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Narrativ um US-Schulden: "So gut wie alles falsch"

Starökonom Barry Eichengreen warnt vor Hysterie rund um die US-Neuverschuldung. Weder das Tempo bei der Aufnahme, noch die Kosten der neuen Verbindlichkeiten stören den Berkeley-Mann, der am 19. April seine mit Spannung erwartete Keynote auf dem Institutional Money Kongress in Frankfurt halten wird.

Barry Eichengreen hält nicht viel davon, in Schuldenfragen den Teufel an die Wand zu malen. Am Institutional Money Kongress wird der Berkeley-Starökonom eine profunde Analyse der aktuellen makroökonomischen Herausforderungen abgeben.
Barry Eichengreen hält nicht viel davon, in Schuldenfragen den Teufel an die Wand zu malen. Am Institutional Money Kongress wird der Berkeley-Starökonom eine profunde Analyse der aktuellen makroökonomischen Herausforderungen abgeben.© Tim Flavor / Institutional Money

Die alljährliche Drohung eines finanziellen Shutdown, ausgelöst durch die Erreichung der Schuldenobergrenze, wie sie dieses Jahr am 19. Januar eingetreten ist, hat den US-Starökonom Barry Eichengreen auf den Plan gerufen. "Die Diskussion um die Schuldenobergrenze hat vor dem Hintergrund einer restriktive Fed dazu geführt, dass die Angst vor einer Anhäufung von Schulden und explodierenden Refinanzierungskosten immer virulenter wird", erklärt der Berkeley-Mann. "Wir sehen uns einem furchteinflößenden Narrativ gegenüber. Das einzige Problem: So gut wie alles daran ist falsch."

Schreckensszenario Staatspleite
Das wirkt auf den ersten Blick überraschend. Denn seit besagtem 19. Januar jongliert das US-Finanzministerium mit seinen Mitteln, um eine Staatspleite so lange wie möglich hinauszuzögern – und zwar bis sich Republikaner und Demokraten auf eine Anhebung der Schuldengrenze einigen. Aktuelle Prognosen gehen davon aus, dass die beiden Parteien dieses Jahr bis frühestens Juni, spätestens September Zeit haben, um zu einer Einigung zu gelangen. Ansonsten schlittern die USA zum ersten mal in ihrer Geschichte in einen Default.

Alles andere als katastrophal
Eichengreen, der am 19. April seine Keynote am Institutional Money Kongress halten wird, rechnet in seinem jüngsten Kommentar für das Project Syndicate jedenfalls vor, dass der "Schuldenanstieg in keiner Weise katastrophal" ist. Lag die Schuldenquote der USA im Jahr 2022 noch bei leicht über 100 Prozent, so wird sie bis zum Jahr 2033 um gerade einmal elf Prozent ansteigen." Auch die Kosten sind weniger dramatisch, als sie an die Wand gemalt werden. Demnach liegt die aktuelle Verzinsung für 10-jährige Treasuries bei 3,6 Prozent während das CBO (Congressional Budget Office) für diese Laufzeit eine durchschnittliche Inflation von 2,4 Prozent erwartet. Der reale Zins liegt demnach bei 1,2 Prozent, während das durchschnittliche jährliche Wachstum für die USA, ebenfalls laut CBO, bei 1,7 Prozent liegen sollte.

Falsche Prioritäten
Demnach stelle das aktuelle Tempo bei der Neu-Verschuldung im besten Falle "viel Lärm um nichts" dar, im schlechtesten Fall "lenkt es von den Schlachten ab, die die US-Verantwortlichen tatsächlich schlagen müssten". Die Schlachten, auf die sich Eichengreen bezieht, sind der Kampf gegen den Klimawandel, die Erneuerung der US-Infrastruktur sowie Investitionen in Bildung und Forschung. (hw)



Am 18. und 19. April 2023 findet im
Congress Center in Frankfurt der 14. Institutional Money Kongress statt. Neben Barry Eichengreen werden weitere Starredner wie Geopolitik-Experte Christoph Heusgen, Isabella Weber, die "Erfinderin" der Gaspreisbremse, "Mr. ifo-Index" Clemens Fuest, Top-Banker Axel Weber oder Nobelpreis-Favoritin Carmen Reinhart ihre neuesten und kontroversesten Thesen mit dem Publikum teilen. In rund 150 Workshops und Gruppengesprächen werden die aktuellsten Markttrends in Klein- und Kleinstgruppen vermittelt und bei Bedarf in One2Ones weiter auf individuelle Bedürfnisse heruntergebrochen. Da eine Teilnahme nur gegen Voranmeldung möglich ist, sichern Sie sich ihren Platz am besten ... jetzt.


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