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Ninety One: Emerging Market Debt und der Weg zu Netto-Null-Emissionen

Da die Weltgemeinschaft ihre Aufmerksamkeit auf den Übergang zu Netto-Null-Emissionen lenkt, müssen institutionelle Investoren von Schwellenländeranleihen sorgfältig abwägen, welche Rolle sie hierbei spielen sollten, meint der Anleihenchef von Ninety One.

Peter Eerdmans, Head of Fixed Income, Ninety One
Peter Eerdmans, Head of Fixed Income, Ninety One© Ninety One

Eine der wichtigsten Erkenntnisse der UN-Klimakonferenz (COP26) war, dass Investoren eine entscheidende Rolle beim Übergang des Planeten hin zu Netto-Null-Emissionen spielen müssen. Dies ist besonders für institutionelle Schwellenländeranleiheninvestoren von Bedeutung. "Es ist keineswegs übertrieben zu sagen, dass die Schwellenländer das Zünglein an der Waage sein werden, wenn es darum geht, ob die Weltgemeinschaft Kohlenstoffneutralität erreichen kann", erklärt Peter Eerdmans, Head of Fixed Income, Ninety One, in einem "Institutional Money" exklusiv vorliegenden Kommentar.

Zunächst einmal bedeutet der Übergang der Volkswirtschaften der Schwellenländer hin zu Netto-Null-Emissionen, dass ein Großteil der Infrastruktur ersetzt und in erneuerbare Energien investiert werden muss. Dies alles erfordert Kapital, merkt Eerdmans an.

Lieferanten begehrter Rohstoffe
Darüber hinaus sind die Schwellenländer Produzenten der entscheidenden Ressourcen für den Übergang der Industrieländer zu sauberer Energie. Hier wären wichtige Mineralien wie Kupfer (für elektrische Geräte) und Seltene Erden (für wiederaufladbare Batterien für Elektro- und Hybridfahrzeuge) zu nennen. Die Welt braucht diese Volkswirtschaften, um zu wachsen und zu florieren.

"Die entscheidende Rolle der Investoren bei der Bereitstellung von finanziellen Mitteln zur Finanzierung des Nett-Null-Übergangs der Schwellenländer wird im Jahr 2022 ein Thema sein, das man nicht ignorieren kann", merkt Eerdmans an.

Doch sind die derzeitigen Investitionsansätze dieser Aufgabe gewachsen?
Die Auslegung des Begriffs „Netto-Null" durch Vermögensverwalter und Investoren hat diese dazu veranlasst, Kohlenstoffziele auf Portfolioebene festzulegen, die die Netto-Null-Ziele der Weltgemeinschaft tatsächlich ausbremsen könnten. Es ist recht einfach, die Netto-Kohlenstoffemissionen eines Portfolios zu reduzieren, indem man die Schwellenländer aus diesem verbannt. "Wenn man jedoch Kapital aus diesen Ländern abzieht, wird es für die Schwellenländer schwieriger, in die Energiewende zu investieren, und der globale Weg zu Netto-Null-Emissionen wird dadurch gefährdet", warnt Eerdmans.

Verlagerung in die Schwellenländer
Der Fehler einer bloßen Ausrichtung auf die Kohlenstoffintensität ist laut Eerdmans auch darin zu sehen, dass die Dekarbonisierung in den Industrieländern mehr Emissionen in den Schwellenländern erfordern wird, was zum Teil auf den erwarteten enormen Anstieg der Nachfrage nach einer Reihe von Rohstoffen zurückzuführen ist, die für kohlenstoffarme Technologien entscheidend sind und von denen, wie bereits erwähnt, die meisten in den Schwellenländern abgebaut werden.

Investoren müssen Kapital für einen Übergang bereitstellen und mit Vermögensverwaltern und politischen Entscheidungsträgern zusammenarbeiten, um gemeinsame anwendbare Standards für die Finanzierung des Übergangs zu entwickeln, erinnert Eerdmans.

Gut Ding braucht Weile
Wie ist das Anlageuniversum unter dem Gesichtspunkt der Netto-Null-Ziele also zu beurteilen?, fragt Eerdmans. Ninety One ist der Ansicht, dass in einem Portfolio das Kapital so allokiert werden sollte, dass die Schwellenländer auf dem Weg zu Netto-Null-Emissionen unterstützt werden. Die Investorengemeinschaft sollte sich von einem kurzsichtigen Fokus auf die Kohlenstoffintensität wegbewegen und sich auf einen langfristig ausgerichteten und fairen Übergang konzentrieren.

Der Ansatz von Ninety One besteht darin, jedes Land und jedes Unternehmen sorgfältig auf eine Reihe von Aspekten hin zu untersuchen: Was unternehmen diese, um den Übergang zu Netto-Null-Emissionen zu schaffen? Haben sie die richtigen Pläne? Investieren sie in erneuerbare Energien?

Fairness ist geboten
Auch das Konzept der Fairness sei für Ninety One von zentraler Bedeutung, da die meisten Schwellenländer bisher nicht für den Großteil der weltweiten Emissionen verantwortlich sind. Ninety One denkt dabei an einen fairen Übergang zu Netto-Null-Emissionen - für Schwellenländer muss der Weg zur Emissionsreduzierung möglicherweise weniger streng sein als für westliche Volkswirtschaften, damit sie mehr Spielraum für Wachstum, den Erhalt von Arbeitsplätzen und die Bekämpfung der Armut haben.

All dies erfordert geeignete Messinstrumente, und die vorhandenen externen Datenanbieter decken in der Regel nur einen kleinen Teil des Universums von Schwellenländeranleihen ab.

Deshalb hat Ninety One auf einigen dieser bestehenden Ansätze aufbauend einen neuen Index entwickelt, den Net Zero Sovereign Index. Dieser ermöglicht es, 115 Länder nach allen oben genannten Kriterien sowie nach Landnutzung und Entwaldung zu bewerten. "Der Index zielt auch darauf ab, das Engagement von Staatsanleihen-Investoren gegenüber Regierungen zu unterstützen, so dass sie politische Entscheidungsträger zur Verantwortung ziehen und positive Veränderungen fördern können", erklärt Eerdmans abschließend. (aa)

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