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| Theorie

Eyb & Wallwitz prophezeit Ära der Ideenarmut

Das iPhone als bahnbrechende Erfindung? Georg von Wallwitz sieht das anders und erklärt, warum er unsere Volkswirtschaft für innovationsschwach hält.

© pathdoc / stock.adobe.com

Das Internet, das Smartphone, Künstliche Intelligenz oder Corona-Impfstoffe: Was viele zu den größten technischen und wissenschaftlichen Errungenschaften unserer Zeit zählen würden, sieht Georg von Wallwitz, Geschäftsführer des Vermögensverwalters Eyb & Wallwitz als gar nicht so innovativ an: "Bei genauerem Hinsehen entpuppen sich viele vermeintliche Innovationen heute als Weiterentwicklung von Bestehendem", sagt er und attestiert unserer Ära einen Mangel an kreativen Einfällen. "Wir zehren heute nur noch von den alten Ideen, wir schaffen keine wirklich neuen mehr."

Als Beispiel nennt der Vermögensprofi etwa das iPhone, um das bei seinem Erscheinen im Jahr 2007 ein riesiges Gewese gemacht wurde. "Apple-Gründer Steve Jobs hat weder den Computer noch das Telefon erfunden. Das iPhone kombiniert lediglich zwei bereits existierende Erfindungen", kommentiert Wallwitz. Ebenso seien viele weitere Erfindungen der vergangenen Jahrzehnte nur vermeintlich neu. Die Corona-Impfstoffe basieren etwa auf Forschungen aus den 1960er-Jahren, der Computer stammt aus den 1940er Jahren und das Internet sei nur eine Verfeinerung bestehender Technologien.

Krieg als Innovationstreiber
Der Grund dafür, dass die westliche Welt zuletzt keine Meilensteine wie die Erfindung der Eisenbahn oder des Radios zustande gebracht hat, sieht der Vermögensprofi vor allem im langandauernden Frieden. Denn viele der wesentlichen Innovationen seien im Krieg entstanden, darunter etwa Einsteins Relativitätstheorie. "Die Entbehrung hatte ihre Arbeit auf das Wesentliche reduziert, ihre Kreativität gefördert", schreibt Wallwitz.

Auch wenn der Vermögensprofi einräumt, dass sich niemand einen Krieg herbeiwünscht, sieht er die Ideenarmut als Problem: "Innovationen sind eine wichtige Triebfeder für die Produktivität einer Volkswirtschaft", sagt er. "Sie sorgen für Kaufschübe in der Gesellschaft und damit für einen Zuwachs an Produktivität." Heute seien Unternehmen aufgrund der Globalisierung viel zu sehr darauf fixiert, Kosten zu senken, statt Ideen zu entwickeln – und bremsen so Wachstum und Inflation. Wallwitz‘ Appell lautet daher: "Auf diesen dauerhaft gedämpften Zustand müssen wir uns als Gesellschaft einstellen und lernen, damit umzugehen – oder endlich wieder bahnbrechende Physik betreiben." (fp)

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