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Warum Banken staatliche Schutzschirme gegen die Gaskrise sehr schätzen

Das Vermeiden einer Pleite eines großen Energieversorgers auf Kosten der Steuerzahler sorgt bei den kreditgebenden Bankern für zufriedene Gesichter.

© ra2 studio / stock.adobe.com

Als der Gasversorger Uniper am Montag weitere vier Milliarden Euro an Hilfskrediten beantragte, erwähnte er einige große Nutznießer dieses Schrittes nicht: seine Banken. Der Konzern steht bei mehr als zwei Dutzend Kreditinstituten mit insgesamt 1,8 Milliarden Euro in der Kreide - darunter BNP Paribas, Deutsche Bank und die Goldman Sachs Group. Dass diese die Situation weiter einigermaßen entspannt sehen können, liegt vor allem an der gewährten und auch künftig erwarteten staatlichen Unterstützung, berichtet Bloomberg News.

Der Steuerzahler haftet ungefragt für alles
Und das gilt nicht nur für die kriselnde Uniper, sondern generell. Selbst als sich die Energiekrise im letzten Quartal verschärfte, reduzierten Banken ihre Rückstellungen für faule Kredite um 30 Prozent. Die Erwartung ist, dass die Steuerzahler den Großteil der Rechnung übernehmen werden, wie es auch bei den Pandemie-Sperren der Fall war.

“Wir sind davon überzeugt, dass es irgendeine staatliche Maßnahme geben wird”, wenn Russland seine Erdgasexporte nach Europa stoppen sollte, sagte die Finanzchefin der Commerzbank, Bettina Orlopp, jüngst in einer Telefonkonferenz. Man habe sich gar nicht erst die Mühe gemacht auszurechnen, um wie viel die Rückstellungen ohne Staatshilfe steigen würden. Ein solches Szenario sei einfach nicht realistisch, so Orlopp.

Die entspannte Aussicht kontrastiert mit dem sprunghaften Anstieg der europäischen Strom- und Gaspreise, der die Inflation anheizt und Unternehmen und Haushalte belastet. Die Europäische Union plant inzwischen Eingriffe in die Energiemärkte, wenn Moskau den Gashahn zudrehen und damit Teile der europäischen Industrie zum Stillstand zwingen sollte.

Zu lasch an Konsumenten weiterverrechnete Energiekosten kommen teuer
Uniper ist dabei keineswegs allein. Sein Mehrheitseigentümer, Fortum Oyj, drängte letzte Woche auf Staatshilfen für angeschlagene Energiehändler. Dafür sprach sich gerade auch die European Energy Exchange in Leipzig aus. Der österreichischen Wien Energie musste die Bundesregierung in Wien mit einer Kreditlinie von zwei Milliarden Euro bei Margin Calls für Stromgeschäfte helfen.

Der Staat springt nach den Lehren der Lehman-Pleite immer ein
Die massive und rasche Bereitstellung staatlicher Beihilfe während der Corona-Pandemie ist ein Hauptgrund, warum die Banker jetzt so entspannt sind. Orlopp erwartet neue Rettungsprogramme, wenn es hart auf hart kommt, “weil sie sich während der Corona-Pandemie als sehr effizient erwiesen haben”.

Der Chef der Deutschen Bank äußerte sich ähnlich. Die Erfahrungen der Vergangenheit sprächen dafür, dass die Regierungen in einer wirtschaftlichen Notlage “einspringen” würden, erklärte Christian Sewing. Das von der Bank schlimmste angenommene Szenerio berücksichtige allerdings keine staatlichen Hilfen.

Hinzu kommen allerdings auch die massiven Rückstellungen für Kreditausfälle, die die Banken im Jahr 2020 gebildet haben, um die erwarteten Auswirkungen der Pandemie abzuwehren. Diese wurden letztlich nur in weitaus geringerem Ausmaß in Anspruch genommen. (aa)

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