Logo von Institutional Money
| Märkte

Joachim Nagel fordert stärkeres Quantitative Tightening

Der Chef der Deutschen Bundesbank will eine radikalere EZB-Bilanzdiät, um dem Finanzsystem zur Bekämfung der zu hohen Inflation einen Teil der Liquidität zu entziehen. Des Weiteren wurde bekannt, dass die Bundesbank ein Nullergebnis nur durch die Auflösung von Rückstellungen erreicht hat.

Joachim Nagel, Deutsche Bundesbank und EZB-Ratsmitglied
Joachim Nagel, Deutsche Bundesbank und EZB-Ratsmitglied© Gaby Gerster / Deutsche Bundesbank

Bundesbankpräsident Joachim Nagel spricht sich für eine Beschleunigung des Bilanzabbaus der Europäischen Zentralbank aus, um die Bekämpfung der Inflation zu unterstützen. Wegen des nach wie vor zu hohen Preisdrucks hält Deutschlands oberster Währungshüter außerdem größere Zinsschritte auch in den Monaten nach März für möglich. Das ist einem Bloomberg-Bericht zu entnehmen.

Nagel, selbst Mitglied des EZB-Rates, sagte am Mittwoch voraus, dass die Inflationsrate nur langsam zurückgehen und etwa in Deutschland im Jahresschnitt zwischen sechs und sieben Prozent liegen wird.

Ab Juli stärkeres Qantitative Tightening
Deshalb drängt Nabel beim Abbau der in den letzten Jahren angehäuften Anleihen in der Bilanz der Zentralbank aufs Tempo. Es gebe “keinen Grund, das Finanzsystem dauerhaft derart üppig mit Liquidität wie gegenwärtig zu versorgen”, sagte er. “Ich bin deshalb dafür, im Lichte der bis dahin gewonnenen Erfahrungen von Juli an einen steileren Abbaupfad zu wählen. Ich gehe davon aus, dass die Märkte den Abbau der Anleihebestände des Eurosystems gut verkraften werden.”

Nach dem überraschenden Anziehen der Inflation in Spanien und Frankreich am Dienstag erwarten die Geldmärkte inzwischen einen deutlich höheren Zinsgipfel von vier Prozent von der EZB. Derzeit steht der Einlagensatz bei 2,5 Prozent, wird aber mit ziemlicher Sicherheit am 16. März auf 3, Prozent angehoben.

Am Mittwoch hat Deutschland die Zahlen für den Februar vorlegt. Am Donnerstag folgen die Zahlen für die gesamte Eurozone. Analysten schätzen, dass sich der Preisanstieg im Februar von 8,6 Prozent auf 8,3 Prozent verlangsamt hat.

Besonderes Augenmerk wird auf der Kerninflation liegen, bei der die Energie- und Lebensmittelkosten herausgerechnet werden und die sich im Gegensatz zur Gesamtinflation bisher nicht abgeschwächt hat. Sie wird weiterhin bei einem Rekordwert von 5,3 Prozent gesehen.

Auflösung von Rückstellungen
Nagels Bundesbank meldete am Mittwoch für das vergangene Jahr ein Null-Ergebnis. Dafür mussten allerdings Wagnisrückstellungen in Höhe von einer Milliarde Euro aufgelöst werden, da in der Bilanz der Notenbank die jüngsten Zinserhöhungen mit den Niedrigzins-Anleihen auf der Habenseite kollidieren.

Die Bundesbank erklärte, dass sich die Verluste in den kommenden Jahren verschlimmern werden und möglicherweise nicht vollständig durch die gebildeten Rückstellungen gedeckt werden, von denen noch 19,2 Milliarden Euro übrig sind. Sollten Verluste entstehen, würden diese auf neue Rechnung vorgetragen und dann mit künftigen Gewinnen ausgeglichen werden, sagte die Bank. Das würde bedeuten, dass eine Kapitalspritze der Bundesregierung nicht erforderlich ist.

Auch die EZB meldete letzte Woche einen Nullgewinn für 2022, für den sie ebenfalls in den letzten Jahren gebildete Puffer eingesetzt hat. (aa)

Die Bundesbank schrieb zuletzt in den 1970ern Verluste

Dieses Seite teilen