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Diese EZB-Räte sprechen sich für eine restriktive Geldpolitik aus

Einige dem Falkenlager zugehörende EZB-Räte haben in den vergangen Tagen die Entschlossenheit betont, über hohe Zinserhöhungsschritte gegen die Inflation anzukämpfen. Dazu gehört auch der Deutsche Bundesbankpräsident Joachim Nagel.

Im EZB-Gebäude in Frankfurt besteht hoher Diskussionsbedarf .
Im EZB-Gebäude in Frankfurt besteht hoher Diskussionsbedarf .© KK imaging / stock.adobe.com

Zahlreiche bekannte und mächtige Mitglieder des EZB-Rates meinen es sehr ernst im Kampf gegen die Inflation. Dazu zählt auch Joachim Nagel. Trotz fallender Preissteigerungsraten sei der Kampf der Europäischen Zentralbank gegen die Inflation laut Bundesbankpräsident Nagel noch nicht vorüber. Das ist einem Bloomberg-Bericht zu entnehmen.

“Unsere Aufgabe ist es, die Preise in der Eurozone stabil zu halten — und die Inflation ist in ganz Europa viel zu hoch”, sagte er in einem Interview mit L’Express. “Wir müssen die Inflation eindämmen. Unsere Aufgabe ist noch nicht erledigt.”

Im EZB-Rat verschärft sich die Debatte über den künftigen geldpolitischen Kurs. Während eine weitere Anhebung der Kreditkosten um einen halben Punkt auf der Februar-Sitzung bereits beschlossene Sache zu sein scheint, ist das Ergebnis für März derzeit weniger klar.

Falken wie Robert Holzmann aus Österreich und Klaas Knot aus den Niederlanden bestehen ebenfalls auf einer längeren Abfolge von größeren Schritten. Die EZB hat die Zinsen seit Juli um 250 Basispunkte erhöht.

Im gemeinsamen Interview mit Nagel betonte sein französischer Amtskollege Francois Villeroy de Galhau, dass die EZB “wahrscheinlich bis zum Sommer den Höhepunkt der Zinsen erreicht haben wird.”

Villeroy geht davon aus, dass die Inflation bis Ende 2024 oder Anfang 2025 auf die Zwei-Prozent-Marke zurückgehen wird. “Der EZB-Rat ist entschlossen, mittelfristig eine Inflationsrate von 2,0 Prozent im Euroraum zu erreichen”, sagte Nagel. “Wir müssen alles Notwendige tun, um die Preisstabilität wiederherzustellen.”

Litauens Zentralbankchef ist ebenfalls ein Falke
Es gebe keinen Grund, von dem von der EZB im Dezember festgelegten Zinspfad abzuweichen — selbst angesichts fallender Energiepreise und einer Inflationsrate, die nicht mehr auf Rekordniveau liegt, so der litauische Zentralbankchef und Ratsmitglied Gediminas Simkus in einem Interview in Vilnius. Die geldpolitische Straffung werde möglicherweise nicht vor dem Sommer abgeschlossen sein, sagte er.

“Die Kerninflation bleibt hoch und zeigt, dass der Kampf gegen die Inflation noch nicht vorbei ist”, sagte Simkus am Dienstag. “Es spricht viel dafür, den für die kommenden Sitzungen festgelegten Kurs der Anhebung um 50 Basispunkte beizubehalten. Meiner Meinung nach müssen diese Schritte um 50 Basispunkte ohne jeden Zweifel vorgenommen werden.”

Die Äußerungen sind der jüngste Beitrag in einer sich entfaltenden Debatte darüber, ob der nachlassende Preisdruck bald kleinere Zinserhöhungen rechtfertigen wird. Eine zweite Anhebung um einen halben Punkt auf der Sitzung nächste Woche scheint beschlossene Sache zu sein, wodurch der Einlagensatz auf 2,5 Prozent steigen würde. Aber darüber hinaus wird die relative Einigkeit, die die Währungshüter während der bisherigen Straffung um 250 Basispunkte an den Tag gelegt haben, wahrscheinlich auf die Probe gestellt werden.

Diskussionsbedarf
Einige Notenbanker aus Südeuropa - darunter Yannis Stournaras aus Griechenland und Ignazio Visco aus Italien - drängen hingegen auf ein allmähliches Vorgehen. Auch EZB-Rat Fabio Panetta (Vizepräsident der Banca d'Italia) sprach sich laut einem Bloomberg-Bericht gegen eine Festlegung auf Zinserhöhungen über den Februar hinaus aus. Die Entscheidungen der Notenbank im Dezember basierten auf den damals verfügbaren Prognosen, führte er aus. Im März werde es neue geben und darauf fußend sollte die Situation neu bewertet werden.

Inflation bahnt sich weiterhin ihren Weg durch das Preisgefüge
Simkus nannte laut Bloomberg steigende Löhne als einen der Hauptgründe, warum das Preiswachstum hoch bleiben wird, und sagte, dass dies eine geldpolitische Reaktion erfordere. Die Arbeitnehmer im Euroraum haben ihre Lohnforderungen erhöht, da die Inflation ihre Einkommen aufzehrt und die angespannten Arbeitsmärkte ihre Verhandlungsposition verbessert haben.

“Der Druck auf das Lohnwachstum nimmt zu — ich erwarte, dass die Lohnerhöhungen den langfristigen Durchschnitt im Euroraum übersteigen werden”, sagte er. “Das ist etwas, das passiert und das wir berücksichtigen müssen, weil es die Kerninflation beeinflusst.”

Die wirtschaftlichen Aussichten für die Region haben sich in den letzten Wochen aufgehellt, unter anderem dank sinkender Erdgaspreise bei warmem Winterwetter und gut gefüllten Speichern. Dennoch wies Simkus darauf hin, dass die Auswirkungen des letztjährigen Preisanstiegs, der auf den Krieg in der Ukraine zurückzuführen ist, zum Teil noch ausstehen.

“Der Anstieg der Gaspreise spiegelt sich möglicherweise noch nicht vollständig in den Konsumgütern wider”, betonte er. Und trotz des jüngsten Rückgangs seien die aktuellen Marktpreise “viel höher als früher.”

Anleger gehen davon aus, dass die EZB ihren Leitzins bis etwa Mitte des Jahres auf nahezu 3,50% anheben wird. Simkus sagte, es sei noch zu früh, um zu sagen, wo der Höchststand liegen wird, und dass es “unwahrscheinlich” ist, ihn vor dem Sommer zu erreichen.

“Für mich ist klar, dass das derzeitige wirtschaftliche Umfeld eine Anhebung um 50 Basispunkte in den kommenden Sitzungen erfordert”, sagte er. “Wenn wir uns auf die ferneren Zeiträume des Sommers oder des nächsten Herbstes zubewegen, müssen wir abwarten und sehen.”

Eine Zinssenkung in diesem Jahr - wie von einigen Ökonomen vorhergesagt - sei “nicht sehr wahrscheinlich”, sagte er. (aa)

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