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Eyb & Wallwitz: Deutsche Industrie mit Luxusproblemen

Der Chefvolkswirt von Eyb & Wallwitz ordnet den jüngst gemeldeten Rückgang bei der deutschen Industrieproduktion und nennt die Gründe dafür. Nun liegen die Hoffnungen auf dem Dienstleistungssektor, der aufgrund niedrigerer Coronafälle bald durchstarten sollte.

Dr. Johannes Mayr, Eyb & Wallwitz
Dr. Johannes Mayr, Eyb & Wallwitz© Eyb & Wallwitz

Die April-Daten zu den Auftragseingängen und der Produktion bestätigen, dass sich die deutsche Industrie weiterhin einer hohen Nachfrage aus dem In- und Ausland erfreut. Lieferprobleme und Produktionsengpässe belasten das Geschäft aber erheblich. Mit Blick auf das BIP-Wachstum muss im zweiten Quartal deshalb der Dienstleistungsbereich die Konjunkturkohlen aus dem Feuer holen, meint Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt von Eyb & Wallwitz.

Rückgang war zu erwarten
Der Rückgang der Industrieproduktion im April um 1,0 Prozent zum Vormonat kommt nicht überraschend. Zum einen waren gestern bereits die industriellen Umsätze und auch die Neuaufträge für April schwach ausgefallen.

Zum anderen klagen die Unternehmen bereits seit mehreren Monaten über Produktionshemmnisse durch überlastete Lieferketten und fehlende Vorprodukte. Dies zeigt auch der besonders deutliche Rückgang der Produktion in der Bauindustrie.

Die schwachen April-Ergebnisse lassen erwarten, dass auch für das zweite Quartal insgesamt ein Produktionsrückgang unter dem Strich stehen wird. Die Industrie könnte damit das BIP-Wachstum in Q2 nicht gestützt, sondern sogar belastet haben. Die Dienstleister dürften diese Lücke zum Teil zwar schließen können. Denn sie stehen für den Großteil der Wirtschaftsleistung in Deutschland und profitieren am stärksten von den Lockerungsschritten in den vergangenen Wochen.

Es dürfte aber insgesamt etwas länger dauern, bis das Bruttoinlandsprodukt das Vorkrisenniveau wieder erreicht. Grund zur Sorge besteht laut Mayr aber nicht. Denn die ausgefallene Produktion sollte in den kommenden Monaten nachgeholt werden können.

Wichtiger sei der Blick auf die Preiseffekte der Produktions- und Angebotsengpässe. Ökonomen wie die EZB gehen bisher davon aus, dass steigende Preise auf Ebene der Vorprodukte kaum den Weg in die Verbraucherpreise finden werden bzw. nur temporär für einen Anstieg sorgen werden. Ob diese These gehalten werden kann, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. "Hierfür muss der Blick vor allem auf Inflationsindikatoren gerichtet werden und weniger auf die monatlichen Wasserstandsmeldungen der Industrieproduktion. Rückgänge in diesen Indizes bleiben auf Sicht der kommenden Monate Luxusprobleme," erklärt Mayr abschließend. (aa)

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