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DVFA: Entwicklung bei Wirecard hätte man früher erkennen können

Die Nachrichten rund um Wirecard überschlagen sich und weiten sich auf alle Bereiche des Finanzmarkts, der Aufsicht und der Politik aus. Die DVFA Investment Professionals meinen bei einer aktuellen Umfrage mit großer Mehrheit, dass man die Entwicklung bei Wirecard frühzeitig hätte sehen können.

Christoph Schlienkamp, Leiter der DVFA Kommission Unternehmensanalyse sagt: „Der Fall Wirecard hat das Vertrauen in den Kapitalmarkt in Deutschland erschüttert. Wirecard war aufsichtsrechtlich ein Hybrid und konnte so lange Zeit unter dem Radar bleiben. Hier gilt es nun die richtigen Schlüsse zu ziehen. Zudem ist es für Analysten nur sehr schwer, gegen ein Testat eines Prüfers zu argumentieren. Die Deutsche Börse sollte nun schnell ihre Regeln ändern und reaktionsfähig werden. Der DAX ist der Vorzeigeinde
Christoph Schlienkamp, Leiter der DVFA Kommission Unternehmensanalyse sagt: „Der Fall Wirecard hat das Vertrauen in den Kapitalmarkt in Deutschland erschüttert. Wirecard war aufsichtsrechtlich ein Hybrid und konnte so lange Zeit unter dem Radar bleiben. Hier gilt es nun die richtigen Schlüsse zu ziehen. Zudem ist es für Analysten nur sehr schwer, gegen ein Testat eines Prüfers zu argumentieren. Die Deutsche Börse sollte nun schnell ihre Regeln ändern und reaktionsfähig werden. Der DAX ist der Vorzeigeinde© DVFA

Bei weiteren Fragen wie zur Aufsicht und zu Auswirkungen auf den Finanzplatz Deutschland gibt es aber unterschiedliche Auffassungen. 75 Prozent der Investment Professionals sagen, dass die Entwicklung bei Wirecard frühzeitig, also vor 2020, hätte erkannt werden müssen. Nur 14 Prozent sehen dies nicht so. In ihren Kommentaren verweisen die Befragten darauf, dass Wirecard auf Anschuldigungen nie vertrauenswürdige Antworten gegeben hat und die Tatsache, dass man sich als Außenstehender auf die Testate der Wirtschaftsprüfer verlassen muss. Insofern hätte man sich mehrheitlich ein konsequenteres Nachhaken der Finanzaufsicht nach immer wieder vorkommenden Presseberichten gewünscht.

Knappe Mehrheit hält Aufsichten grundsätzlich für wirksam
Nichtsdestotrotz hält mit 53 Prozent knapp mehr als die Hälfte der Befragten die Wertpapier- und Bankenaufsicht prinzipiell für wirksam, 33 Prozent hingegen eher nicht. Gleichwohl plädieren die Investment Professionals für eine Schärfung der Aufsicht. Dazu ist es auch notwendig, Mischkonzerne mit „kleiner Bank“ als Ganzes zu regulieren und bei Verdachtsmomenten Fälle stärker zu priorisieren.

Gespalten bei Beurteilung des Wertes eines Wirtschaftsprüfer-Testats
Gespalten ist die Meinung zur Frage, ob der Fall Wirecard mit Blick auf die Rolle der Wirtschaftsprüfer ein Einzelfall ist und ein Testat somit eine aus Anlegersicht zuverlässige Bezugsgröße ist - 41 Prozent antworteten mit Ja, 47 Prozent mit Nein. Ein Testat war in der Vergangenheit eine zuverlässige Bezugsgröße, wobei dieser Sachverhalt gerade von den Marktteilnehmern auf den Prüfstand gestellt wird. Zudem ist die eigene Meinung über ein Anlageobjekt nicht durch ein Testat, Rating oder Nachhaltigkeitssiegel zu ersetzen. Zahlreiche Umfrageteilnehmer sprechen sich zudem dafür aus, die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften künftig für die Folgeschäden eines ungerechtfertigten Testats stärker in die Haftung zu nehmen.

Schaden für den Finanzplatz Deutschland mehrheitich bejaht
Eine Schädigung des Finanzplatzes Deutschland durch den Fall Wirecard sehen 51 Prozent als gegeben an, 42 Prozent dagegen nicht. Zahlreiche Befragte sehen den Fall Wirecard und seine Komplexität als Einzelfall und gehen davon aus, dass die Finanzaufsicht entsprechend regulatorisch reagieren wird. Irritiert zeigen sich viele Investment Professionals eher gegenüber der Tatsache, dass die Wirecard-Aktie immer noch im DAX notiert und werten dies negativ für den Finanzplatz Deutschland.

Mehrheit wünscht sich Veränderungen bei den aufsichtsrechtlichen Richtlinien
Insgesamt verwundert es somit kaum, dass sich mit 57 Prozent die Mehrheit der Umfrageteilnehmer dafür ausspricht, die aufsichtsrechtlichen Richtlinien für Finanzunternehmen (inklusive FinTechs) und für börsennotierte Unternehmen zu verändern. 32 Prozent sehen hingegen keinen Änderungsbedarf. (kb)

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