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| Regulierung

Verletzte Spielregeln betreffend AT1 bleiben wohl nicht ungesühnt....

TwentyFour Asset Management ist ein in London und New York ansässiger Spezialist für Fixed-Income-Anlagen und eine unabhängig betriebene Tochtergesellschaft von Vontobel. Seit Gründung 2008 hat man eine starke Reputation für Performance, Expertise und Innovation an den Anleihenmärkten erworben.

Eoin Walsh, einer der Gründer und Partner von TwentyFour. Mit mehr als 25 Jahren Erfahrung auf den Rentenmärkten ist er in erster Linie für die Leitung des Multi-Sector Bond Teams des Unternehmens verantwortlich, das Strategien wie die Strategic Income Strategy verwaltet. Darüber hinaus ist er Mitglied des Executive Committee, das die Gesamtverantwortung für das Tagesgeschäft des Unternehmens trägt, sowie des Asset Allocation Committee. Bevor Walsh zu TwentyFour kam, war erPortfoliomanager bei Citigroup A
Eoin Walsh, einer der Gründer und Partner von TwentyFour. Mit mehr als 25 Jahren Erfahrung auf den Rentenmärkten ist er in erster Linie für die Leitung des Multi-Sector Bond Teams des Unternehmens verantwortlich, das Strategien wie die Strategic Income Strategy verwaltet. Darüber hinaus ist er Mitglied des Executive Committee, das die Gesamtverantwortung für das Tagesgeschäft des Unternehmens trägt, sowie des Asset Allocation Committee. Bevor Walsh zu TwentyFour kam, war erPortfoliomanager bei Citigroup A© TwentyFour Asset Management

Immerhin sind auf einen Schlag zirka sieben Prozent des europäischen AT1-Markts ausgelöscht worden. "Die Auswirkungen der Maßnahmen der Schweizer Behörden von gestern Abend werden wahrscheinlich auf Jahre hinaus Folgen für die Märkte für Bankschuldtitel haben", schreiben die Experten von TwentyFour Asset Management. "Ein global systemrelevantes Finanzinstitut ist im Wesentlichen gescheitert, und die Finma, die Schweizer Aufsichtsbehörde, hat eine Auszahlung an die Anteilseigner veranlasst - offenbar werden auch Boni gezahlt -, während die Inhaber von AT1-Schuldtiteln leer ausgehen, was beispiellos ist."

TwentyFour AMs erste Überlegungen zum Sachverhalt
"Wir glauben, dass die Schweizer Aufsichtsbehörden die Regeln für die Investition in Unternehmen über den Haufen geworfen haben. Das Eigenkapital ist offensichtlich die nachrangigste Sicherheit in einer Kapitalstruktur, dennoch wurden die Aktionäre der Credit Suisse von der UBS gerettet (in Verbindung mit staatlichen Garantien), während die AT1-Schuldtitel auf Null abgeschrieben wurden. Berichten zufolge wurde das Gesetz am Wochenende geändert, sodass die letzte Woche eingerichtete Liquiditätsfazilität als Trigger für die Auslösung eines entsprechenden Viability Events verwendet werden kann."

Nichts Neues unter der Sonne: Der Fall Banco Espirito Santo (BES) lässt grüßen
Der ähnlichste Fall, der TwentyFour AM in den Sinn kommt, ist der der Banco Espirito Santo in Portugal vor einigen Jahren, bei dem die portugiesische Aufsichtsbehörde nach Auffassung von TwentyFour AM und vieler anderer Marktteilnehmer die Pari-Passu-Klauseln in den BES-Anleihenbedingungen verletzt und Anleihegläubiger nicht gleich und fair behandelt hat. Die Anleihegläubiger haben rechtliche Schritte eingeleitet, das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen. Die Folgen für die portugiesischen Banken waren ziemlich schwerwiegend, da sie aufrgund dieser Vorgangsweise praktisch jahrelang von den internationalen Kapitalmärkten ausgeschlossen waren.

AT1-Kapital sollte als "Going-Concern-Kapital" gelten
Das bedeute, so TwentyFour Am weiter, dass sie bei einem bestimmten CET1-Niveau (in der Regel sieben Prozent für Schweizer Banken) in Eigenkapital umgewandelt würden, was dem Emittenten eine automatische Kapitalspritze verschaffe und es ihm ermögliche, seine Geschäfte weiterzuführen. In einem schwerwiegenderen Fall, in dem die Unternehmensfortführung nicht funktioniere, würden die AT1-Anleihen abgeschrieben, aber auch die Tier-2-Anleihen und andere nachrangige Schuldtitel, da letztere "Gone Concern"-Kapital darstellten. In diesem Szenario werde das Eigenkapital natürlich auf Null abgeschrieben. Dies sei vor einigen Jahren bei der spanischen Banco Popular geschehen, und in diesem Fall stellten die Investoren die Entscheidung nicht in Frage, denn die Bank hatte notleidende Aktiva von ~30 Prozent und ein vollwertiges CET1 von ~7,3 Prozent.

Nachrangige Schuldtitel überall am Prüfstand
Als Folge des oben Gesagten wurden nachrangige Schuldtitel Montag morgens deutlich tiefer gehandelt. Aber andere Regulierungsbehörden haben schnell auf die Unterschiede in ihren eigenen Systemen hingewiesen. Die EZB hat sich zu Wort gemeldet und erklärt: "Die große Finanzkrise hat unter anderem die Reihenfolge festgelegt, in der Aktionäre und Gläubiger einer in Schwierigkeiten geratenen Bank Verluste tragen sollten", "Insbesondere sind die Instrumente des harten Kernkapitals die ersten, die Verluste auffangen müssen, und erst nach ihrer vollständigen Ausschöpfung müsste das Additional Tier One Verluste absorbieren.

Finma hat wohl eine Fehler begangen
Davon ist man bei TwentyFour Asset Management überzeugt. Schließlich frage man sich, welche langfristigen Folgen dies für das Schweizer Finanzsystem habe, da diese Maßnahme der Finma sehr wahrscheinlich das Vertrauen der Anleger in das Regulierungssystem erschüttern werde. Bei anderen Banken sei es zu erheblichen Ansteckungseffekten gekommen, aber selbst wenn man die Erklärung der EZB berücksichtige, seien die Regeln für die Abschreibung oder Umwandlung von AT1-Anleihen in ganz Europa in der Richtlinie über die Abwicklung und Sanierung von Banken (BRRD) verankert, In diesen sei festgelegt, dass die Anteilseigner als erstes ihren Einsatz verlieren müssten. Dann müsste eine Bewertung vorgenommen werden, ehe von der Befugnis zur Verlustabsorption von Nachrangkapital Gebrauch gemacht werde; dieselben Regeln gälten auch im Vereinigten Königreich. Angesichts der Komplexität des europäischen Systems, in dem jedes Land eine Stimme habe, sei es fast unmöglich, in kurzer Zeit eine Einigung über eine entsprechende Gesetzesänderung zu erzielen, befindet TwentyFour AM.

Wie hoch ist der Vertrauensschaden durch diese Vorgehensweise?
Das sei schwer zu sagen, so die Experten. Diese sind jedoch der Meinung, dass man nicht vergessen dürfe, dass es sich um eine Bank handelte, die mit großen Einlagenabflüssen konfrontiert war und bei der die Aufsichtsbehörde eine äußerst fragwürdige Entscheidung getroffen habe, die vor Gericht enden könnte. In einigen Fällen würden Anleihen jetzt mit einem "Claim Transfer Agreement" (Forderungsabtretungsvertrag) angeboten, was darauf hindeute, dass diese Option offen sei.

Schockiert über die Vorgangsweise der Schweizer Aufsicht, aber......
Man könne mit Fug und Recht behaupten, dass TwentyFour AM über das Vorgehen der Schweizer Aufsichtsbehörde schockiert sei und die Bedeutung der Geschehnisse und insbesondere der Tatsache, dass die Gesetze über das Wochenende geändert wurden, nicht herunterspielen wolle. Man sei jedoch der Meinung, dass die Auswirkungen auf andere Bankensysteme nicht eindeutig seien, und die Erklärung der EZB habe dazu beigetragen, die angespannten Nerven zu beruhigen.

Banken sind darauf angewiesen, dass Investoren die Füße stillhalten
Das Vertrauen der Anleger wurde schwer erschüttert, aber die Banken sind nach wie vor darauf angewiesen, dass die Investoren ihre Schuldtitel halten, damit die Banken ihren normalen Geschäftsbetrieb fortsetzen können, und andere Bankenaufsichtsbehörden werden darauf bedacht sein, die Unterschiede in ihren Systemen zu betonen, um das Vertrauen zu stärken. Die Erklärung der EZB werde wahrscheinlich nicht die letzte sein, die versuchen wird, die Lage zu beruhigen, meint man bei TwentyFour AM. (kb)

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