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Credit Suisse/UBS: Das ist alles im Hintergrund gelaufen

Der überraschende Abgang von UBS-CEO Ralph Hamers und die Wiederbestellung von Vorgänger Sergio Ermotti zeigt, welche internen Machtzirkel bei der UBS jüngst die Oberhand gewonnen haben beziehungsweise welche Überlegungen zum Wohle des Schweizer Finanzplatzes und der UBS ausschlaggebend waren.

© v.poth / stock.adobe.com

Die Ankündigung der UBS Group, den CEO auszutauschen, enthielt eine Formulierung, die man bei einem Wechsel in der Führungsetage einer Bank normalerweise nicht findet: Sie war zum Wohle des Landes. Dieses Element zeigt einem Bloomberg-Bericht zufolge, wie sehr der Zusammenschluss der beiden größten Schweizer Banken unter öffentlicher Beobachtung steht und wie sehr sich die Rolle des Vorstandsvorsitzenden in nur wenigen Tagen verändert hat.

Restrukturier statt Innovator auf der Kommandobrücke gefragt
Ralph Hamers, ein Niederländer mit wenig Erfahrung in der Vermögensverwaltung oder im Investmentbanking, wurde vor mehr als zwei Jahren geholt, um den 160 Jahre alten Private-Banking-Giganten ins digitale Zeitalter zu führen.

Doch die von der Schweizer Regierung eingefädelte Lösung für die Krise der Credit Suisse Group übertrug dem 56-jährigen UBS-CEO plötzlich die Aufgabe, den Ruf eines großen, in Schieflage geratenen Wealth-Management-Spielers wiederherzustellen. Die UBS zog es vor, Hamers’ langjährigen Vorgänger Sergio Ermotti mit dieser Aufgabe zu betrauen.

“Ich trete im Interesse des neuen Unternehmens und seiner Stakeholder, einschließlich der Schweiz und ihres Finanzsektors, beiseite”, erklärte Hamers am Mittwoch.

Im Laufe eines Wochenendes hat sich die UBS von einer stabilen Bank mit dem Ziel, die Kapitalerträge für die Aktionäre zu steigern, zu einer der komplexesten Integrationsbaustellen im globalen Finanzwesen gewandelt. Die Firma will in den nächsten Jahren Kosten in Höhe von mehr als 8,0 Milliarden Dollar (7,4 Milliarden Euro) einsparen, Tausende von Arbeitsplätzen abbauen und milliardenschwere riskante Vermögenswerte der Schweizer Konkurrentin loswerden, die sie nicht selbst behalten will.

Auf einer Pressekonferenz am Mittwoch sagte UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher, dass das Gremium einfach “das Gefühl hatte, dass wir mit Sergio ein besseres Pferd haben.”

Einige UBS-Banker waren über Hamers verärgert
Hamers wurde das Verdienst zugesprochen, den niederländischen Kreditgeber ING Groep vom Opfer der Finanzkrise zum Pionier des digitalen Bankgeschäfts gemacht zu haben. Für viele bei UBS war er damals eine Überraschungsbesetzung, doch es fiel ihm schwer, einer Bank, die bereits zu den erfolgreichsten weltweit gehörte, seinen Stempel aufzudrücken. Sein erstes volles Jahr bestand hauptsächlich aus kosmetischen Korrekturen wie dem Abbau von Hierarchien oder der Erneuerung von Tech-Teams, und sein erstes strategisches Update im Jahr 2021 wurde von Analysten und Mitarbeitern nur verhalten aufgenommen.

Mit seinem Bestreben, eine breitere Kundenbasis anzusprechen, verärgerte er einige UBS-Banker. Automatisierte Produkte mit niedrigeren Margen galten nicht als das Markenzeichen der personalisierten Angebote der UBS. Ein wichtiger Pfeiler dieses Plans, die Übernahme des US-Robo-Advisors Wealthfront, scheiterte im vergangenen Jahr - das war ein schwerer Rückschlag für Hamers.

Damals erklärte Kelleher, die Bank werde sich von der Betreuung der wohlhabenden Massen abwenden und sich auf die reichsten Kunden in den USA konzentrieren. Hamers, der von Kellehers Vorgänger Axel Weber geholt worden war, hatte die Wealthfront-Transaktion als Eckpfeiler seines Plans zum Ausbau des US-Geschäfts angepriesen.

Dennoch räumte die UBS ein, dass sie von den durch Hamers gesetzten Prioritäten profitiert habe. Die Firma sagte am Mittwoch, dass ihr Fokus auf digitale und nachhaltige Themen “wichtige Unterscheidungsmerkmale für unsere Kunden” seien. Hamers war nach Angaben der Bank “maßgeblich” am Zustandekommen des Deals mit der Credit Suisse beteiligt.

“Ich bedaure es natürlich, die UBS zu verlassen”, sagte Hamers. “Aber die Umstände haben sich in einer Weise verändert, die keiner von uns erwartet hatte.” Das gilt auch für zahlreiche Credit Suisse Banker:

Credit-Suisse-Banker müssen laut UBS ‘Kulturfilter’ passieren
Die talentiertesten Investmentbanker der Credit Suisse Group haben eine Zukunft bei der UBS Group AG - wenn sie zu ihren Werten und ihrem Umgang mit Risiken passen. Das richtete den neuen Kollegen am Mittwoch UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher aus, berichtet Bloomberg des Weiteren.

“Wir müssen jeden durch einen Kulturfilter schicken, um sicherzustellen, dass wir nicht etwas in unser Ökosystem importieren, das Probleme verursacht”, sagte Kelleher.

Kelleher, der die Herausforderungen bei der Durchführung der Integration vor Journalisten hervorhob, sagte, es gebe “eindeutig” Teile der Credit Suisse, wo die Unternehmenskultur zu wünschen übrig lässt, insbesondere die Investmentbank und einige Risikofunktionen.

Wealth- und Asset-Management-Sparte der CS sauber
Die Schweizer Retailbank sowie die Wealth- und Asset-Management-Sparten seien im Vergleich dazu “sauber”.

UBS-Manager haben ihren Kollegen von der Credit Suisse mitgeteilt, dass sie lieber ihre eigene Investmentbank selektiv stärken und die risikoreicheren Geschäftsbereiche veräußern wollen. Die Notübernahme hat die Pläne der Credit Suisse zunichte gemacht, Teile dieses Geschäfts unter der Marke Credit Suisse First Boston auszugliedern.

Am Mittwoch betonte die UBS-Führung, dass die Aktionäre und Investoren zwar den Wert der Übernahme der Credit Suisse für die Wachstumsambitionen von UBS erkannt hätten, jedoch wegen des Ausführungsrisikos besorgt seien. (aa)

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