neutral darauf aufmerksam machen, dass E&Y nicht uneingeschränkt testieren werde. Die Wirecard-Geschäftsführung habe nach mehrmaligen Aufforderungen und Nachbesserungen nicht die erforderlichen Nachweise erbringen können, woher erhebliche Summen als Sicherheiten auf Treuhandkonten stammen.

"Woher ich diese Kenntnis habe, bleibt mir überlassen", zitiert das "Handelsblatt" aus dem Post, der mittlerweile gelöscht wurde. Mitarbeiter hätten diesen Wissensstand auch an Leerverkäufer weitergegeben. "Näheres wird am 18.06.2020 bekanntgegeben", schloss der "Lilalaunebär" der Wirtschaftszeitung zufolge.

Worüber sprachen Markus Braun und BMF-Staatssekretär Jörg Kukies?
Indes beschäftigt die Causa Wirecard weiterhin auch das politische Berlin. Jörg Kukies, Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen (BMF), hat sich im vergangenen Herbst offenbar zweimal mit Ex-Wirecard-Chef Markus Braun getroffen. Das Ministerium bestätigte die Treffen zwar, macht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) zufolge aber keine Angaben zu den Inhalten der Gespräche. Sie seien sind als "VS" eingestuft, als vertrauliche Verschlusssache.

Damit geben sich Politiker verschiedener Parteien allerdings nicht zufrieden. Vertreter der Linken und der Grünen haben ihren Unmut über die Informationspolitik des BMF schon kundgetan. Jetzt erhöhen der FAZ zufolge auch andere Mitglieder des Finanzausschusses im Bundestag den Druck. "Wir erwarten vom Finanzministerium und von Staatssekretär Kukies eine lückenlose Aufklärung der Umstände im Fall Wirecard und dass den Abgeordneten hierfür alle erforderlichen Informationen zur Verfügung gestellt werden", zitiert die FAZ Antje Tillmann, finanzpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. (jb)

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