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Peter E. Huber: Sind 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Gold die Lösung?

Jahrzehntelang galt eine Asset Allocation, besgtehend auf 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Staatsanleihen, als optimal. Mit den Aktien partizipierte man langfristig an der Wertschöpfung der Wirtschaft, Anleihen boten Sicherheit durch Rückzahlungskurs, begrenzte Laufzeit und eine gute Verzinsung.

Peter E. Huber ist seit Mai 2020 mit dem vermögensverwaltenden Multi-Asset-Fonds Huber Portfolio I EUR (ISIN: LU2133245436) wieder am Start.
Peter E. Huber ist seit Mai 2020 mit dem vermögensverwaltenden Multi-Asset-Fonds Huber Portfolio I EUR (ISIN: LU2133245436) wieder am Start.© José Poblete / FONDS professionell

Durch ein jährliches Rebalancing konnte man sein Depot zudem immer wieder neu adjustieren und nach einer schwachen Börsenphase antizyklisch Aktien zukaufen zulasten des Rentenanteils.

Vorteil bestand in der negativen Korrelation zwischen Aktien und Staatsanleihen
"Marschiert die Konjunktur in eine Rezession und die Aktienkurse sausen in den Keller, steuern die Notenbanken in der Regel dagegen und senken die Zinsen, was sich auch positiv auf die Kurse von Staatsanleihen auswirkt", weiß der frühere Starcapital-Chef Peter E. Huber, der seit Mai 2020 mit der in Bad Homburg ansässigen Vermögensverwaltung Taunus Trust als Partner ins aktive Fondsmanagement zurückgekehrt ist. "2008 zum Beispiel gab der DAX um über 40 Prozent nach, während der REXP um über zehn Prozent stieg. Man konnte am Jahresende also den Aktienanteil um circa ein Drittel erhöhen zulasten des Rentenanteils, um wieder die ursprüngliche 60/40-Relation herzustellen, was sich 2009 sehr positiv auf die Wertentwicklung des Portefeuilles auswirkte. Mit Unternehmensanleihen, Hochzinsanleihen oder Emerging Market Bonds funktioniert die Vorgehensweise allerdings nicht, da diese positiv mit den Aktienmärkten korreliert sind."

Seit geraumer Zeit bewegen sich die Zinsen aber auf historischen Tiefständen
Zehnjährige US-Treasuries bringen gerade noch eine magere Verzinsung von 0,65 Prozent. Wer dem deutschen Staat für die nächsten zehn Jahre sein Geld leiht, muss sogar eine negative Verzinsung von 0,5 Prozent pro Jahr in Kauf nehmen. Deshalb die Aktienquote deutlich zu erhöhen ist jedoch auch suboptimal. Denn bei Kurseinbrüchen wie zuletzt in der Corona-Krise stehen dann nicht genügend Reserven zur Verfügung, um die niedrigen Kurse für ausgiebige Zukäufe zu nutzen.

Sind 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Gold wirklich das neue Optimum?
Gerade für antizyklische Investoren ist es also ganz offensichtlich dringend geboten, das liquide Vermögen auf Anlagen aufzuteilen, die negativ miteinander korreliert sind. Doch was könnte die Anleihen ersetzen, die heute statt Rendite ohne Risiko nur noch Risiko ohne Rendite bringen? Shuli Ren, Kolumnist einer Bloomberg-Publikation, hat Gold ins Spiel gebracht.

Sind Aktien und Gold in wirtschaftlichen Krisenzeiten tatsächlich negativ korreliert?
Huber dazu: "Wir haben dazu alle Abwärtsbewegungen im DAX von mehr als 20 Prozent seit 1970 untersucht. Und siehe da: Gold erfüllt diese Bedingung tatsächlich in idealer Weise. So verlor der DAX in seinen Korrekturphasen durchschnittlich 34,9 Prozent, während physisches Gold im Mittel um 24 Prozent zulegen konnte. Anleger konnten mit diesem Mix ihre maximalen Drawdowns also deutlich begrenzen. Da in einer Börsenbaisse die Risikoaversion in der Regel deutlich zunimmt, erfüllt Gold also eine wichtige Rolle. Und mit einem Rebalancing kann man zudem antizyklisch sinnvoll agieren."

Entwicklung DAX und Gold in Aktienmarktkorrekturen

Goldtangente heute nach stark gestiegenen Preisen sinnvoll?
"Für Gold gibt es keinen nennenswerten Verwendungszweck noch liefert es laufende Erträge wie Zinsen oder Dividenden. Es hat keinen bestimmbaren inneren Wert, sondern sein Preis wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Vielleicht ist es deshalb bei institutionellen Anlegern so unbeliebt", analysiert Peter E. Huber. In der Geschichte wurde Gold wechselweise als Geldersatz, Währung, Rohstoff, Anlageklasse oder Konsumgut (Schmuck) gesehen. Langfristig lieferte das gelbe Metall eine lausige Wertentwicklung ab, konnte seine Kaufkraft über die Jahrhunderte allerdings erhalten, was man von Papiergeld nicht behaupten kann. Im alten Ägypten konnte man für eine Unze Gold genau so viel kaufen wie heute.

Einen entscheidenden Vorteil hat das gelbe Metall allerdings
Huber: "Es ist nicht beliebig vermehrbar. Dies ist in Zeiten, in denen die Notenbanken weltweit per Knopfdruck Billionen an neuem Geld „schöpfen“, um renditelose Staatsanleihen zu kaufen und damit die Schuldenexplosion bei den öffentlichen Haushalten zu finanzieren, von unschätzbarem Wert." Dazu kommt, dass heute physisches Gold über ETC’s wie XETRA-Gold mit Auslieferungsanspruch günstig und unkompliziert erworben werden kann. Die Pläne von Finanzminister Scholz, dieses „Papiergold“ zu besteuern, sind zunächst vom Tisch, so dass auch Wertsteigerungen beim XETRA-Gold nach einem Jahr steuerfrei bleiben. Ein Nachteil von Gold ist, dass in der Vergangenheit der private Goldbesitz des Öfteren verboten wurde, wie in den USA nach dem zweiten Weltkrieg. Wer dem zuwider handelte, dem drohte eine Gefängnisstrafe von fünf Jahren.

Sind Goldminen eine Anlagealternative zu physischem Gold?
"Nur sehr bedingt!", sagt Huber und führt wie folgt aus: "Minenaktien tendieren zwar dazu, Preisveränderungen von Rohstoffen mit Hebelwirkung in beide Richtungen zu begleiten. Doch steigende Kosten, rückläufiger Erzgehalt, politische Risiken, Umweltprobleme und eine hohe Bewertung stellen eine Belastung dar. Zudem werden Minenaktien in Krisenzeiten oft mit den anderen Aktien nach unten gerissen, stellen also keinen idealen Schutz dar."

Was ist mit Silber, dem kleinen Bruder von Gold?
Silber erscheint aus verschiedenen Gründen durchaus interessant, meint Huber. Zum einen werde es im Gegensatz zu Gold auch verbraucht. 50 Prozent der Gesamtnachfrage komme aus der Industrie. Wegen der hohen Leitfähigkeit komme es auch in der Elektronik-Industrie zur Anwendung. Die Wahrscheinlichkeit eines Verbotes von Silber-Besitz sei deutlich geringer als beim Gold. Im Vergleich zum Gold scheine Silber derzeit mit einer Gold/Silber-Ratio von über 80 (gegenüber einem langfristigen Durchschnitt zwischen 50 und 60) günstig bewertet. Auch hier komme man mit einem Silber-ETC günstig an Material.

Fazit: 40 Prozent Gold ist zu ambitioniert
Huber fasst zusammen: "Ich werde sicher den aktuellen Rückschlag beim Silberpreis von 30 auf 22 US-Dollar je Unze dazu nutzen, Bestände aufzubauen. Auch meinen Bestand an physischem Gold werde ich in der aktuellen Korrektur durch den Kauf von XETRA-Gold-Anteilen weiter erhöhen. Ein Edelmetall-Anteil von 40 Prozent erscheint mir jedoch deutlich zu ambitioniert. Und in einem dachfondsfähigen Fonds wäre dies auch nicht umsetzbar." (kb)

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