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Mark Dowding: Markt ist betreffend der Geldpolitik zu optimistisch

Die Hoffnung auf eine zeitnahe geldpolitische Wende sei verfrüht, warnt der Chief Investment Officer von BlueBay Asset Management. Ein Grund für seine Einschätzung ist, dass die Kerninflation wesentlich langsamer als die Gesamtrate sinkt.

Mark Dowding, BlueBay Asset Management
Mark Dowding, BlueBay Asset Management© BlueBay Asset Management

Unterstützt durch positive Wirtschaftsdaten sind die globalen Finanzmärkte gut ins Jahr 2023 gestartet. Die Hoffnung auf eine sich verlangsamende Inflation wurde in dieser Woche durch einen günstigen US-Erzeugerpreisindex genährt. Dazu kommen Basiseffekte: Die Energiepreise sind im Jahresvergleich nun niedriger. Es besteht daher Optimismus, dass sich die Verbraucherpreisindizes in den kommenden Monaten wieder auf das Zielniveau zubewegen könnten – was einen geldpolitischen Schwenk nach unten ermöglichen würde, begründet Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management, die jüngsten Kursanstiege bei Risikanlagen.

Dowding ist diesbezüglich jedoch skeptisch: "Wir geben jedoch zu bedenken, dass die Kernpreise – an denen sich die Notenbanken orientieren – viel langsamer fallen als die Gesamtraten. Die Lage auf den Arbeitsmärkten ist nach wie vor angespannt und die Wirtschaftstätigkeit weiterhin solide. Daher erscheint es verfrüht zu glauben, dass die US-Notenbank Fed oder die Europäische Zentralbank (EZB) zeitnah eine geldpolitische Wende ankündigen werden. Darüber hinaus werden sich die Entscheidungsträger unserer Einschätzung nach davor hüten, ihre Geldpolitik zu früh zu lockern."

US-Zinsen bleiben länger als vielfach erwartet oben
Angesichts eines etwas besseren Wachstumsumfelds können die Zentralbanken vorerst eine restriktive Haltung beibehalten. Dowding geht weiterhin davon aus, dass die Fed Funds Rate im Frühjahr über fünf Prozent liegen wird, bevor die Währungshüter eine Pause einlegen. Zinssenkungen vor dem letzten Quartal des Jahres hält Dowding für unwahrscheinlich – es sei denn, es kommt zu einer plötzlichen Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit im Sommer.

Für die Eurozone geht Dowding davon aus, dass die Zinssätze im Frühjahr über 3,0 Prozent liegen werden. Auf ihrer nächsten Sitzung wird die EZB wahrscheinlich eine Anhebung um 50 Basispunkte vornehmen. Unbestätigte Kommentare in dieser Woche deuteten darauf hin, dass sich das Tempo der geldpolitischen Straffung im März verlangsamen könnte. Man kann aber laut Dowding davon ausgehen, dass diese Aussagen eher von Befürwortern einer weniger restriktiven Geldpolitik innerhalb der EZB kamen und keine allgemeinere Einschätzung widerspiegeln.

"In der Tat war EZB-Ratsmitglied Klaas Knot bestrebt, einen wesentlich restriktiveren Kurs zu signalisieren. Wir rechnen zwar damit, dass sich die Debatte im EZB-Rat in den nächsten Monaten intensivieren wird. Allerdings sind wir der Meinung, dass die Befürworter einer restriktiveren Geldpolitik angesichts des Ausmaßes der Inflationsüberschreitung im Jahr 2022 – mit dem nur wenige gerechnet hatten – derzeit eindeutig die Oberhand haben", prognostiziert Dowding abschließend. (aa)

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