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Pimco-Chefökonom: "Eine Rezession ist unausweichlich"

Die Weltwirtschaft steuert im Zuge der Corona-Krise auf eine Rezession zu, sagt Joachim Feld, Chefvolkswirt bei der Allianz-Tochter Pimco. Er fordert die Politik zum Handeln auf, etwa mit Steuersenkungen und Finanzhilfen für Haushalte.

Pimco-Chefökonom Joachim Fels
Pimco-Chefökonom Joachim Fels© Axel Köster / FONDS professionell

Während sich manche Martteilnehmer in Optimismus üben, sagt Pimco-Chefökonom Joachim Fels ganz klar: Die schlimmsten Folgen der Covid-19-Pandemie für die globale Wirtschaft kommen erst noch, und sie lassen sich auch mit keinem Mittel nicht abwenden. "Eine Rezession ist unausweichlich", erklärt der Volkswirt im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS). "Wie schwer sie verläuft, hängt davon ab, wie schnell das Virus unter Kontrolle gebracht werden kann."

Bis vor kurzem gingen viele Experten davon aus, dass in der Wirtschaft und an den Kapitalmärkten eine V-förmige Erholung zu beobachten sein würde. Mittlerweile hat sich die Lage deutlich eingetrübt. "Wir bei Pimco halten einen Verlauf der Wirtschaftsentwicklung in Form eines 'U' für die wahrscheinlichste Variante", erklärt Fels. Das heißt: Zuerst geht es steil abwärts, dann stagniert das Wirtschaftswachstum für mehrere Quartale, dann geht es recht steil wieder nach oben. "Das Unangenehme ist nur, um in der Buchstabenlogik zu bleiben: Ein 'U' fühlt sich am Anfang wie ein 'I' an und gleicht einer Zeitlang auch einem 'L' – also einer Phase mit deutlich geringerer Wirtschaftsaktivität", so der Ökonom.

Beispielloser Schock
Vergleiche zwischen der aktuellen Situation und der Finanzkrise 2008 findet der Pimco-Experte – ebenso wie Branchenkollegen – unangemessen. "Wir erleben gerade eine neue, andere Situation", sagt er in der FAS. Damals sei das "Virus" dem Finanzsystem entsprungen – nun haben es Anleger mit einem echten Virus zu tun. "Das hat zu einer Unsicherheit geführt, die man in einem solchen Maße bislang an den Finanzmärkten nicht kannte." Niemand weiß, wie die Infektionswelle verlaufen wird, sodass auch niemand weiß, wie die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie letztlich aussehen und wie tief die Börsenkurse noch fallen werden. "Einen vergleichbaren Schock hat die moderne Welt noch nicht erlebt", sagt Fels.

Ermutigend sei zwar, dass die von der Fed am Sonntag angekündigten Schritte helfen werden, ein ordnungsgemäßes Funktionieren des Zentrums und "Herzens“" des US-amerikanischen Finanzmarktes wiederherzustellen: nämlich des Marktes für US-Staatsanleihen und für Pfandbriefe.

Die Notenbanken allein können der Lage allerdings nicht Herr werden, warnt der Volkswirt. Sie benötigen die Unterstützung der Politik: "Die Regierungen müssten bereit sein, Finanzpolitik viel aktiver einzusetzen." Auf der einen Seite sollten sie Steuern stunden oder senken, auf der anderen Seite Direkthilfen für Unternehmen und auch für Haushalte bereitstellen, fordert Fels. "Notenbanken können den Regierungen nur eine Brücke bauen, indem sie Staatsanleihen kaufen." Das hält die Zinsen niedrig und damit auch die Kosten für die Finanzierung teurer Hilfspakete. (fp)

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