Logo von Institutional Money
| Märkte

Hedgefonds nehmen Deutsche Bank nach irrationaler Talfahrt ins Visier

Die Aktien der Deutschen Bank fielen und die Kosten für die Versicherung ihrer Schulden gegen Zahlungsausfall stiegen. Dies geschah in plötzlichen Schritten und wird einigen Hedgefonds zugeschrieben, die von den allgemeinen Turbulenzen in der Finanzbranche profitieren wollen.

Die Bogenschützen unter den Hedgefonds haben sich offensichtlich auf die Deutsche Bank eingeschossen.
Die Bogenschützen unter den Hedgefonds haben sich offensichtlich auf die Deutsche Bank eingeschossen.© Denis Vakhrushev / stock.adobe.com

Die Aktien der deutschen Bank fielen am Freitag um bis zu 15 Prozent, bevor sie sich erholten und den Tag in Frankfurt mit einem Minus von 8,5 Prozent beendeten. Es gab keinen eindeutigen Auslöser für die Rückgänge am Freitag. Aber Hedgefonds haben ihre Aufmerksamkeit auf die Deutsche Bank gerichtet, die ihre Bilanz nach einigen kostspieligen Fehltritten vor Jahren zuletzt stärken konnte.

In die Zange genommen und von Scholz verteidigt
Sie haben ihre Wetten gegen die Bank an den Aktien- und CDS-Märkten platziert, wie Bloomberg News von mit der Angelegenheit vertrauten Personen, die anonym bleiben möchten, erfahren hat. Der Ausverkauf veranlasste den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz dazu, sich öffentlich hinter die Bank zu stellen, und nannte sie eine "sehr profitable Bank".
Auf einer Pressekonferenz in Brüssel versuchte er auch, die Nerven zu beruhigen, indem er sagte, die Bankenaufsicht in Europa sei "robust und stabil".

Zuerst handeln und dann fragen
"Es ist ein klarer Fall, dass der Markt zuerst verkauft und später Fragen stellt", sagte Paul de la Baume, Senior Market Stratege bei der FlowBank. Der Chef der deutschen Bankenaufsicht BaFin sagte am Mittwoch, dass die Bankkonkurse in den USA zwar kein direktes Risiko für die europäischen Bankenmärkte darstellten, aber die Gefahr bestehe, dass es zu einer "Ansteckung über die Psychologie der Märkte" komme.

CDS Spreads für DB Senior-Risiko zuletzt wieder etwas beruhigt
Credit Default Swaps auf die fünfjährigen vorrangigen Anleihen wurden Freitagnachmittag bei rund 200 Basispunkten laut ICE Data Services notiert, verglichen mit rund 220 Basispunkten
einige Stunden früher. Das Volumen der von der Deutschen Bank an die Marktteilnehmer übermittelten CDS-Notierungen ist in dieser Woche um 30 Prozent gegenüber dem
Monatsanfang gestiegen, so ICE CDS Data. Dies deutet auf eine Nachfrage nach dem Kauf von Absicherung der Deutsche Bank-Risiken hin, die insbesondere vor allem von Hedgefonds getrieben wurde, so eine Bloomberg-Informant.

Irrationale Marktzustände
"Wir betrachten dies als einen irrationalen Markt", schrieben etwa Citigroup Analysten wie Andrew Coombs in einem Vermerk, der Bloomberg vorliegt. "Das Risiko besteht darin, dass verschiedene Schlagzeilen in den Medien psychologisch auf die Einleger auswirken, unabhängig davon, ob die ursprünglichen Gründe dafür richtig waren oder nicht". Das Short-Interesse an der Deutschen Bank erreichte am Dienstag den höchsten Stand seit Mai, wie aus Daten von IHS Markit hervorgeht. Das Short Interest lag am Donnerstag bei 2,6 Prozent der ausstehenden Aktien gegenüber weniger als einem Prozent Anfang Februar.

Weit verbreitetes De-Risking
"Die jüngste Ausweitung der CDS-Spreads der Deutschen Bank steht unserer Ansicht nach im Zusammenhang mit One Way Trades, die auf einen Risikoabbau bei allen Marktteilnehmern hinauslaufen", schrieben Analysten von J.P. Morgan einschließlich Kian Abouhossein. "Wir sehen dies und den damit verbundenen Aktienkursrückgang nicht als Ausdruck der Fundamentaldaten."

Stärke der Rückzahlung zum First Call als Schwäche interpretiert
Da die Märkte sich in einem Zustand erhöhter Angst befanden, wurden Anzeichen von Stärke ignoriert und vielmehr von Investoren als Zeichen von Schwäche gedeutet. Die Ankündigung der Deutschen Bank vom Freitag, eine Rückkauf einer tief nachrangigen Anleihe erfolgte am ersten Tag, an dem der Kreditgeber das Recht hatte, diesen Bond zu kündigen. Doch statt das Vertrauen zu stärken, stiegen die Credit Default Swap Spreads der Bank im Gefolge dieser unter normalen Umständen vertrauensbildenden Maßnahme sprunghaft an.

Hausaufgaben gemacht
Die Bank hat vor kurzem einen vierjährigen Sanierungsplan hinter sich gebracht, der Tausende von Stellenstreichungen und den Ausstieg aus großen Teilen des Investmentbanking umfasste. CEO Christian Sewing, der das Ruder im Jahr 2018 übernahm, sondierte 2019 auf Drängen der Regierung sogar einen Deal mit dem deutschen Rivalen Commerzbank, entschied sich dann aber dagegen.

CRE-Exposure und Derivatebuch machen Angst
Die Investoren waren besorgt über das Engagement der Deutschen Bank in US-Gewerbeimmobilien und das große Derivatebuch, so Stuart Graham, Analyst von Autonomous Research. Doch beide Risiken seien "gut bekannt" und "nicht sehr beängstigend", fügte er in einer Notiz hinzu, aus der Bloomberg zitiert. "Wir haben keine Bedenken hinsichtlich der wirtschaftlichen Lebensfähigkeit oder der Aktiva der Deutschen Bank", schrieb Graham. "Um es ganz klar zu sagen - die Deutsche ist nicht die nächste Credit Suisse." Sein Wort in Gottes Ohr.... (kb)

Dieses Seite teilen