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Ninety One über die Aussichten von Brasilien und Mexiko

Peter Eerdmans, Head of Fixed Income bei Ninety One, erläutert die Marktaussichten für die beiden Länder Brasilien und Mexiko aus dem Blickwinkel eines Investors in Schwellenländeranleihen.

Peter Eerdmans, Head of Fixed Income, Ninety One
Peter Eerdmans, Head of Fixed Income, Ninety One© Ninety One

Das Emerging Market Debt Team von Ninety One ist gerade von seinem Trip aus Brasilien und Mexiko zurück. "Die Kontraste zwischen den beiden Ländern sind groß - sowohl bei der Marktstimmung als auch beim Ausblick", resümiert Peter Eerdmans, Head of Fixed Income, Ninety One, in einem "Institutional Money" exklusiv vorliegendem Bericht.

Brasilien: Lulas Fiskalpolitik in der Kritik
In Brasilien ist man laut Eerdmans pessimistisch. Seit seinem Amtsantritt hat der neu gewählte Präsident Luiz Inácio Lula da Silva (Lula) die Märkte enttäuscht: Er hat die Staatsausgaben unerwartet stark erhöht, fragwürdige Minister ernannt und die Notenbank und ihre Unabhängigkeit angegriffen.

Vor allem der erste Punkt, die Haushaltsrisiken, schaden der Marktstimmung sehr. Lula scheint entschlossen zu sein, mit höheren Staatsausgaben die Konjunktur anzukurbeln. Letztlich verschlechtern sich dadurch aber die Fundamentaldaten von Anleihen. In Brasilien ist die Schuldenstandsquote – der Quotient aus Schulden und BIP – schon jetzt höher als in den Nachbarländern, und für die nächsten vier Jahre wird ein Anstieg um zehn Prozentpunkte erwartet.

Hinzu kommt, dass die Angebots- und Nachfragedynamik die Quote der Fremdwährungsanleihen deutlich erhöhen dürfte. Speziell der Kapitalbedarf mancher Bundesstaaten könnte dazu führen, dass verstärkt US-dollardenominierte Anleihen begeben werden. Gleichzeitig werden die Kreditbedingungen im Land straffer, was typischerweise auch zu steigenden Emissionen von Fremdwährungsanleihen führt, zumal das zu recht günstigen Zinsen möglich scheint.

All das dürfte aber nach Einschätzung von Eerdmans in den aktuellen Anleihenkursen bereits berücksichtigt sein, und auch fundamental steht Brasilien keineswegs schlecht da. Der boomende Landwirtschaftssektor sorgt dieses Jahr für Wachstum, und Fremdwährungseinnahmen durch Sojaexporte dürften den brasilianischen Real in den nächsten Monaten stärken.

Letztes Jahr ist die Notenbank bereits entschieden gegen den Inflationsanstieg vorgegangen. Zusammen mit der schwächeren Binnennachfrage, der recht niedrigen Inflation und dem politischen Druck der Regierung spricht das für Zinssenkungen noch in diesem Jahr. Dafür spricht auch der reale (inflationsbereinigte) Zins. Auch wenn Lulas Politik Anleiheninvestoren gewisse Sorgen macht, kann die kurzfristige Konjunkturentwicklung für aktive Investoren interessant sein, zieht Eerdmans das Fazit für Brasilien.

Mexiko: Allmählicher Optimismus, da AMLO pragmatischer werden könnte
Das von US-Unternehmen praktizierte „Nearshoring“ (also die Verlagerung von Teilen der Produktion in Länder, die näher an den USA liegen) und sein Potenzial, das Wachstum in Mexiko zu stützen und die Investitionen anzukurben ist nach wie vor ein großes Thema.

Weil aber zu wenig in die mexikanische Energie- und Wasserinfrastruktur investiert wurde, gibt es kaum Überschusskapazitäten. Zusätzliche Investitionen könnten daher die Inflation anheizen. Zum Glück fördert Präsident Andrés Manuel López Obrador (AMLO) jetzt Projekte wie einen großen Solarpark in Sonora. Das Finanzministerium wiederum will Nearshoring-Projekte und die dafür nötige Infrastruktur (Wasser und Elektrizität) über Entwicklungsbanken finanzieren. AMLOs Pragmatismus wird entscheidend dafür sein, wenn Mexiko von den Vorteilen des Nearshoring aus den USA profitieren will.

Bei einem Treffen mit dem CFO von Pemex, dem staatlichen Öl- und Gaskonzern, es war ermutigend zu hören, dass neben Ninety One auch andere Investoren auf die Einhaltung von Klimazielen und eine bessere Emissionsberichterstattung drängen. Pemex scheint das zu verstehen, und man bemüht sich auch um mehr Budgettransparenz. Beispielsweise sollen die Ausgaben für unterschiedliche ESG-Projekte veröffentlicht werden. Außerdem hat Pemex die Gründung eines ESG-Ausschusses genehmigt, der im Dezember eingesetzt werden soll.

Vieles spricht laut Eerdmans für einen recht guten Konjunkturausblick. Die Reform der Altersvorsorgeregulierung dürfte den schon jetzt stark wachsenden privaten Rentenversicherungen großen Auftrieb geben. Dadurch dürfte die Nachfrage nach lang laufenden Lokalwährungsanleihen strukturell steigen.

Die Rahmenbedingungen scheinen also gut, und die Notenbank bleibt vorsichtig. Die Banxico fürchtet eine hohe Dienstleistungsinflation und einen anhaltenden Kerninflationsdruck. Außerdem fürchtet man, dass eine straffere Geldpolitik in den USA dort zu höheren Leitzinsen führt. Weitere Zinserhöhungen, gefolgt von einer längeren Zinspause, scheinen in Mexiko am wahrscheinlichsten. So hat Mexiko in de letzten Märzwoche die Zinsen um 0,25 Prozent auf 11,25 Prozent erhöht. Dann könnte die lokale Zinsstrukturkurve flacher werden, und der Peso könnte aufwerten, prognostiziert Eerdmans abschließend. (aa)


Veranstaltungshinweis:
Ninety One zählt zu den namhaften Sponsoren des 14. Institutional Money Kongresses, der von 18. bis 19. April 2023 im Frankfurter Congress Center stattfindet. Die ehemalige Investec Asset Management gibt in Person ihres Kapitalmarktstrategen Sahil Mahtani einen Ausblick auf die Emerging Markets. Mehr Details und eine Anmeldemöglichkeit finden Sie nachfolgend:

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