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Wie sich Staatsfondsinvestoren zuletzt aufstellten

Große Staatsfonds, Riesen-Pensionskassen und institutionellen Vermögensverwalter lassen bei Aktienengagements Vorsicht walten. Stattdessen suchen diese Investoren ihr Heil in Deals abseits ausgetretener Pfade. Dazu gehören etwa Pipelines, Convenience-Stores, Hotels und Anleihen von Autokonzernen.

Didier Borowski, Leiter Global Views bei Amundi
Didier Borowski, Leiter Global Views bei Amundi© Amundi AM

Bloomberg stützt sich bei seinen Analysen auf Interviews mit Vermögensverwaltern in Europa und Asien, die zusammen für Kapitalanlagen von insgesamt 3,4 Billionen US-Dollar verantwortlich sind. Sie lassen den überhitzen Aktienmarkt und hier vor allem die heiß gelaufenen Sektoren wie Technologie und Gesundheit außen vor. Denn sie sind davon überzeugt, das das schnelle Aufholen der Verluste von Februar und März nur den Niedrigstzinsen sowie der äußerst laxen Geld- und Fiskalpolitik geschuldet ist, wobei der größte Teil des Füllhorns wohl schon ausgeschüttet wurde und einige Maßnahmen bald wieder zurückgenommen werden könnten. Außerdem droht eine zweite Corona-Welle, die in weiteren Lockdowns münden könnte. Das erklärt so manche Zurückhaltung, wobei einige diese erst aufgeben wollen, wenn es eine Impfung gegen das Pandemie-Virus gibt.

GIC auf der Suche nach wenig Geliebtem
GIC, einer der beiden Staatsfonds von Singapur und sechstgrößter Sovereign Wealth Fund der Welt mit Asset von 450 Milliarden US-Dollar, befasst sich mit "weniger geliebten" Sektoren: Vom Einzelhandel bis zur Infrastruktur, wo die Bewertungen durch der Pandemie heftig zurückgingen. GIC-CEO Lim Chow Kiat sagte dies anlässlich der Vorstellung des Geschäftsberichts Ende Juli 2020.

In zwei der größten Deals in 2020 erwarb GIP als Teil einer Investorengruppe einen Anteil von 49 Prozent in ADNOC Gas Pipelines für 10,1 Milliarden US-Dollar. Im vergangenen Monat tat sich GIC mit der australischen Immobiliengruppe Charter Hall zusammen und tätigte eine 500 Millionen US-Dollar schwere Investition in australische Tankstellen und 200 australische Convenience-Stores. Nach Ansicht von Chief Investment Officer Jeffrey Jaensubhakij könnte sich die Gastronomie wieder erholen, bevor die weltweite Reisetätigkeit wieder aufgenommen wird. Sobald man das Virus in Schach halten könne, werde im Inland wieder gereist, bevor die internationale Reisetätigkeit zurückkomme. Dann könnte es im Hotelbereich Opportunitäten geben, wenn Inlandsreisen zunehmen und eine angemessene Nachfrage vorhanden ist.

Amundi sieht Veränderungen in den Lieferketten, aber kein Globalisierungsende
Weltweite Grenzschließungen könnten nur vorübergehender Natur sein, meint Didier Borowski, Leiter Global Views bei Amundi. Europas größter Vermögensverwalter managt zirka 1,9 Billionen US-Dollar. Er prognostiziert, dass die Pharma- und Gesundheitsindustrie die Produktion einiger Schlüsselprodukte verlagern werde, um nicht von einem einzigen Land wie Indien oder China abhängig zu sein. Aber selbst dann, sagt Borowski, wäre es zu teuer und nicht kosteneffizient, die gesamte Produktion in das Heimatland zu verlagernn.Er sieht ein Ende der ungezügelten Globalisierung, nicht aber ein Ende der Globalisierung an sich.

"Staycations" sind auf der Agenda
Damit sind Ferien gemeint, die infolge der Reisebeschränkungen nur einen Aufenthalt in der Nähe der Wohnstätte umfassen. Diese stünden wieder auf der Agenda, sagt Will James, stellvertretender Leiter europäische Aktien bei Aberdeen Standard Life, dessen Team elf Milliarden US-Dollar verwaltet. Man hat in die schwedische Thule Group investiert, die Fahrradständer und Dachgepäckträger für Autos produziert. Dieses Geschäft laufe blendend, die Marktanteile hätten sich verdoppelt. Statt im Ausland am Strand zu liegen, würden die Leute zu Hause und im Land herumfahren, so Will James. Seiner Ansicht nach könnten auch die geprügelten Luftfahrtaktien wie Airbus stark steigen, so ein Impfstoff entwickelt ist. James warnt aber davor, davon auszugehen, dass die Welt nach Corona genauso sein werde wie davor.

Anleihen der Autobauer sind attraktiv
Anleihen seien eine der ungeliebten Vermögensklassen der Corona-Krise, ruft Andrew McCaffery, globaler CIO bei Fidelity International in Erinnerung. Fidelity verwaltet rund 437 Milliarden US-Dollar. Anleihen von Autoherstellern seien aber besonders attraktiv, wenn die Autoproduktion wieder anziehe. Zudem würden überfüllte öffentliche Verkehrsmittel gemieden, was dem Individualverkehr Zuwächse verschaffe. "Betrachtet man die Kreditspreads, so sind diese auf ein relativ attraktives Niveau bei Anleihen einiger globaler Autohersteller gestiegen", so McCaffery. Als Beispiele nennt er Ford und Nissan.

Was der größte australische Pensionsfonds tat
Während des Ausverkaufs und der Erholung hielt AustralianSuper, der größte Pensionsfonds des Landes mit verwalteten Assets von um die 133 Milliarden Dollar, mehr als die Hälfte seines Portfolios in australischen und globalen Aktien. Der Immobilien-, Credit- und Private Equity-Positionen hat man verringert.

Grüne Investments laufen
Nun ist ist das Team um Anlagechef Mark Delaney auf der Suche nach Investitionen in digitale, Verkehrs- und soziale Infrastruktur, da die Regierungen der wichtigsten Volkswirtschaften diese Projekte unterstützen. Delaney sagte letzte Woche, man suche auch nach neuen Möglichkeiten für Investmentionen in erneuerbare Energien wie dem letztjährigen 300-Millionen-US-Dollar schweren Deal mit Quinbrook Infrastructure Partners. Es sei wirklich großartiges, mehr für die Umwelt zu tun, meinte er. Angesichts des Umstands, dass Regierungen bereit seien, mehr Mittel auszugeben und proaktiver in Bezug auf die Wirtschaft zu handeln, würden sie wahrscheinlich auch in Bezug auf die Umwelt deutlixh proaktiver vorgehen.

Dry Powder
Aufgrund des Auftrags, die Langfrist-Renditen zu maximieren, hält der australische Staatsfonds noch einiges an Pulver trocken. CEO Raphael Arndt meinte bei seinem jährlichen Portfolio-Update zu Monatsanfang, man sei vorsichtig aufgestellt, und es gäbe keinen Druck, die Liquidität einzusetzen, bis sich entsprechende Chancen ergäben. Trotz der schlimmsten Rezession seit Dekaden habe sich an den Bewertungen der Assets wenig geändert, sodass die gegenwärtigen Bewertungen nur Sinn machten, wenn die Zinsen lange bei null blieben und die Impulse von Fiskal- und Geldpolitik anhielten. Doch hier gebe es Risiken, weswegen es klüger sei, sich mit Investments zurückzuhalten und auf bessere Gelegenheiten zu warten.

Anlagen in Datencenter
Angesichts überbewerteter Märkte hat Damian Graham, der CIO des 91 Milliarden-US-Dollar schweren "Aware Super", seine Vorliebe für Direktinvestitionen in Rechenzentren und Wohnhäuser entdeckt. Der Anlagechef steht aber auch auf der Verkaufsseite, und zwar dort, wo es möglicherwiese Probleme geben wird: etwa bei Büroimmobilien und Einkaufszentren, da sich die Gewohnheiten der Menschen im Zuge von Corona beim Einkauf und durch Home Office ändern. Der in Sydney domizilierte Fonds investierte letzte Woche 100 Millionen Euro in die APG Group, um Serviced Apartments in Europa zu bauen. Dabei handelt es sich um einen Deal, der noch auf 500 Millionen Euro wachsen könnte. Daneben befindet man sich auch in einem Bieterwettstreit um den in Australien gelisteten Glasfaserkabelhersteller und Breitbandbetreiber OptiComm. (kb)

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