Logo von Institutional Money
| Märkte

Nachranganleihen: Was Investoren nun wieder kaufen können

Der Head of Investment Grade Credit von La Française Asset Management zeichnet ein aktuelles Bild des Subordinated-Bond-Markts und verrät, wo er aussichtsreiche Opportunitäten sieht.

Jérémie Boudinet, La Française AM
Jérémie Boudinet, La Française AM© La Française Asset Management

Die vollständige Abschreibung der AT1-CoCos der Credit Suisse war ein Schock für alle Stakeholder, sowohl unter Markt- als auch unter Imageaspekten. Viele Anleger hofften noch bis zur letzten Minute, dass ihre Anleihen möglicherweise zumindest teilweise gerettet werden könnten. Andere argumentierten, dass die Missachtung der „Gläubigerhierarchie“, da CoCo-Besitzer leer ausgingen, während Aktionäre letztendlich doch noch etwas abbekamen, die gesamte Anlageklasse in ein schlechtes Licht rücken könnte. "Wir teilen diese Bedenken nicht", schreibt Jérémie Boudinet, Head of Investment Grade Credit, La Française AM, in einer aktuellen Analyse.

CoCos sind dazu da, Verluste aufzufangen, sollte die Bank als „ausfallend“ oder „wahrscheinlich ausfallend“ eingestuft werden, erinnert Boudinet. Die europäischen Rechtssysteme (mit Ausnahme der Schweiz) sind diesbezüglich sehr deutlich, was auch von der EZB oder der Bank of England bestätigt wurde. Sie deuteten zudem an, in einer ähnlichen Situation anders gehandelt zu haben. Letztendlich konnte die Finanzstabilität gewahrt werden, und die Credit Suisse, die seit mehreren Jahren unter selbstverschuldeten Problemen litt, wurde von der UBS übernommen.

"Wir bleiben hinsichtlich der Fundamentaldaten der europäischen Banken sehr zuversichtlich. Sie weisen weder die Schwächen der Credit Suisse noch der kleineren amerikanischen Institute auf, die in der Ära Trump dereguliert wurden. Wir glauben nicht, dass die Marktpanik, die die Aktien- und Anleihenkurse anderer europäischer Banken erfasst hat, durch irgendwelche Fakten untermauert wurde. Dennoch ist das Stigma eines solchen „Credit-Events“ beträchtlich, und die Zuflüsse in nachrangige Schuldtitel dürften vorerst verhalten bleiben", betont Boudinet.

Hohe Renditen locken
Die Renditen der EUR-AT1-CoCos sind offensichtlich enorm gestiegen (11,9 % per 30.03.; Bloomberg EUR Contingent Convertible Index). Gleichzeitig sind die Preise sehr niedrig, was den Marktschock sowie die Tatsache widerspiegelt, dass keine „Call-Optionen“ mehr gehandelt werden. Das Rallye-Potenzial kann durch diese Konvexität noch verstärkt werden, meint Boudinet.

Es sei jedoch wichtig, die Volatilität dieser Anleihen derzeit im Auge zu behalten, da mehrere Subordinated-Debt-Fonds von der Credit Suisse betroffen sind und möglicherweise mit weiteren Abflüssen rechnen müssen, ebenso wie einige „touristische“ Investoren, die auf diesem Markt möglicherweise für einige Zeit weniger aktiv sind. Doch selbst wenn Sie bei diesen Anleihen nicht von einer Call-Option ausgehen, können AT1-CoCos mit Renditen zwischen sieben und 13 Prozent einen sehr attraktiven Carry bieten.

Tier-2-Bonds und Non-Financial Hybrids interessant
Boudinet sieht Chancen bei Tier-2-Anleihen von europäischen Banken und Versicherungen, deren Kupons im Gegensatz zu AT1-CoCos nicht ausgesetzt werden können und die gegenüber Tier-1-CoCo-Anleihen vorrangig sind, sowie bei Hybridanleihen von Emittenten aus dem Nicht-Finanzsektor, die im Vergleich zu ähnlich bewerteten vorrangigen unbesicherten Anleihen attraktive Aufschläge bieten können. "Eine Diversifizierung im Subordinated-Debt-Bereich, sowohl sektoral als auch bezüglich der Seniorität, bietet meiner Meinung nach die Möglichkeit, von den aktuellen Chancen zu profitieren", empfiehlt Boudinet.

Welche Regionen oder Länder?
Die Volatilität bei Anleihen ist nach wie vor sehr hoch, sowohl bei Zinsen als auch bei Kreditanleihen. Diese Volatilität kann durch Anleihen mit hohen Kupons und liquiden Anleihen verringert werden. Die Möglichkeit, jederzeit mit Anleihen in angemessenem Umfang zu handeln, ist in Stressphasen äußerst wichtig. Als Vermögensverwalter sollte man sich daher auf Anleihen mit einem beträchtlichen Umlaufvolumen, d. h. über 500 Millionen Euro, konzentrieren.

Boudinets Meinung nach ist es derzeit auch wichtig, sich auf nationale Spitzenreiter zu konzentrieren, die über starke Fundamentaldaten und stabile Einzelhandelsnetze verfügen, was ihre Solvenz- und Liquiditätsstruktur stabiler machen dürfte. Mehr denn je ist es unerlässlich, sich an die Fundamentalanalyse zu halten, da die Jagd nach sehr hohen Renditen auch bedeutet auf Liquidität und Qualität zu verzichten.

Kleinere Emittenten, insbesondere Regionalbanken in Europa oder kleinere lokale Player, weisen nach wie vor sehr gute Fundamentaldaten auf. Allerdings ist die Liquidität ihrer Anleihen Boudinets Erachtens noch nicht ausreichend, um ein angemessenes Risiko-Ertrags-Verhältnis zu bieten. "Die Konzentration auf Kern- und Großemittenten mit liquiden Anleihen könnte eine Möglichkeit sein, die Volatilitätsphase zu überstehen und trotzdem einen sehr guten Carry zu erzielen", empfiehlt Boudinet abschließend. (aa)

Dieses Seite teilen