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Peter E. Huber sieht "Licht am Ende des Tunnels"

Im Rückblick könnte sich der 10. November als Wendepunkt an den Aktienmärkten erweisen. An diesem Tag haben sich Valuewerte in bisher nicht erlebtem Ausmaß besser entwickelt als Wachstumswerte. Eine endgültige Bestätigung des Comebacks der Value-Titel sei das aber noch nicht, glaubt Peter E. Huber.

Peter E. Huber ist seit Mai 2020 mit dem vermögensverwaltenden Multi-Asset-Fonds Huber Portfolio I EUR (ISIN: LU2133245436) wieder am Start. 
Peter E. Huber ist seit Mai 2020 mit dem vermögensverwaltenden Multi-Asset-Fonds Huber Portfolio I EUR (ISIN: LU2133245436) wieder am Start. © Christoph Hemmerich / FONDS professionell

"Das Licht am Ende des Tunnels wird größer und es scheint auch immer sicherer, dass es sich dabei nicht um einen entgegenkommenden Zug handelt", zeigt sich Value-Legende Peter E. Huber durchaus zuversichtlich für das wertorientierte Investment. Gemeint sei das Ende der Durststrecke für Value-Aktien, dem bevorzugten Jagdgebiet für antizyklische Investoren, schreibt der Fondsmanager des vermögensverwaltenden Multi-Asset-Fonds Huber Portfolio I EUR (ISIN: LU2133245436) in seinem jüngsten Newsletter an Investoren.

Im November sei es hier zu einem schönen Kursanstieg gekommen und die relative Stärke gewinne an Kraft. "Per 30. November liegt der MSCI Welt Value-Index mit einem Kursgewinn von 7,1 Prozent in den letzten drei Monaten inzwischen auf Euro-Basis deutlich über der Wertentwicklung des MSCI Welt Growth mit 3,3 Prozent", so Huber.

Zumindest Hoffnung auf bessere Zeiten
Eine Schwalbe mache allerdings noch keinen Sommer, auch wenn sie Hoffnung auf bessere Zeiten gebe. Ein mehr als zehn Jahre andauernder Aufwärtstrend der Wachstumsaktien lasse sich nicht so leicht brechen, zumal noch keine größeren Umschichtungen aus diesem Segment in preiswerte Substanzaktien zu beobachten seien. "Zur endgültigen Bestätigung des Comebacks der Value-Titel müssten diese auch über einen Sechs- und Zwölf-Monats-Zeitraum besser laufen als die bisherigen Favoriten aus dem Wachstumssektor wie die FAANG-Aktien, Microsoft und Co.", so Huber. Dies sei jedoch nicht der Fall.

Über die letzten sechs Monate habe der MSCI-Welt Growth mit einem Plus von 16,4 Prozent gegenüber 8,9 Prozent weiter die Nase vorn. Und über die letzten zwölf Monate sowieso – plus 21,3 Prozent gegen minus 8,6Prozent.

Value versus Growth seit 2010

Die zwei Stellschrauben des Contrarian
Für einen Contrarian gebe es grundsätzlich zwei Stellschrauben. Er könne die Aktienquote verändern (Timing) und schwache Börsenphasen für Zukäufe nutzen. Und er könne Aktien kaufen, wenn sie keiner haben will und sie deshalb preiswert zu erwerben sind (Selektion). "Die von mir angewandte Drei-U-Methode haben wir bereits mehrfach vorgestellt", so Huber (Anm. d. Red.: "unbeliebt", "unterbewertet" und "untergewichtet").

Mit dem Timing habe es auch in den letzten zehn Jahren gut geklappt. Auch die Panik-Phase im März habe punktgenau als antizyklische Kaufgelegenheit identifiziert werden können. Huber verweist in diesem Zusammenhang unter anderem auf die März-Ausgabe seines Newsletters mit dem Titel "Zeit der Jäger und Sammler", in der es wörtlich hieß: "Der Corona-Virus bietet Anlegern, die angesichts historischer Niedrigzinsen in Aktien unterinvestiert sind, nochmals die Chance, ihre Bestände an Dividendenpapieren zu guten Einstiegskursen schrittweise aufzustocken."

Auch in der April-Ausgabe mit dem Titel "Angst essen Seele auf" hatte Huber nochmals darauf hingewiesen, dass sich nach den starken Kursrückgängen eine besondere Einstiegschance biete.

Zeit der Schnäppchen ist größtenteils vorbei
"Inzwischen haben sich die Aktienkurse deutlich erholt und die Börsenindizes sind in ihre historischen Bewertungsbänder zurückgekehrt", erklärt Huber weiter. Der Primärtrend sei weiter nach oben gerichtet und biete Investoren langfristig ein beträchtliches Kurspotential. Die Zeit der Schnäppchen sei aber größtenteils vorbei.

"Wir werden deshalb unsere hohe Aktienquote von 82 Prozent nicht weiter aufstocken, sondern im Gegenteil durch Gewinnmitnahmen bis Mitte Januar auf die langfristige Zielquote von 70 Prozent senken", so Huber. Das biete Spielraum für erneute antizyklische Zukäufe in Korrekturphasen.

Schrittweise Umschichtung in Value-Titel sinnvoll
Etwas anders sieht der Stratege die Situation in Bezug auf das Thema Selektion. Hier erscheine es durchaus sinnvoll, Wachstumsaktien schrittweise in Value-Titel umzuschichten. "Da wir bereits hoch in Value-Titeln investiert sind, ist uns diese Möglichkeit leider verbaut", erklärt Huber fast schon bedauernd und räumt ein: "Man muss ganz klar sagen, dass sich eine antizyklische Selektionsstrategie in den letzten zehn Jahren nicht gelohnt hat.

Die starken und hoch bewerteten Aktien stiegen immer weiter und die preiswerten konjunktursensiblen Kellerkinder drifteten immer weiter nach unten." Mehrere Ansätze für ein Comeback der Value-Titel hätten sich immer wieder als Fehlsignale erwiesen.

Allerdings seien die Aussichten auf eine Erholung bei den Unternehmensgewinnen im Jahr 2021 nach der starken Rezession durch die weltweiten Lockdowns besser als bei den früheren Fehlausbrüchen.

Korrektur bei Gold
Entsprechend seiner Ausführungen im Oktober-Newsletter habe er die Korrekturphase bei Gold für den Aufbau einer Position von 2,6 Prozent in Xetra-Gold genutzt. "Bis Mitte Januar wollen wir die Position im gelben Edelmetall auf zehn Prozent ausbauen", blickt Huber nach vorn. Auch kleinere Bestände in Goldminen und physischem Silber (über einen ETC) seien bei weiter fallenden Kursen geplant.

Goldpreisentwicklung in US-Dollar in den letzten sechs Monaten

Der Stratege nennt zwei Gründe dafür: Erstens habe sich auch in den letzten Monaten gezeigt, dass Gold bei steigenden Aktienkursen fällt und umgekehrt, also negativ korreliert ist, wodurch es sich wunderbar zur Portfoliodiversifikation eigne. Zweitens scheinen seiner Ansicht nach die Schuldenorgien auszuarten, die Zentralbanken würden per Knopfdruck immer ungenierter Hunderte von Milliarden an neuem Geld zur Finanzierung der Staatsausgaben schaffen. "Die 'Modern Monetary Theory' lässt grüßen", so Huber, der warnt: "Langfristig kann das nicht gut gehen. Im Gegensatz dazu ist Gold nicht beliebig vermehrbar und unseres Erachtens deshalb das bessere Geld." (hh)

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