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Ninety One über Sustainability Linked Bonds in den Schwellenmärkten

Sustainability Linked Bonds (SLB) gewinnen langsam aber sicher auch in den Emerging Markets an Bedeutung. Das zeigen jüngste Emissionen bekannter Emittenten.

Peter Eerdmans, Head of Fixed Income, Ninety One
Peter Eerdmans, Head of Fixed Income, Ninety One© Ninety One

Mit seiner jüngsten Sustainability Linked Bond-Emission ist Uruguay das zweite Schwellenland, das eine an bestimmte Nachhaltigkeitsziele geknüpfte Anleihe begeben hat. Zuvor hatte Chile im Frühjahr 2022 einen Sustainability Linked Bond an den Markt gebracht. "Anleihen mit Nachhaltigkeitsbezug – ob Green Bonds, Social Bonds, Sustainable Bonds oder Sustainability Linked Bonds – könnten eine zentrale Rolle in der Finanzierung der nachhaltigen Entwicklung von Schwellenländern spielen", schreibt Peter Eerdmans, Head of Fixed Income, Ninety One, in einem "Institutional Money" exklusiv vorliegenden Beitrag.

GSSS Bonds entwachsen ihrer Nische
In den vergangenen Jahren ist der Neuemissionsmarkt für Green, Social, Sustainable und Sustainability Linked Bonds (GSSS Bonds) laut einem OECD-Bericht im Schnitt um 80 Prozent pro Jahr gewachsen. Trotzdem machen diese Anleihen weiterhin nur einen kleinen Anteil des gesamten Staatsanleihenmarktes aus. Auf die Emerging Markets (EM) entfallen dabei nur sechs Prozent des gesamten Emissionsvolumens (Anmerkung: Die genannte Zahl von sechs Prozent bezieht sich auf den Anteil der GSSS-Anleihen von Emittenten aus Ländern, die sich für Geberunterstützung in Form von öffentlicher Entwicklungshilfe qualifizieren.)

Angesichts des enormen Kapitalbedarfs der Schwellenländer zur Finanzierung der Energiewende ist dies einer der Bereiche der Anleihenmärkte mit erheblichem Wachstumspotenzial, hält Eerdmans fest.

Eine bedeutende potenzielle Finanzierungsquelle
GSSS-Anleihenemissionen von Schwellenländern könnten wichtige Reformen der Haushaltsplanung und -führung vorantreiben und zugleich die Finanzierung des öffentlichen Sektors mit nachhaltigen Entwicklungszielen in Einklang bringen, betont Eerdmans.

Aus Sicht der Schwellenländer haben Sustainability Linked Bonds (SLBs) den Vorteil, dass ihre Erlösverwendung keinen Einschränkungen unterliegt, während die Erlöse von Green, Social und Sustainable Bonds zur Finanzierung bestimmter Umwelt-, Sozial- oder Nachhaltigkeitsprojekte und -aktivitäten verwendet werden müssen. Diese Fungibilität ist Eerdmans zufolge wichtig, zumal sie einer der wichtigsten Grundsätze der öffentlichen Finanzverwaltung ist und in den Verfassungen verankert ist.

Chile war Pionier
Chile war das erste Land in Lateinamerika und eines der ersten Schwellenländer, das mit seiner ersten Emission im Jahr 2019 eine grüne Anleihe auflegte. Zuvor hatte das chilenische Finanzministerium im Rahmen eines einjährigen Prozesses unter Beteiligung weiterer wichtiger Ministerien die erforderlichen Kapazitäten geschaffen und einen Rahmen für grüne Anleihen entwickelt.

"Insgesamt ist Chile das beste Beispiel für die Vorteile eines diversifizierten Emissionsportfolios. Es hat als einziger Staat bereits alle drei Formen von GSS-Anleihen – Green, Social und Sustainability Bonds – emittiert. Außerdem hat Chile vor kurzem eine SLB begeben und damit den Weg für weitere künftige Emissionen in diesem Format geebnet. Die nachhaltigkeitsbezogene Anleihe ist an zwei Leistungsindikatoren (KPI) geknüpft: die absoluten Treibhausgasemissionen und den Anteil erneuerbarer Energien im Strommix des Landes", hält Eerdmans fest.

„Game Changer“: Uruguay
Uruguay hat aus der Emission seiner Sustainability Linked Bond-Emission mit zwölf Jahren Laufzeit im vierten Quartal 2022 1,5 Milliarden US-Dollar erhalten. Der Emission ging ein ähnlicher Prozess voraus wie dem chilenischen Green-Bond-Programm, was erklärt, warum von der Ankündigung bis zur Durchführung relativ viel Zeit verging.

Die beiden KPI der SLB beziehen sich auf Klima- und Naturschutzziele. Das erste Ziel ist eine Verringerung der Treibhausgasemissionen, das zweite eine Begrenzung der Abholzung durch den Erhalt des heimischen Waldbestands, was Eerdmans zufolge einen innovativen Ansatz darstellt.

Die Nachhaltigkeitsziele (Sustainability Performance Targets, SPTs) der SLB von Uruguay basieren auf quantitativen Zielen, die bis 2025 erreicht werden sollen und mit den nationalen Klimabeiträgen (NDCs) übereinstimmen, zu denen sich das Land im Rahmen des Pariser Klimaabkommens verpflichtet hat. Uruguay hat in diesem Bereich in den vergangenen Jahren bereits bedeutende Fortschritte gemacht, z. B. durch die fast komplette Umstellung seiner Stromerzeugung auf erneuerbare Energien. Vor diesem Hintergrund wird Uruguay, um weitere Verbesserungen zu erzielen, sein Transportwesen dekarbonisieren und die Methanemissionen seines großen Agrarsektors senken müssen – damit hat sich das Land viel vorgenommen.

Uruguays innovatives Programm kann anderen Ländern als Vorbild für ähnliche Emissionen dienen. Costa Rica zum Beispiel erwägt die Emission einer ESG-Anleihe und könnte sich dabei von Chile und Uruguay inspirieren lassen.

Eerdmans Fazit
"Obwohl sich der Markt für GSSS-Anleihen von Schwellenländern noch in einem frühen Stadium befindet, zeigen ausgewählte Schwellenländer mit innovativen Ansätzen neue Wege auf. Das Wachstumspotenzial dieses Marktes – und vor allem des Marktes für Sustainability Linked Bonds – ist immens, was nicht zuletzt am enormen Kapitalbedarf zur Finanzierung der Energiewende in den Schwellenländern liegt", erklärt Eerdmans abschließend. (aa)


Veranstaltungshinweis:
Ninety One zählt zu den namhaften Sponsoren des 14. Institutional Money Kongresses, der von 18. bis 19. April 2023 im Frankfurter Congress Center stattfindet. Die ehemalige Investec Asset Management gibt in Person ihres Kapitalmarktstrategen Sahil Mahtani einen Ausblick auf die Emerging Markets. Mehr Details und eine Anmeldemöglichkeit finden Sie nachfolgend:

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