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Ninety One nennt interessante Anleihenmärkte abseits des Mainstreams

Welche Chancen und Risiken bei afrikanischen Anleihen bestehen, erläutert Peter Eerdmans, Head of Fixed Income, Ninety One, anhand der drei Länder Angola, Côte d’Ivoire und Ghana.

Peter Eerdmans, Head of Fixed Income, Ninety One
Peter Eerdmans, Head of Fixed Income, Ninety One© Ninety One

Die weltweite Liquiditätsverknappung hat den Zufluss ausländischer Gelder nach Afrika gestoppt. Für viele dieser Länder ist dadurch eine wichtige Finanzierungsquelle weggefallen und einige Emittenten haben sich zu Umschuldungen gezwungen gesehen. Der undifferenzierte Abzug von Anlagegeldern ignoriert die sehr unterschiedliche fundamentale Verfassung und Dynamik der Länder in dieser Region. Dadurch dürften sich attraktive Ertragschancen für Anleger eröffnen, meint Peter Eerdmans, Head of Fixed Income, Ninety One, in einem "Institutional Money" exklusiv vorliegenden Beitrag.

Angola und Côte d’Ivoire
Angola und Côte d‘Ivoire sind Beispiele für afrikanische Länder, die politische Reformen vorantreiben und von einem relativ guten Zugang zu Finanzmitteln profitieren. Trotzdem werden beide Länder durch hohe Renditen und Spreads im Vergleich zu High-Yield-Märkten in anderen Teilen der Welt abgestraft.

Beiden Ländern ist der Zugang zu den internationalen Fremdkapitalmärkten seit Anfang 2022 verschlossen. Das EM Debt Team von Ninety One glaubt jedoch, dass weder Angola noch Côte d‘Ivoire in naher Zukunft dringend auf Finanzierungen über neue Auslandsschulden angewiesen sein werden. Beide Länder haben entweder Zugang zu kostengünstigeren Darlehen multilateraler Entwicklungsbanken oder ihre Devisenreserven haben sich durch eine relativ straffe Geld- und Finanzpolitik positiv entwickelt:

Die Entwicklung des Schuldenstands und der Zahlungsbilanz von Angola werden durch eine straffe Finanz- und Geldpolitik sowie höhere Ölpreise gestützt, sodass die Regierung bevorzugt, anstelle eines IWF-Programms auf Kredite internationaler Finanzinstitutionen zurückzugreifen.

Côte d‘Ivoire wird voraussichtlich ein neues IWF-Programm anstreben. Außerdem befinden sich umfangreiche Anleihenemissionen mit Teilgarantie von multilateralen Entwicklungsbanken wie der Afrikanischen Entwicklungsbank ebenfalls im fortgeschrittenen Stadium.

Angola wie auch Côte d‘Ivoire haben in den vergangenen Jahren Reformen durchgeführt. Zu den Reformen in Angola gehören eine neue Regulierung der Ölindustrie, die auf eine stärkere Beteiligung des Privatsektors und eine Steigerung der Investitionen und der Produktion abzielt und in der Ankündigung von zwei großen internationalen Partnerschaften gipfelte.

In Côte d‘Ivoire erscheint das staatliche Ziel einer Privatsektorbeteiligung von 75 Prozent zwar ambitioniert. Trotzdem zeigt dies laut Eerdmans ganz klar, dass die Regierung im Zuge einer stärkeren Fokussierung auf soziale Investitionen hier auf eine stärkere Beteiligung des Privatsektors drängt. Der Ausblick bleibt Eerdmans zufolge positiv.

Technische Unterstützung
Angesichts des begrenzten Bedarfs beider Länder, die ausländischen Fremdkapitalmärkte anzuzapfen, und der prohibitiv hohen laufenden Kosten auf diesen Märkten dürfte ihre Nettoemissionstätigkeit in nächster Zeit gering bleiben, solange die Renditen nicht erheblich sinken. Dies dürfte die Kurse der ausstehenden Anleihen beider Länder stützen. Außerdem signalisiert es, dass die aktuell eingepreisten Befürchtungen einer kurzfristig drohenden Liquiditätskrise mit potenziellen Auswirkungen auf alle afrikanischen Märkte übertrieben sind.

Sollten die ausländischen Fremdkapitalmärkte beiden Ländern längerfristig verschlossen und die Renditen hoch bleiben, könnte der Druck allerdings zunehmen. Das könnte die politischen Entscheider dazu veranlassen, den Abbau der Haushalts- und Zahlungsbilanzdefizite konsequenter voranzutreiben.

Ghana
Ghanas zögerliche Umsetzung einer disziplinierten Haushaltspolitik hat in einer Währungskrise und Umschuldung seiner Auslandsschulden gegipfelt. Der Schock darüber, wie schnell sich die Lage verschlechtert hat, ist noch immer spürbar. Inzwischen scheint jedoch ein Konsens darüber zu bestehen, dass harte Entscheidungen unvermeidlich sind und eine umfassende Umschuldung sinnvoll ist, schreibt Eerdmans.

Ghana unterscheidet sich in einer Hinsicht positiv von anderen Ländern, die eine Umschuldung durchlaufen: Die Regierung und ihre Berater haben klar zu verstehen gegeben, dass das Land eine schnelle Umstrukturierung seiner Schulden anstrebt und dass die Reformen, die für eine IWF-Programmzusage erforderlich sind, bereits weit fortgeschritten sind. Für die Regierung ist es im Vorfeld der für 2024 angesetzten Wahlen besonders wichtig, in diesem Bereich gut dazustehen.

Ghanas Umschuldung umfasst auch lokale Anleihen. Dadurch verbessern sich die Aussichten auf eine Rückzahlung der Auslandsschulden deutlich. Darüber hinaus hat Ghana die Fälligkeit seiner Schulden verlängert, als die Märkte noch offen waren. Die erste große Rückzahlung wird erst 2025 fällig, sodass umfangreichere Laufzeitverlängerungen unwahrscheinlich sind.

Auf kurze Sicht dürfte eine höher als erwartete Beteiligung an der Umstrukturierung der lokalen Anleihen eine erhebliche Erleichterung darstellen. Klar ist laut Eerdmans, dass die Regierung eine marktfreundliche und zeitnahe Umschuldung ihrer Auslandsschulden anstrebt.

Was den längerfristigen fundamentalen Ausblick angeht, ist unklar, ob Ghana Wege finden kann, durch verstärkte ausländische Direktinvestitionen zu wachsen und gleichzeitig eine längerfristig disziplinierte Haushaltspolitik zu verfolgen. Diese Frage ist jedoch eher zweitrangig, da die Märkte kurzfristig eine übermäßige „Stressprämie“ für diesen Markt eingepreist haben, schreibt Eerdmans abschließend. (aa)


Veranstaltungshinweis:
Ninety One zählt zu den namhaften Sponsoren des 14. Institutional Money Kongresses, der von 18. bis 19. April 2023 im Frankfurter Congress Center stattfindet. Die ehemalige Investec Asset Management gibt in Person ihres Kapitalmarktstrategen Sahil Mahtani einen Ausblick auf die Emerging Markets. Mehr Details und eine Anmeldemöglichkeit finden Sie nachfolgend:

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