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Coup: UBS holt Ex-Boss Sergio Ermotti an die Unternehmensspitze zurück

Sergio Ermotti
Sergio Ermotti© Simon Dawson / Bloomberg

Die UBS Group holt völlig überraschend Sergio Ermotti als Chief Executive Officer (CEO) zurück. Der langjährige frühere Bankchef ersetzt seinen Nachfolger Ralph Hamers eineinhalb Wochen nach der staatlich eingefädelten Übernahme des schlingernden Lokalrivalen Credit Suisse Group. Seine derzeitige Rolle als Verwaltungsratspräsident der Swiss Re legt Ermotti nieder. Das berichten diverse Medien, wie beispielsweise Bloomberg News.

Ermotti kehrt nach der Generalversammlung der UBS nächste Woche in sein früheres Amt zurück, das er neun Jahre lang bis 2020 innehatte. Hamers bleibt für eine Übergangszeit bei der Bank, so das Zürcher Geldhaus in einer Mitteilung.

Mit Ermotti setzt die UBS bei der komplexen Integration der Credit Suisse auf einen erfahrenen Veteranen mit Stallgeruch. Er hatte die Führung der UBS nach der Finanzkrise im Jahr 2011 übernommen, als die Bank von einem Milliardenskandal um einen Händler erschüttert wurde.

Er reformierte die Governance der Bank und führte sie weg vom risikoreichen Handelsgeschäft und hin zum Wealth Management. Dieser Weg wurde später auch von anderen Banken, insbesondere der Credit Suisse eingeschlagen. Die letzten Jahre seiner Amtszeit wurden überschattet von einem Steuerverfahren in Frankreich und prominenten Abgängen von Spitzenbankern.

Die Rückkehr von Ermotti, der aus dem italienischsprachigen Kanton Tessin stammt, setzt auch wieder einen Eidgenossen an die Spitze der größten Schweizer Bank. Die UBS hatte mit der Tradition gebrochen, als sie zuerst den Niederländer Hamers zum CEO ernannte und dann den Iren Colm Kelleher zum Verwaltungsratspräsidenten, womit sie von der informellen Regel abwich, dass mindestens eine Position von einem Schweizer besetzt sein sollte.

Erfahrung bei Integration gefragt
Der erste Zusammenschluss zweier Großbanken seit Jahrzehnten, der sich zudem aus der Notsituation heraus ergab und von keiner der beiden Banken angestrebt war, verspricht ein komplexes Unterfangen zu werden. Für die UBS bietet er aber auch beträchtliche Chancen beim Ausbau des Wealth Managements.

“Der Verwaltungsrat traf diese Entscheidung angesichts der neuen Herausforderungen und Prioritäten, vor denen UBS nach der Ankündigung der Übernahme steht”, teilte die UBS mit. Hamers “hat sich bereit erklärt, im Interesse des neuen Zusammenschlusses, des Schweizer Finanzsektors und des Landes zurückzutreten.”

Die UBS betonte in ihrer Mitteilung die Bedeutung von Ermottis Leistungen bei der Neupositionierung der Bank nach der Finanzkrise 2008 für die anstehenden Aufgaben. Sie hob auch seine Erfahrung bei der Verkleinerung der Investmentbank hervor - eine Aufgabe, die ihm bei der Credit Suisse erneut bevorsteht.

Hamers Ziel war es, UBS in das digitale Zeitalter zu führen und durch die Betreuung einer größeren Gruppe von vermögenden Kunden zu wachsen. Ein wichtiger Teil dieser Strategie fiel jedoch im vergangenen Jahr weg, als die Übernahme des US-Unternehmens Wealthfront abgeblasen wurde.

In Anspielung auf die Notwendigkeit, Mitarbeiter und andere Interessengruppen für die Umbildung der UBS zu gewinnen, verwies die Bank auch auf Ermottis Leistungen bei der “Wiederherstellung des Stolzes der Mitarbeiter auf ihre Arbeit bei UBS”.

Credit-Suisse-Übernahme für UBS größer als Finanzkrisen-Deals
Die Integration der Credit Suisse Group ist für die UBS Group eine größere Herausforderung als alle Deals am Höhepunkt der Finanzkrise im Jahr 2008, findet UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher.

Kelleher sagte bei einer Pressekonferenz in Zürich, man könne gar nicht genug hervorheben, was für eine Arbeit vor der UBS liege.

“Dies ist die größte Finanztransaktion seit 2008. Ich würde sagen, sie ist größer als jede andere Transaktion im Jahr 2008”, da es das erste Mal ist, dass zwei systemrelevante Banken fusionieren, sagte Kelleher am Mittwoch bei der Pressekonferenz. “Das bringt ein erhebliches Ausführungsrisiko mit sich.”

UBS steht vor der Aufgabe, große Teile der Investmentbank der Credit Suisse abzubauen und herauszufinden, welche Banker sie behalten will. Das Unternehmen setzt auf Ermotti als UBS-Veteran, der über Erfahrung im Krisenmanagement und in der Restrukturierung verfügt, nachdem die Bank vor mehr als zehn Jahren von einem Skandal um einen unseriösen Händler betroffen war.

Kelleher zufolge hat die Transaktion erhebliche Ausführungsrisiken. Die UBS wolle vermeiden, eine “schlechte Kultur” von der Credit Suisse zu importieren, die er vor allem in der Investmentbank und in den Kontrollfunktionen verortete. Die Bank sei daran interessiert, talentierte Investmentbanker zu behalten, sagte Kelleher. (aa)

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