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Gaspreis: drei Szenarien, bei denen Russland die Hauptrolle spielt

Edmond de Rothschild hat drei Szenarien hinsichtlich der Gaspreisentwicklung ermittelt, die hauptsächlich von der Haltung Russlands und der Strenge des kommenden Winters abhängen.

Manuel Maleki, Ökonom bei der Edmond de Rothschild Gruppe
Manuel Maleki, Ökonom bei der Edmond de Rothschild Gruppe© Edmond de Rothschild Gruppe

Der Erdgasverbrauch in Europa macht knapp 40 Prozent des gesamten Verbrauchs an fossilen Brennstoffen auf dem Kontinent aus. Der Preis für europäisches Gas ist erheblich gestiegen und hat 84 Euro pro Megawattstunde erreicht, nachdem er sich zwischen Anfang August und Ende September verdoppelt hatte. Laut Manuel Maleki, Ökonom bei der Edmond de Rothschild Gruppe, wird der Gaspreis auf einem hohen Niveau bleiben. Hierfür sind drei Faktoren verantwortlich.

Niedriges Niveau der europäischen Vorräte, wenig Langfristvertäge
Im Gegensatz zu Europa haben sich die meisten asiatischen Länder dafür entschieden, die Energieversorgung vorrangig zu sichern, auch wenn dies bedeutet, dass sie Rückgänge der Marktpreise nicht ausnutzen. In Indien beispielsweise werden 80 Prozent der Erdgasversorgung durch langfristige Verträge sichergestellt, in Europa sind es nur 30 Prozent. Die Entscheidung Europas, langfristige Verträge zu reduzieren, macht es somit anfälliger für Ungleichgewichte und erklärt, warum die Auswirkungen von Versorgungsengpässen in Europa stärker zu spüren sind als in Asien.

Geringeres Angebot aus Russland
Russland liefert ein Drittel des in Europa verbrauchten Gases. Die russischen Gasexporte nach Europa waren im September deutlich niedriger als in den Vorjahren. Während Russland den Rückgang auf technische Probleme und eine stärkere Binnennachfrage zurückführt, sehen andere darin einen politischen Schachzug Moskaus, um Energie als diplomatisches Mittel einzusetzen und Druck auf Europa auszuüben. Die Entwicklung folgt auf die erheblichen Schwierigkeiten, die bei dem Unterwasserpipeline-Projekt Nord Stream II aufgetreten sind.

Der bevorstehende Wintereinbruch
Dieser geht mit einem hohen Erdgasverbrauch einher. (kb)

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