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Bekannter Banker und Rainmaker verliert den Deal seines Lebens

Michael Klein, alias der “Henry Kissinger des Bankwesens”, verpatzt die Fusion UBS mit Credit Suisse den wohl einträglichsten Deal seiner bisherigen Investmentbankerkarriere. Trotzdem bleiben dem Top-Banker ein paar Millionen Euro als Trostpflaster.

Am Ende des Tages wandert immer ein Scheck in Richtung eines erfolgreichen Investmentbankers.
Am Ende des Tages wandert immer ein Scheck in Richtung eines erfolgreichen Investmentbankers.© Björn Wylezich / stock.adobe.com

Noch vor wenigen Wochen hatte Michael Klein eine frohe Botschaft für die frustrierten Banker der Credit Suisse Group AG: Wir werden alle reich. Doch daraus wird wohl nichts, schreibt Bloomberg News.

Klein, dem der Ruf eines Midas des M&A-Geschäfts vorauseilt, und der als Einflüsterer des saudischen Königshauses gilt - hat wohl den Deal seines Lebens verloren. Und damit auch seine Chance auf einen Chefsessel und einen Zahltag von mehr als 200 Millionen Dollar (185 Millionen Euro).

Die hochfliegenden Pläne des Wall-Street-Regenmachers, die Investmentbank der Schweizer wieder auf Vordermann zu bringen und den Namen First Boston wiederzubeleben, sind mit der Übernahme durch die UBS Group praktisch gescheitert.

Kleins Kunden im Nahen Osten sind stinksauer. Seine Verbündeten sind fassungslos. Die Credit-Suisse-Banker, denen er Reichtum versprochen hatte, springen ab. Eine bemerkenswerte Wendung für Klein, einen der wichtigsten zeitgenössischen Investmentbanker.

Bestens vernetzter Top-Investmentbanker
Der 59-jährige Klein hat drei Jahrzehnte lang CEOs umgarnt, Geld aufgestellt und Politiker beraten. Riesige IPOs, Mega-Fusionen, Modeerscheinungen wie Spacs: Michael Klein war immer dabei. Seine Konkurrenten staunen seit langem, nicht ohne Neid, wie Klein alles was er anfasst zu Gold zu machen scheint.

CS First Boston sollte sein finaler Triumph werden, seine Chance, endlich eine große Investmentbank zu leiten. Jetzt muss Klein statt dessen beweisen, dass er weiter im Spiel ist und die Niederlage abschütteln kann.

Noch vor wenigen Wochen warben Kleins Vertraute und Verbündete für seinen Plan, das Investmentbanking der Credit Suisse abzuspalten und die neue CS First Boston an die Börse zu bringen. Einer nannte ihn bewundernd den “Henry Kissinger des Bankwesens”, einen weltläufigen Diplomaten des Bankwesens.

Nach einer frühen internen Schätzung hätten ihm die Aktien und Optionsscheine, die er für den Verkauf seiner Beratungsboutique an die Credit Suisse erhielt, einen Zahltag von mehr als 200 Millionen Dollar beschert, wenn er seinen Plan für die CS First Boston in die Tat umgesetzt hätte und alles mit einem Börsengang und der anschließenden Performance gut gelaufen wäre. Das hat sich in Rauch aufgelöst.

Kompensationszahlungen trösten ein wenig
Klein wird, wie üblich, trotzdem Geld verdienen. Der Abbruch der schon unterschriebenen Übernahme seiner eigenen Boutique durch die Credit Suisse könnte ihm eine Kompensationszahlung von mehr als 20 Millionen Dollar bringen. Das kommt zu den 10 Millionen Dollar hinzu, die die Credit Suisse seiner Boutique zahlte, um Klein an Bord holen zu können.

Aber er hinterlässt auch eine Spur des Scheiterns. Er ermutigte langjährige Kunden in Saudi-Arabien, 1,4 Milliarden Franken in die Credit Suisse zu stecken, von denen eine Milliarde wohl jetzt perdu sind. Für die CS First Boston warb er noch mehr Kapital aus dem Nahen Osten und der Private-Equity-Branche an.

Im Nachhinein betrachtet war es die Schwäche der Credit Suisse, die sie zuerst in die Arme des charismatischen Klein als Hoffnungsträger getrieben hatte, die am Ende aber auch der Grund für sein Scheitern werden sollte.

Comeback von CS First Boston wäre ein Meisterstück geworden
Klein, der 2018 in den Verwaltungsrat der Credit Suisse gewählt wurde, half im vergangenen Jahr bei der strategischen Überprüfung der angeschlagenen Bank. Als Leiter eines Komitees für die Investmentbanking-Sparte drängte er darauf, dieses Geschäft abzuspalten, die Marke First Boston zurückzubringen und jemanden zu finden, der eine wiederbelebte CS First Boston leitet.

Die Credit Suisse nahm seinen Rat an. Und sie wählte als kommenden Chef der CS First Boston: ihn selbst. Klein war im Begriff, sein unauffälliges Beratungsgeschäft mit etwa 40 Mitarbeitern gegen eine globale Marke mit Tausenden von Mitarbeitern einzutauschen.

Der krönende Börsengang sollte bereits 2025 erfolgen. Niemand wusste genau, was CS First Boston an der Börse einbringen würde. Aber Ende 2022 kursierten Hochrechnungen, die sie auf fünf Milliarden Dollar taxierten.

Den Bankern der Credit Suisse sicherte Klein in internen Gesprächen zu, dass er für ein symbolisches Gehalt von einem Dollar arbeiten würde. Er versprach, 150 Tage im Jahr unterwegs zu sein, um Geschäfte zu machen. Als Kaufsumme für sein Beratungsunternehmen wollte er Aktien der CS First Boston akzeptieren. Bleibt bei mir, sagte er den Bankern, und ihr werdet auch Aktien bekommen.

Etwa 50 bis 100 Top-Dealmakern wurde gesagt, sie würden als Partner einsteigen und bis zu 20 Prozent des ausgegliederten Unternehmens erhalten. Auf Basis der geschätzten fünf Milliarden Dollar Wert, wäre das rund ein Milliarde Dollar gewesen, berichtet Bloomberg des Weiteren.

Was will nun die UBS?
Die Geschäftsleitung der UBS dürfte weit weniger geneigt sein, auf Kleins Rat zu hören. Wie mit der Angelegenheit vertraute Personen berichten, versuchen die neuen Herren immer noch, seinen Deal zu entwirren. Anstatt die Investmentbank auszugliedern, plant UBS, die besten Mitarbeiter zu übernehmen. Beim Rest drohen gravierende Einschnitte.

Angesichts von Kleins Werdegang ist das ein herber Rückschlag. Im Jahr 2007, gegen Ende seiner 23-jährigen Tätigkeit bei der Citigroup, überzeugte er das Emirat Abu Dhabi, Milliarden in die Citi zu investieren, obwohl gerade die Subprime-Hypothekenkrise aufflammte. Er verließ das Unternehmen im folgenden Jahr, nachdem er als CEO übergangen worden war, kassierte aber als Trostpreis eine Abfindung in Höhe von 42,6 Millionen Dollar.

Namhafte Deals
In den nächsten anderthalb Jahrzehnten wurde Klein zum Archetyp des Dealmakers des 21. Jahrhunderts.

Zu großen Deals, in die er involviert war, gehören der Kauf der Brokerage der gescheiterten Lehman Brothers durch Barclays, die Übernahme von Xstrata durch Glencore und die Chemie-Megafusion von Dow Chemical und DuPont.

Am besten bekannt ist er jedoch als Berater im Nahen Osten. Er war maßgeblich am Börsengang von Saudi-Arabiens riesiger staatlicher Ölgesellschaft Saudi Aramco beteiligt, mit mehr als 29 Milliarden Dollar Volumen der weltweit größte Börsengang.

Die Saudis sind ihm inzwischen vielleicht nicht mehr ganz so freundlich gesonnen. Die Saudi National Bank war erst vor wenigen Monaten im Zuge der Kapitalerhöhung mit zehn Prozent bei der Credit Suisse eingestiegen. Ihr Präsident ist diese Woche zurückgetreten.

Überhaupt haben Kleins Investoren in letzter Zeit nicht immer auf der Gewinnerseite gestanden, etwa bei einigen Spacs, Blankoscheck-Unternehmen, die vor kurzem der letzte Schrei an der Wall Street waren. Klein selbst hat dennoch oft noch einen Weg gefunden, indem er Honorare für die Beratung bei seinen eigenen Geschäften kassierte.

Auch die Episode bei der Credit Suisse spiegelt dies wider. Fast jeder, der zuletzt mit der Credit Suisse zu tun hatte, geht angeschlagen aus der Sache heraus. Klein hingegen hat für seinen gescheiterten Plan dennoch mehr als fünf Millionen Dollar pro Monat eingestrichen. (aa)

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