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Cum-Ex: Erstmals muss ein ehemaliger Bankchef hinter Gitter

Der frühere Chef der Maple Bank muss aufgrund des Ausnutzens einer "Steuerlücke" hinter schwedische Gardinen. Auch weitere Banker wurden hart abgeurteilt.

© lalalululala / stock.adobe.com

Im Cum-Ex-Komplex, der die deutschen Steuerzahler Milliarden Euro gekostet hat, muss erstmals ein Bankchef hinter Gitter. Vom Landgericht Frankfurt ist der frühere Chef der Maple Bank zu vier Jahren und vier Monaten Freiheitststrafe verurteilt worden. Wolfgang Schuck, 69, muss außerdem eine Geldstrafe von 96.000 Euro zahlen. Weitere 2,9 Millionen Euro aus seinem Vermögen werden eingezogen. Darüber berichtet Bloomberg News.

Weitere harte Urteile
Ein 58-jähriger Amerikaner erhielt vier Jahre und zwei Monate und ein 51-jähriger Händler dreieinhalb Jahre. Ein weiterer 62-jähriger Banker, der mit der Staatsanwaltschaft kooperierte, kam mit einer zweijährigen Bewährungsstrafe davon. Allerdings werden bei ihm 5,7 Millionen Euro eingezogen.

Die Cum-Ex-Handelsstrategie nutzte Schwächen in der Dividendenbesteuerung aus, um sich diese Abgabe mehrfach erstatten zu lassen. Deutschland schob der Praxis 2012 einen den Riegel vor. Der angeklagte Steuerschaden bei Maple betrug rund 388,6 Millionen Euro. Die Gesamtkosten, die den deutschen Steuerzahlern im Laufe der Jahre durch Cum-Ex entstanden sind, werden auf mehr als zehn Milliarden Euro geschätzt.

Gegen die Maple-Banker wurde seit Mai letzten Jahres verhandelt. Sie verfolgten die Strategie von 2006 bis 2009 - zunächst innerhalb der Bankgruppe. Von 2008 an nahmen sie dann andere Finanzakteure als Leerverkäufer hinzu, darunter Barclays, Merrill Lynch der Bank of America Corp. und Fortis Bank Nederland. Diese Banken und Maple sprachen die Trades jeweils ab, so das Gericht.

Flucht in die Pleite
Das Frankfurter Kreditinstitut war die deutsche Sparte der kanadischen Bank Maple Financial Group Inc. Sie wurde 2016 von der Bafin geschlossen, weil sie die Steuernachforderungen nicht schultern konnte, die wegen Cum-Ex aufliefen. Die kanadische Muttergesellschaft ging noch im selben Jahr in Liquidation. (aa)

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