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Credit Suisse: Nicht alle Nachranganleihen bekommen einen Hair Cut

Dass sich bei Nachranganleihen im Finanzsektor eine genaue Kenntnis der Regulierung und der jeweiligen Prospekte lohnt, beweist eine Nachranganleihe der Credit Suisse. Smarte Investoren konnten damit zwischenzeitlich satte Trading-Gewinne einstreichen.

Manche Investoren können einen Haircut vermeiden.
Manche Investoren können einen Haircut vermeiden.© Zamrznuti tonovi / stock.adobe.com

Die Inhaber der riskantesten Anleihen der Credit Suisse Group haben mit der staatlich eingefädelten Übernahme der Bank durch die UBS Group zumindest laut derzeitigem Wissensstand einen Totalverlust erlitten. Diesem Schicksal entgehen jedoch diejenigen, in deren Portfolio sich eine vor zehn Jahren begebene Tier-2-Anleihe des Instituts befindet, berichtet Bloomberg News.

Tier 2-Bond kommt zumindest vorläufig ungeschoren davon
Der 2,5 Milliarden Dollar schwere Bond, der im Jahresverlauf fällig wird, weist einige Merkmale auf, die denen der 16 Milliarden Franken an AT1-Anleihen ähneln, welche abgeschrieben werden. Aufgrund von Besonderheiten bei der Einführung dieser Kapitalinstrumente nach der Finanzkrise in der Schweiz wird die Anleihe jedoch als Tier-2-Kapital gezählt. Bei dieser höherwertigen Art von Schuldtiteln müssen die Inhaber in der Regel nur Verluste tragen, wenn eine Bank nicht mehr lebensfähig ist.

Die Tier-2-Anleihe wird nach Angaben des Analysehauses CreditSights nicht abgeschrieben. “Sie wird vermutlich neben den vorrangigen Anleihen der CS eine Verpflichtung der vergrößerten UBS bleiben”, schrieb der Bankexperte des Hauses, Simon Adamson, in einer Analyse. Die Anleihe habe “eine ungewöhnliche Struktur” und gemeinsame Merkmale sowohl von simplen Tier-2-Papieren als auch von AT1-Anleihen.

UBS-Chef Ralph Hamers hatte in einer Telefonkonferenz gestern Investoren mit Fragen zu der Anleihe noch auf einen späteren Zeitpunkt vertrösten müssen. Im Moment scheinen Händler eher davon auszugehen, dass die Anleihe nicht abgeschrieben wird. Der Kurs des Papiers liegt bei rund 75 Cent je Dollar. Zu Beginn des Londoner Montagshandels waren es noch lediglich rund 50 Cent. Zum Vergleich: AT1-Anleihen der Credit Suisse notieren laut CBBT-Preisen auf dem Bloomberg-Terminal bei rund 2,0 Cent je Euro.

AT1-Verluste à la Credit Suisse sollen in EU Ausnahme bleiben
Die europäische Bankenaufsicht bekräftigte am Montag, dass sie in ihrem Bereich die Verluste von strauchelnden Banken weiterhin zuerst den Aktionären aufbürden wird, bevor sie Anleihegläubiger heranzieht.

Die drei wichtigsten Behörden der Europäischen Union — Single Resolution Board, Europäische Bankenaufsichtsbehörde und EZB-Aufsichtsgremium — erklärten in einer gemeinsamen Mitteilung, dass “die Instrumente des harten Kernkapitals die ersten sind, die Verluste auffangen müssen”. Auch tief nachrangige Anleihen wie das sogenannte Additional-Tier-1-Kapital (AT1), das bei der Credit Suisse abgeschrieben wurde, müsse “erst nach vollständigem Gebrauch” des Aktienkapitals herangezogen werden, so das Behörden-Trio.

Diese Auffassung trifft sich mit der Sicht von Bloomberg Intelligence. Bankenspezialist Jeroen Julius zufolge haben nur die AT1-Anleihen der Credit Suisse und der UBS Group in ihren Konditionen eine Klausel, die eine dauerhafte Abschreibung ermöglicht. Bei anderen großen Banken in EU und Großbritannien gebe es zuweilen die Möglichkeit temporärer Abschreibungen, oder der Umwandlung in Aktien. Daher seien die Inhaber von AT1-Papieren dort potenziell stärker gegen einen Komplettverlust geschützt.

Die Abschreibung bei den AT1-Anleihen der Credit Suisse ist die bisher größte auf Papiere dieser Art, die in Europa einen rund 250 Milliarden Euro schweren Markt darstellen. Bislang wurden erst einmal AT1-Bonds abgeschrieben, als 2017 die spanische Banco Popular von der Banco Santander für einen Euro übernommen wurde. Allerdings ging hier der Verlust von 1,35 Milliarden Euro AT1-Anleihen einher mit der vollständigen Abschreibung des Eigenkapitals.

Wenn der Markt für AT1-Neuemissionen wieder öffnet, könnte die Aktienumwandlung zum vorherrschenden Mechanismus zur Verlustabsorption werden, erwartet Bloomberg-Intelligence-Analyst Julius. Dies würde die Zuversicht der Anleger erhöhen, keinen Totalverlust befürchten zu müssen. (aa)

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