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BlueBay-CIO Dowding über die Zinsentwicklung und drohende Systemrisiken

In den Vereinigten Staaten könnten die Zinsen ihren Höchststand früher erreichen als erwartet, prognostiziert der Chief Investment Officer bei RBC BlueBay Asset Management. Baldige Zinssenkungen in den USA sollten institutionelle Investoren aber auch nicht warten.

Mark Dowding, RBC BlueBay AM: „Der US-Zinserhöhungszyklus könnte vor dem Ende stehen.“
Mark Dowding, RBC BlueBay AM: „Der US-Zinserhöhungszyklus könnte vor dem Ende stehen.“© BlueBay Asset Management

„Probleme im Finanzsektor haben auch in der vergangenen Woche die Schlagzeilen beherrscht. In den USA deuten jüngste Entwicklungen auf strengere Standards bei der Kreditvergabe der Banken hin. Das hat eine Verschärfung der finanziellen Bedingungen zur Folge. Die Auswirkungen sind schwierig abzuschätzen. Der Vorsitzende der US-Notenbank Jerome Powell hat jedoch eingeräumt, dass sie denen einer Zinserhöhung von 25 oder 50 Basispunkten gleichkommen könnten. Daher sollte ein niedrigerer Höchststand der Fed Funds eingepreist werden", schreibt Mark Dowding, Chief Investment Officer bei RBC BlueBay Asset Management, in einem aktuellen Marktkommentar.

Vor diesem Hintergrund wurde die Entscheidung der Fed, die US-Leitzinsen um 25 Basispunkte zu erhöhen, als dovish angesehen – in der Hoffnung, dass der Zinszyklus nun kurz vor seinem Höhepunkt steht. Letztlich wird viel von den Wachstums- und Inflationsdaten der kommenden Monate abhängen. Eine weitere Anhebung um 25 Basispunkte Anfang Mai könnte aber die letzte Anhebung in diesem Zyklus darstellen, glaubt Dowding.

Schwächere Daten erwartet
Dowding würde es nicht überraschen, wenn die im kommenden Monat eingehenden Wirtschaftsdaten etwas schwächer ausfallen. Der Grund: Das milde Wetter im Januar und Februar ist einem rauen März gewichen. RBC BlueBay AM vermutet jedoch, dass die Kerninflation noch einige Zeit erhöht bleibt. Außerdem werde es eine Weile dauern, bis sich die Abschwächung der Wirtschaft stärker auf den Arbeitsmarkt auswirkt.

"Wir bezweifeln daher, dass es vor Ende dieses Jahres zu Zinssenkungen kommen wird. Die Markterwartungen, die eine schnellere Umstellung auf eine akkommodierende Geldpolitik beinhalten, sind unserer Meinung nach falsch", betont Dowding.

Hektische Tage für Financials
In Europa lag das Hauptaugenmerk in den vergangenen Tagen auf dem Zusammenbruch der Credit Suisse. Obwohl sich die Spreads im Laufe der Woche weiter vergrößert haben, scheinen sich die Aussichten für die Banken in Europa zumindest bis Donnerstag-Abend wieder beruhigt zu haben, bevor am Freitag neue Ängste aufkamen.

Hinsichtlich der Perspektiven für die europäischen Banken ist das operative Umfeld so gut ist wie seit über zehn Jahren nicht mehr. Höhere Zinssätze haben zu einer Verbesserung der Nettozinsmargen im gesamten Sektor geführt, erinnert Dowding.

Auch wenn Silicon Valley Bank und Credit Suisse an Bear Stearns und Lehman Brothers erinnern: Dowding ist der Meinung, dass die Situation heute ganz anders ist als 2008. Zur Zeit der Finanzkrise verzeichneten die Banken wachsende Verluste bei US-Hypotheken und die Kreditqualität verschlechterte sich in alarmierendem Tempo. Der hohe Verschuldungsgrad und die schwache Regulierung verschärften diese Probleme noch.

Heute sind laut Dowding die Bilanzen in einem wesentlich besseren Zustand." Wir gehen daher nicht davon aus, dass ein systemisches Risiko besteht. Die Wahrscheinlichkeit einer kurzfristigen Rezession ist vermutlich sehr gering", erklärt Dowding.

Weitere Zinserhöhungen in Euroland, Euro könnte aufwerten
Im weiteren Jahresverlauf ist ein langsameres Wachstum wahrscheinlich. Momentan aber behalten die Volkswirtschaften ihren Schwung bei. In der Eurozone fallen Wachstum und Inflation wesentlich stärker aus als noch vor einigen Monaten erwartet.

"Wir sind deshalb weiterhin der Meinung, dass die Europäische Zentralbank die Zinsen bis zu ihrem Höchststand noch einige Male anheben muss. Die Straffung der Geldpolitik wird in der Eurozone nun schneller vonstattengehen als in den USA. Vor diesem Hintergrund tendieren wir eher zu der Ansicht, dass der Euro gegenüber dem US-Dollar weiter aufwerten könnte", prognostiziert Dowding abschließend. (aa)


Veranstaltungshinweis:
RBC BlueBay Asset Management zählt zu den internationalen Sponsoren des 14. Institutional Money Kongresses, der von 18. bis 19. April 2023 im Frankfurter Congress Center stattfindet. CIO Mark Dowding wird ein aktuelles Bild der Märkte zeichnen und hoffentlich wie im sehr gut besuchten Vorjahres-Workshop am IMK 2022 ein paar hoch rentable "Investmenttipps" abgeben. Mehr Details und eine Anmeldemöglichkeit finden Sie nachfolgend:

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