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Axel Weber: „Zins- und Schuldendienste werden ihren Preis haben“

Axel Weber, ehemaliger UBS-Chef und Deutsche Bundesbank-Präsident zeichnet ein düsteres Marktbild – in seinem Eröffnungsvortrag des Institutional Money Kongresses wird der Starredner mit besten Kontakten zu Notenbankern und globalen Markt-Giganten seine Ein-, und Ansichten mit dem Publikum teilen.

Prof. Axel Weber, Keynote Speaker am 14. Institutional Money Kongress im Frankfurter Congress Center.
Prof. Axel Weber, Keynote Speaker am 14. Institutional Money Kongress im Frankfurter Congress Center.© Bryan van der Beek / Bloomberg

„Die Zins- und Schuldendienste werden ihren Preis haben“ – Worte, die fast wie eine Drohung klingen. Tatsächlich handelt es sich aber um die jüngste Einschätzung von Prof. Axel Weber – seines Zeichens ehemaliger Präsident der Bundesbank, Verwaltungsrat der Schweizer Großbank UBS und derzeit unter anderem Berater von Flossbach von Storch (FvS). Der Ökonom und Banker, der am 18. April den Eröffnungsvortrag des Institutional Money Kongresses 2023 halten wird, geht außerdem davon aus, dass „vor uns eine schwierige Phase liegt und ortet seitens der Zentralbanken – vor allem der Fed – „akuten Handlungsbedarf“. In den Ausführungen, die im Rahmen einer FvS-Veranstaltung erfolgten, ortet Weber bei rund 80 Prozent des Komponenten des Konsumentenpreisindex CPI (Consumer Price Index) eine Inflation von über fünf Prozent. Das spricht auch zukünftig für einen breiten Preisanstieg und dafür, dass sich eine Lohn-/Preisspirale in Gang setzt.

Preissetzungsmacht
Denn viele US-Unternehmen verfügen über große Preissetzungsmacht und reichen die eigenen, höheren Input-Kosten zur Aufrechterhaltung der Gewinnmargen über höhere Produktpreise an die Konsumenten weiter. In Folge reagiert die Arbeitnehmerseite und stellt ihrerseits höhere Lohnforderungen zum Erhalt der eigenen Kaufkraft. Dieser Mechanismus ereigne sich nicht nur einmalig, sondern es werden auch Zweit- und Drittrundeneffekte eintreten und die Inflation auf hohem Niveau halten.



Am 18. und 19. April 2023 findet im
Congress Center in Frankfurt der 14. Institutional Money Kongress statt. Neben Axel Weber werden weitere Starredner wie Isabella Weber, die "Erfinderin" der Gaspreisbremse, "Mr. ifo-Index" Clemens Fuest, Top-Diplomat Christoph Heusgen oder Nobelpreis-Favoritin Carmen Reinhart ihre neuesten und kontroversesten Thesen mit dem Publikum teilen. In rund 150 Workshops und Gruppengesprächen werden die aktuellsten Markttrends in Klein- und Kleinstgruppen vermittelt und bei Bedarf in One2Ones weiter auf individuelle Bedürfnisse heruntergebrochen. Da eine Teilnahme nur gegen Voranmeldung möglich ist, sichern Sie sich ihren Platz am besten ... jetzt.


"Hard Landing"
Die Fed könne diesen Teufelskreis durch ein „Hard Landing“ der US-Wirtschaft unterbrechen, um über höhere Arbeitslosenzahlen die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmerseite respektive der Gewerkschaften zu brechen. „Die Rezession wird die Nachfragestärke brechen“, betont Weber.

Im Zirkel der Macht
Der ehemalige Top-Banker und bestens vernetzte Wirtschaftsprofessor erzählte von seinem letzten Besuch in Jackson Hole, wo er Jerome Powells Rede aufmerksam lauschte. Der Fed-Chef erwähnte in seinem Vortrag sehr oft den ehemaligen, legendären Fed-Chef Paul Volcker, der mit einer überaus harten Zinserhöhungspolitik das Inflationsgespenst der 1970er-Jahre Anfang der 1980er-Jahre erfolgreich vertrieb.

Unterschätzte Fed
Vor diesem Hintergrund ist Weber der Ansicht, dass die meisten Marktteilnehmer noch immer die Entschlossenheit der Fed bei der Bekämpfung der Inflation unterschätzen würden. Webers Meinung nach werden die Inflationsraten und damit die Zinsen noch länger so hoch bleiben, bis die Fed ihren Kampf gewonnen hat. Angesichts dessen sei auch die (inverse) US-Zinsstrukturkurve nicht richtig gepreist, die nur am kurzen Ende von hohen Zinsen ausgeht und auf mittlere Sicht wieder von niedrigeren Zinsen. Unterm Strich könnte die Einpreisung doch höher als erwarteter Zinsen entlang der Zinskurve Investoren teuer kommen, warnte Weber. „Die Zinsen bleiben oben, der Markt könnte sich mit seinem Optimismus irren.“

Weber erinnerte daran, dass er schon im Jahr 2020 angesichts der ausufernden Staatsausgaben, insbesondere in den USA, vor den negativen Folgen für das Preisgefüge warnte. Zur Erinnerung: Angesichts der Corona-Pandemie hat die USA ihren Schuldenstand von circa 109 Prozent des BIPs im Jahr 2019 um circa 25 Prozentpunkte auf über 134 Prozent im Folgejahr hochgefahren. Weber macht die Investoren darauf aufmerksam, dass ab diesem dreistelligen Prozentniveau die „Nachhaltigkeitsgrenze“ bei der Schuldenpolitik als überschritten gilt - wie bereits Prof. Kenneth Rogoff und Prof. Carmen Reinhart – die ebenfalls zu den diesjährigen Starreferenten des 14. Institutional Money Kongresses zählt – in einer wissenschaftliche Publikation festhielten. (aa)

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