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Joachim Nagel deutet EZB-QT ohne Obergrenzen an

Bundesbankpräsident Joachim Nagel meint, dass die Europäische Zentralbank (EZB) im Gegensatz zu anderen Notenbanken das Tempo ihres Bilanzabbaus nicht a priori begrenzen muss. Er verwies auf “hinreichend resiliente” Finanzmärkte und schlägt eine einfache und transparente Vorgehensweise vor.

Dr. Joachim Nagel, Deutsche Bundesbank
Dr. Joachim Nagel, Deutsche Bundesbank© Alex Kraus / Bloomberg News

Zentralbanken wie die Federal Reserve haben in der Vergangenheit Obergrenzen dafür festgelegt, wie schnell sie ihre Bilanz schrumpfen lassen. Damit wollten sie erreichen, dass die Anleger bei der sogenannten quantitative Straffung an Bord bleiben. Die Frage der Obergrenzen ist in der öffentlichen Debatte in der Eurozone bisher kaum aufgetaucht. Das wird nun dringlicher: Denn die Währungshüter in Frankfurt wollen in diesem Monat über die wichtigsten Elemente ihrer Strategie zum Abbau von Vermögenswerten in Höhe von fast fünf Billionen Euro entscheiden. Darüber berichtet Bloomberg News.

“Wenn wir auslaufende Anleihen im APP-Portfolio nicht mehr ersetzen, sinkt der Anleihebestand automatisch: Monat für Monat um die jeweiligen Fälligkeiten”, sagte Nagel auf einer Veranstaltung in Darmstadt, laut seiner von der Bundesbank veröffentlichten Präsentation. “Die Märkte sollten ein passives Auslaufenlassen vom ersten Quartal 2023 an gut verkraften.”

Die Fälligkeiten in der nahen Zukunft seien “wesentlich geringer” als die monatlichen Ankaufvolumina der Vergangenheit, und es gebe ohnehin “zahlreiche Sicherheitsnetze”, sagte er. Zur Erinnerung: Die EZB reinvestiert auslaufende Anleihen aus ihrem Pandemieprogramm nach wie vor flexibel und hat Anfang des Jahres ein neues Instrument zur Bewältigung möglicher Marktspannungen vorgestellt.

Einfache und transparente Vorgehensweise
Fällige Anleihen nicht zu ersetzen, wäre die “einfachste und transparenteste Vorgehensweise”, die EZB-Bilanz zu verkürzen, sagte der Bundesbankchef. Es würde konsistent zur Leitzinserhöhung auf die Zinsstrukturkurve wirken, den Mangel an Sicherheiten beheben und Überschussliquidität reduzieren und außerdem die Entschlossenheit des EZB-Rates unterstreichen, die Inflation wieder auf das Zwei-Prozent-Ziel zurückzuführen.

Nagel erklärte, dass weitere Zinserhöhungen erforderlich seien, und wies auf die Gefahr hin, dass sich die langfristigen Inflationserwartungen “entankern” könnten, wenn die Zentralbanker nicht energisch handelten. Während die Prognosen mittelfristig eine Verlangsamung des Preisdrucks signalisierten, deuteten die Aufwärtskorrekturen der Vergangenheit auf große Unsicherheit hin. (aa)

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