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Was Peter E. Huber zum Begriff "Seuchen-Sozialismus" einfällt

Der Begriff „Seuchen-Sozialismus“ steht für einen allmächtigen Sozialstaat, der mit Unsummen schuldenfinanzierten Geldes verspricht, alles und jeden zu retten und dabei die Persönlichkeitsrechte seiner Bürger immer mehr einschränkt.

"Man wird sich daran gewöhnen müssen, das Undenkbare für möglich zu halten", sagt Peter E. Huber. 
"Man wird sich daran gewöhnen müssen, das Undenkbare für möglich zu halten", sagt Peter E. Huber. © José Poblete / FONDS professionell

Was dem Urgestein Peter E. Huber dazu einfällt, ist folgendes: "Es ist noch nicht lange her, dass bei staatlichen Rettungsaktionen dreistellige Millionensummen eingesetzt wurden. Seit der Finanzkrise 2008 sind satte Milliardenbeträge üblich geworden. Jetzt wirft man mit Billionen um sich. Zur Erinnerung: Eine Billion sind 1.000 Milliarden Euro. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis die Duck’schen Fantastilliarden in Gespräch kommen. Und dies natürlich bei garantierter und totaler Geldwertstabilität. Wer da nicht anfängt, an Wunder zu glauben!"

Schon vor der Corona-Krise gab es genug hausgemachte Probleme
Der von US-Präsident Donald Trump angezettelte Handelskrieg habe zu einer schweren Beeinträchtigung des Welthandels, zunehmenden Protektionismus und Zerstörung von Lieferketten geführt, so Huber weiter. Der Ölpreis sei schon lange unter Druck infolge der Ausweitung der Fördermengen durch die (umweltschädliche) US-Fracking-Industrie und die selbstzerstörerischen Streitigkeiten in der OPEC+-Gruppe (Russland, Saudi Arabien, Iran) gewesen. Und in Europa seiman gerade erfolgreich dabeigewesen, nach den Banken (Regulierungsmarathon, Negativzinsen) und den Versorgern (Energiewende) auch den Niedergang der Autoindustrie als dritter Ankerbranche zu bewerkstelligen – durch immer rigidere Abgasvorschriften, Diesel-Fahrverbote und anderes mehr. Obwohl bis heute umstritten sei, ob die E-Mobilität tatsächlich eine bessere Ökobilanz vorweisen könne als ein moderner Dieselmotor. Nur dass die Wertschöpfung bei E-Autos (Batterien) eben in Asien stattfinde und nicht bei uns.

Lockdown als alternativlos von der Politik dargestellt
In dieser Phase fruchtbaren (oder furchtbaren) politischen Wirkens kommt eine Virus-Pandemie natürlich höchst ungelegen. Die Politik hat schnell reagiert und drastische Einschnitte der wirtschaftlichen und sozialen Aktivitäten angeordnet (Lockdown). Huber führt aus: "Dabei hat sie dem Vernehmen nach 80 Prozent der Bevölkerung davon überzeugt, dass diese drakonischen Maßnahmen absolut notwendig und angemessen sind – also quasi alternativlos. Dann werden sie wohl richtig sein. Ob sich die große Mehrheit der Bürger allerdings darüber im Klaren ist, mit welchen Einschränkungen in ihrer Lebensqualität dies kurz-, mittel- und langfristig verbunden ist, scheint mir nicht sicher. Zumal, wenn die Pandemie sich derzeit erst in ihrer Anfangsphase befindet, wie uns die Experten vom Robert-Koch-Institut und unsere Bundeskanzlerin immer wieder glaubhaft versichern. In diesem Zusammenhang wurde ich gefragt, warum es Ländern in Asien wie zum Beispiel Südkorea gelungen ist, die Pandemie ohne gravierende Einschränkungen wirksam zu kontrollieren – durch einfache Maßnahmen wie Schutzmasken, Abstandsregelungen und verstärkter Hygiene. Und warum bei uns bis vor kurzem behauptet wurde, einfache Mund/Nase-Schutzmasken würden nichts bringen und jetzt werden sie plötzlich gesetzlich vorgeschrieben. Melden Sie sich, wenn Ihnen eine Antwort einfällt!"

Drastischer Ölpreisverfall direkte Folge der Pandemiebekämpfung
Dieser wird sicher eine Menge Firmenpleiten nach sich ziehen, ist Huber überzeugt. Denn die Nachfrage sinke aufgrund des Lockdowns schneller als das Angebot, und die Lager seien randvoll. Doch was sich hier innerhalb kürzester Zeit abgespielt habe, sei einmalig und noch nie dagewesen. Der Preis für ein Barrel der Sorte WTI rutschte bis auf 37 US-Dollar ins Minus. Das seien enorme Verwerfungen. Bisher sei man immer der Meinung gewesen, der Preis für ein Wirtschaftsgut könne maximal auf Null fallen.

Unvorstellbares wird vorstellbar
Auch bei den Zinsen konnte man sich früher nicht vorstellen, dass man noch dafür zahlen muss, wenn man einem hochverschuldeten Staat sein Geld leiht. Das bedeutet eine Enteignung der Sparer. Die unheilige Allianz zwischen Notenbanken und Regierenden und deren zunehmende Eingriffe in das Wirtschaftsgeschehen und das öffentliche Leben führt eben zu schlimmen Nebenwirkungen. "Man kann nur hoffen, dass die marktwirtschaftliche Vernunft als Fundament unseres Wohlstands bald wieder die Oberhand gewinnt", so Huber.

Zur aktuellen Börsenlage: Soll das schon alles gewesen sein?
Nach den Erfahrungen aus früheren Crashphasen müsste sich nach der Panik im März und der raschen Teilerholung im April über die nächsten Wochen und Monate eigentlich im Rahmen einer Bodenbildung ein zweites Bein ausbilden, das im Extremfall sogar neue Tiefstkurse beinhaltet, meint Huber. "Denn eine schwere Rezession wird inzwischen zwar allgemein erwartet, manifestiert sich aber noch voll nicht in den konkreten Zahlen - Strrichworte sind hier Gewinneinbrüche bei den Unternehmen, Firmenpleiten und ein starker Anstieg der Arbeitslosigkeit. Erst mitten in der Rezession sind die Märkte bereit, über das Konjunkturtal hinaus zu blicken (R-Indikator). Die Unsicherheit dürfte auch deshalb anhalten, weil es einen so weitgehenden Lockdown noch nie gegeben hat und die Auswirkungen nicht seriös abgeschätzt werden können. So sind inzwischen sowohl das Konsumklima (GfK) als auch das Geschäftsklima (ifo) auf historische Tiefstände abgestürzt – weit unterhalb der Tiefpunkte aus der Finanzkrise 2008/2009."

Einkaufsmanager-Indizes im verarbeitenden Gewerbe

Verkümmertes zweites Bein?
Auf der anderen Seite besteht durchaus auch die Möglichkeit, meint Huber, dass sich das zweite Bein nur in verkümmerter Form ausbildet und sich die Erholung fortsetzt. Denn die explosionsartige Expansion der Notenbankbilanzen und die Billionenschweren fiskalischen Rettungsprogramme sprengen ebenfalls alle historischen Normen. "Wir bleiben deshalb in unseren Aktienpositionen engagiert, würden weitere Zukäufe aber nur in Schwächephasen mit nach unten gestaffelten Limits tätigen", plaudert Huber aus dem Nähkästchen. (kb)

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