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Wie Investoren von den Lehren Schumpeters profitieren

Joseph Schumpeter war ein Kind der österreichisch-ungarischen Monarchie. Und doch liefern die Lehren des Ökonomen heute noch die beste Analyse der Wirtschaft des 21. Jahrhunderts – und eine Anleitung für erfolgreiches Fondsmanagement. Wer Schumpeters Gedanken folgt, kann hohe Renditen erzielen.

Dr. Ernst Konrad, Portfoliomanager des Phaidros Funds Schumpeter Aktien von Eyb & Wallwitz, hat sich mit dem Ökonomen Schumpeter intensiv beschäftigt. Seine Gedanken finden im Folgenden ihren Niederschlag.
Dr. Ernst Konrad, Portfoliomanager des Phaidros Funds Schumpeter Aktien von Eyb & Wallwitz, hat sich mit dem Ökonomen Schumpeter intensiv beschäftigt. Seine Gedanken finden im Folgenden ihren Niederschlag.© Eyb & Wallwitz

Als Joseph Schumpeter 1883 in Wien geboren wurde, regierte Kaiser Franz Joseph I. mit seiner Gemahlin Sisi bereits seit mehr als 30 Jahren die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie. Auf den Straßen rumpelten die Pferdefuhrwerke und unsere heutige globalisierte Wirtschaft lag noch in weiter Ferne. Dr. Ernst Konrad, Portfoliomanager des Phaidros Funds Schumpeter Aktien von Eyb & Wallwitz, führt aus: "Und dennoch ist es Joseph Schumpeter mit seinem Werk „Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung“ bereits im Jahr 1912 gelungen, die Entwicklung des Kapitalismus zu erklären. Das macht ihn zu einem der herausragenden Ökonomen des vergangenen Jahrhunderts. Seine Analysen von der Rolle der Innovation in unserem Wirtschaftssystem sind nach wie vor bestechend und haben bis heute nicht nur für Volkswirte, sondern auch für Investoren Gültigkeit. Es lohnt sich also, Schumpeters Gedanken bei der Geldanlage zu folgen.

Innovationen treiben dem Ökonomen zufolge das Wachstum in einer Volkswirtschaft
In einer liberalen Marktwirtschaft kann sich technischer Fortschritt demnach frei entfalten – und sogenannten kreativen Zerstörern gelingt es immer wieder, neue Produkte und neue Entwicklungen auf den Markt zu bringen, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen. Althergebrachte Industrien oder Verfahren werden abgelöst, neue Produkte und Märkte entstehen.

Potentielle Entwicklung von Schumpeter-Aktien

Quelle: Eyb & Wallwitz

Diese Theorie bestätigt sich bis heute
Nur dass Produktivitätsgewinne mittlerweile nicht mehr so stark in der Industrie vorangetrieben werden, sondern von Dienstleistern wie beispielsweise Amazon. Die sogenannte Plattformökonomie ist heute der entscheidende Treiber des technischen Fortschritts: So versendet die Plattform Amazon nicht mehr nur Bücher, sondern bietet eine Vielzahl von Produkten und Dienstleistungen an, die weit über das Versandgeschäft hinausgehen. Eindrücklich lässt sich dies auch am Aktienkurs des Unternehmens ablesen. Ähnliche Entwicklungen haben Tech-Konzerne wie Google oder Facebook genommen, die allesamt eine marktbeherrschende Stellung innehaben.

So hat sich die Aktie von Amazon im Corona-Jahr entwickelt

Quelle: Eyb & Wallwitz

Für Investoren interessant, gesamtwirtschaftlich schädlich
Start-Ups gelingt es immer wieder, Netzwerktechnologien und Plattformökonomien aufzubauen, durch die sie von positiven externen Effekten profitieren. Nach und nach werden sie so zu Monopolisten. Gesamtwirtschaftlich ist diese Entwicklung Schumpeter zufolge schädlich, da diese Unternehmen mangels Wettbewerb träger agieren und so gesamtwirtschaftlich gesehen die Produktivität hemmen. Für Anleger besteht hier allerdings kein Grund zur Sorge: Monopolisten erwirtschaften Überrenditen, da sie keine Konkurrenz fürchten müssen und so höhere Preise durchsetzen können. Das macht sie für Investoren hochattraktiv. Dementsprechend lohnt es sich auch noch erst zu einem Zeitpunkt als Investor einzusteigen, wenn eine vielversprechende Firma den Kinderschuhen entwachsen ist, sich als Platzhirsch etabliert hat. Erst wenn das Gebaren der Firma die Regulierungsbehörden auf den Plan gerufen hat, könnte der Zeitpunkt gekommen sein, wieder auszusteigen. In vielen Fällen verringern sich dann nämlich die Renditen. Ein derartiger staatlicher Eingriff verträgt sich übrigens auch mit der liberalen Wirtschaftsauffassung Schumpeters: Werden Unternehmen zu marktbeherrschend, ist es seiner Auffassung die ureigene Aufgabe des Staates, regulierend einzugreifen. Für Anleger lohnt es sich, in jedem Fall genau hinzusehen. Eine Firma wie Facebook könnte beispielsweise in Einzelteilen für Investoren sogar noch attraktiver sein als das Konglomerat.

Resilienz in Krisenzeiten
Zudem erweisen sich Monopolisten gerade in Krisenzeiten als besonders resilient und brachten Anlegern beispielsweise auch im turbulenten Corona-Jahr weiter zuverlässig Rendite. Zwar wurden auch viele Monopole von den wirtschaftlichen Schocks durch die Pandemie vorübergehend in Mitleidenschaft gezogen. Dennoch erholten sich die meisten schnell wieder – eben weil ihre Geschäftsmodelle durch die Pandemie langfristig nicht bedroht sind.

Zumindest in einem Punkt war Schumpeter allerdings zu pessimistisch ...
Monopolisten entwickeln sich nicht zwangsläufig zu fortschrittshemmenden Dickschiffen, die sich auf ihren Gewinnen ausruhen und dadurch die Produktivität einer Volkswirtschaft bremsen. Das belegen Konzerne wie Alphabet oder Amazon: So investiert niemand weltweit so viel in Forschung und Entwicklung wie Amazon. Und Google reinvestiert die Gewinne, die das Unternehmen durch seine Suchmaschine erzielt, zunehmend in angrenzende Technologien – beispielsweise in Gesundheit, Datenanalyse oder autonomes Fahren.

Diese Investments wiederum wirken sich fortschrittsfördernd aus und beleben die Gesamtwirtschaft. Wenn Google also reguliert würde, könnte es sein, dass damit die Finanzierung dieser Venture-Fonds wegfiele, was negative Effekte zur Folge hätte. Umso überraschender, dass die Konzerne nicht öffentlichkeitswirksam auf die Tatsache hinweisen, wie viel sie für die Gesellschaft leisten. An dieser Stelle endet jedoch die Handreichung Schumpeters. Public Relations war im Kaiserreich schlicht noch kein Thema." (kb)

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