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EZB-Granden Guindos und Wunsch äußern sich "falkish"

Wenn die Inflation, insbesondere die Kerninflation. weiterhin so hoch bleibt, sind laut dem EZB-Rat Pierre Wunsch durchaus auch Zinssätze von vier Prozent in der Eurozone möglich. Aber auch EZB-Vizepräsident Luis de Guindos hat sich zur hohen Kerninflation geäußert.

Immer mehr Zeichen sprechen dafür, dass die Zinsen in der Eurozone noch stärker erhöht werden.
Immer mehr Zeichen sprechen dafür, dass die Zinsen in der Eurozone noch stärker erhöht werden.© fotogestoeber / stock.adobe.com

Der belgische EZB-Rat Pierre Wunsch hat Marktwetten bestärkt, dass die Leitzinsen der Europäische Zentralbank ihr Gipfelniveau bei 4,0 Prozent erreichen werden, sollte der Preisdruck bei der Kerninflation besehen bleiben. Das ist einem Bloomberg-Bericht zu entnehmen.

Wie weit die Zinskosten angehoben werden müssen “hängt sehr stark von der Entwicklung der Kerninflation ab”, sagte der Chef der belgischen Notenbank Journalisten am Donnerstag in Brüssel. “Wenn wir keine klaren Signale erhalten, dass die Kerninflation zurückgeht, werden wir mehr tun müssen.”

Ein Zinsniveau von vier Prozent wäre damit “nicht ausgeschlossen”, so Wunsch. “Ich möchte aber betonen, dass ich kein Urteil darüber abgeben werde, wohin die Zinsen gehen müssen, ohne die Entwicklung der Kerninflation zu berücksichtigen.”

Kerninflation gibt Anlass zur Sorge
Die EZB-Räte konzentrieren sich bei der Festlegung ihres geldpolitischen Kurses zunehmend auf die Entwicklung der zugrunde liegenden Inflation, die Posten wie Energie und Nahrungsmittel ausklammert. Die Kernteuerung im Euroraum hat entgegen der Erwartung der Volkswirte im Februar einen Rekordwert von 5,6 Prozent erreicht, obgleich die Gesamtinflation leicht zurückging.

Den europäischen Daten vom Donnerstag vorausgegangen waren bereits nationale Inflationszahlen, die über den Erwartungen lagen. Sie schürten am Geldmarkt erstmals die Erwartung, dass das Maximalniveau der EZB-Leitzinsen im Zyklus bei 4,0 Prozent liegen dürfte.

Top-Banken gehen von höheren Zinsen aus
Ökonomen folgen diesem Argument. Barclays, BNP Paribas, Danske Bank und Morgan Stanley gehen nun alle davon aus, dass der Einlagensatz letztendlich dieses Niveau erreichen wird, und teilen weitgehend die Auffassung von Wunsch.

“Ein viel späterer Höhepunkt der Kerninflation ist der Katalysator für weitere EZB-Erhöhungen in den kommenden Monaten”, so Ökonomen von Morgan Stanley unter der Leitung von Jens Eisenschmidt am Freitag in einer Kundenmitteilung. “Unser neuer Inflationspfad sieht die EZB auf der Mai-Sitzung mit einer steigenden Kerninflation konfrontiert.”

Die Zentralbanker sind besorgt, dass ein solch hartnäckiger Preisdruck die Arbeitnehmer dazu veranlassen könnte, höhere Gehälter zu verlangen, was eine weitere Runde von Preissteigerungen auslösen und die Aufgabe erschweren könnte, die Inflation auf das Zwei-Prozent-Ziel zurückzuführen.

Laut dem am Donnerstag veröffentlichten Protokoll diskutierten die Notenbanker das Thema auf ihrer letzten Zinssitzung im Februar ausführlich. Einige warnten davor, sich zu sehr auf die zugrundeliegende Messgröße zu konzentrieren und sagten, dass sich Elemente der Kerninflation recht schnell ändern könnten (Institutional Money berichtete).

Analysten der Danske Bank erhöhten diese Woche ihre Prognose für den Gipfel des Einlagensatzes der EZB auf vier Prozent und führten eine robuste Wirtschaft und eine hartnäckige Kerninflation als Gründe dafür an, die Kreditkosten “länger im restriktiven Bereich” zu halten. Derzeit liegt der Satz bei 2,5 Prozent.

Guindos nennt Kerninflation ‘sehr, sehr wichtig’ für die EZB
Der Vizepräsident der Europäischen Zentralbank, Luis de Guindos, hat erneut betont, dass der Fokus der Währungshüter bei der Entscheidung über den geldpolitischen Kurs derzeit vor allem auf der Kerninflation liegt. Das ist einem anderen Bloomberg-Bericht zu entnehmen.

Während sich die Gesamtinflation von derzeit 8,5 bis Mitte 2023 auf unter 6,0 Prozent verlangsamen dürfte, könnte sich jenes Maß der Teuerung, das volatile Posten wie Lebensmittel und Energie ausklammert, als hartnäckiger erweisen, sagte Luis de Guindos am Freitag auf einer Veranstaltung in Madrid.

“Im März werden wir einige Projektionen und mehr Daten über die Entwicklung der zugrunde liegenden Inflation haben”, sagte Guindos an der CUNEF-Universität. “Die zugrunde liegende Inflation ist sehr, sehr wichtig.”

Wegen des anhaltenden Preisdrucks in der Eurozone gilt eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte am 16. März als so gut wie sicher. Die Geldmärkte preisen derzeit einen Gipfel von vier Prozent für den Einlagensatz der EZB ein, der derzeit bei 2,5 Prozent steht.

Guindos zufolge muss sich die Inflation erst wieder deutlich dem Zielwert von zwei Prozent annähern, bevor die EZB ihre Straffung beenden kann. Er lehnte es ab, eine Schätzung abzugeben, wie weit die Zinsen steigen müssen. (aa)

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