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Joachim Nagel fordert robuste EZB-Straffung wegen hoher Inflation

Die Europäische Zentralbank sollte nach dem Willen von Ratsmitglied Joachim Nagel auf ihrer Sitzung in diesem Monat eine weitere “robuste” Zinserhöhung vornehmen, um sicherzustellen, dass die Preiserwartungen von Haushalten und Unternehmen verankert bleiben.

Bundesbank-Präsident und EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel
Bundesbank-Präsident und EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel© Frank Rumpenhorst

“Eine dauerhaft höhere Inflation ist der größte Wachstumsbremser und Dämpfer für den Wohlstand”, sagte der Bundesbankpräsident bei einem gemeinsamen Pressegespräch in Washington mit Finanzminister Christian Lindner, wie Bloomberg berichtet. Innerhalb des 25-köpfigen EZB-Rates bestehe “Einigkeit” darüber, dass die Währungshüter im nächsten Jahr die Frage der Reduzierung der billionenschweren Anleihebestände, die die EZB während der jüngsten Krisen angehäuft hat, in Angriff nehmen werden, so Nagel.

Quantitative Tightening bei der EZB soll 2023 kommen
Hintergrund der Äußerungen ist die Tatsache, dass zwei Wochen vor der nächsten Zinsentscheidung der EZB eine erneute Zinserhöhung um 75 Basispunkte erwartet wird, obwohl gleichzeitig die Sorge vor einer drohenden Rezession wächst. Mit dem Anstieg der Zinsen verlagert sich der Schwerpunkt auf die sogenannte quantitative Straffung - ein Prozess, den andere Zentralbanken bereits eingeleitet haben.

Inflationsbekämpfung hat für Lindner Priorität
Lindner zufolge hat die Bekämpfung der Inflation “Priorität” und sollte mit Entschlossenheit angegangen werden. “Es geht nicht darum, eine Rezession zu provozieren, aber die Inflation so zu bekämpfen, dass auf der anderen Seite die Abkühlung des wirtschaftlichen Klimas so gering und so kurzfristig wie nur möglich ist”, sagte er. “Aber die Priorität ist, Inflation zu bekämpfen.“

Spannungsverhältnis: Fiskalpolitik in Euroland darf Geldpolitik nicht konterkarieren
Obwohl sich die wirtschaftlichen Aussichten verschlechtert haben und die Unsicherheit im Energiebereich die Investitionen und den Verbrauch belastet, geht die von Nagel geleitete Bundesbank davon aus, dass das Land in diesem Winter Energierationierungen vermeiden kann. Vieles werde jedoch vom Verbraucherverhalten abhängen, sagte er. Die Inflation in Deutschland werde im Jahr 2023 stärker ausfallen als derzeit prognostiziert und zwischen sieben und acht Prozent liegen, sagte Nagel. Die Hilfspolitik der Regierungen des Euroraums dürfe die Geldpolitik nicht konterkarieren, mahnte der Zentralbanker. “In dieser Ausnahmesituation müssen Geld- und Fiskalpolitik Verbündete sein”, sagte er und plädierte für gezielte staatliche Unterstützungsmaßnahmen, um den Auswirkungen der Energiekrise entgegenzuwirken. (kb)

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