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Snam-CEO: Europa droht diesen Winter eine Gaskrise

Europäische Bürger könnten diesen Winter im Worst Case frieren und darüber hinaus auch mit Einschränkungen bei der Stromversorgung rechnen. Zumindest könnten aber Teilen der Industrie die Gas- und Stromzufuhr abgedreht werden, um zumindest die Bevölkerung mit Energie versorgen zu können.

© knssr / stock.adobe.com

Wie schlimm die Energiekrise in Europa diesen Winter wird, hängt davon ab, wie tief die Temperaturen im Januar fallen. „Wenn dies ein kalter Winter ist, stecken wir in wirklichen Schwierigkeiten“ sagte Marco Alvera, CEO von Snam, Europas größtem Betreiber von Erdgasspeichern, im Interview mit Bloomberg.

Prozentueller Speicherstand ist nur bedingt aussagekräftig
Kaltes Wetter zu Beginn des Jahres würde den Gasverbrauch erhöhen und die Bestände in den Lagerstätten erschöpfen, sagte er. Diese könnten dann möglicherweise an einen „gefährlichen“ Punkt kommen, an dem nicht mehr genügend Druck besteht, das darin verbleibende Gas herauszuholen, sagte er. An diesem Zeitpunkt würden die Preise dann explodieren.

Die Gasvorräte in Europa sind für diese Jahreszeit ungewöhnlich niedrig und werden auch schneller als üblich abgebaut. Ein Kälteeinbruch hat den Markt jüngst bereits verschreckt und Preise noch vor dem offiziellen Beginn des Winters in die Höhe getrieben. Da nur wenige neue Quellen zur Verfügung stehen, können hohe Preise Fabriken oder Industrieunternehmen dazu veranlassen, gasintensive Herstellungsprozesse zu pausieren.

Einige Politiker in Europa beginnen, sich Sorgen zu machen. Der italienische Minister für Wirtschaftsentwicklung warnte am Dienstag, in Europa drohten Stromausfälle, wenn nicht genug Gas zur Stromerzeugung vorhanden sei.

Alvera von Snam sagte, er erwarte zwar keine „längeren” Stromausfälle, aber die Industrie könnten von den Regierungen aufgefordert werden, ihren Verbrauch zu reduzieren.

Ein Teil des Problems ist, dass die hohen Gaspreise im Sommer dazu geführt haben, dass die Speicher nicht mehr so voll gefüllt wurden wie in vergangenen Jahren. Laut Daten von Gas Infrastructure Europe sind die Lagerstätten in ganz Europa derzeit nur zu etwa 68 Prozent befüllt, gegenüber 77 Prozent vor einem Monat und deutlich unter dem Zehn-Jahres-Durchschnitt von 85 Prozent für diese Jahreszeit, wie nachfolgende Grafik zeigt:

Alvera sagte, Europa sollte eine strategische Gasreserve aufbauen, ähnlich wie die strategische Erdölreserve der USA. Wenn die Gaspreise zu hoch werden, könnte der Markt daraus bedient werden.

„Speicher müssen ein Thema der nationalen Sicherheit werden“, sagte Alvera. „Die Speicherung von Gas ist viel wichtiger und strategischer als die von Öl.“ (aa)

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