Logo von Institutional Money
| Kommentar

Credit Suisse: Short-Seller wollen noch mehr Blut sehen

Wenn Haie erst einmal Blut gerochen haben, gibt es für sie kein Halten mehr. Diese Erfahrung muss gerade die Credit Suisse machen, die sich in den letzten Jahren nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat. Nicht einmal ein Backstop durch die Schweizerische Nationalbank scheint wie gewünscht zu wirken.

© Smith / stock.adobe.com

Während die UBS die Kurve gekriegt hat und als Wealth Management Institut schon seit vielen Jahren in ruhigem Fahrwasser segelt, sieht es bei der Credit Suisse ganz anders aus: Ein CEO jagt den anderen, eine Umstrukturierung folgt auf die andere. Kaum ein Fettnäpfchen in den letzten Jahren - man denke nur etwa an Geldwäschevorwürfe, merkwürdige Beschattungen sowie den Greensill-Skandal -, das da ausgelassen wurde.

Die weidwund geschossene Schweizer Bank ist nun das Opfer der Jäger, die wohl erst Ruhe geben werden, wenn die Bank entweder in die Pleite getrieben, unter einen unlimitierten Schutzschirm der Schweizerischen Nationalbank gestellt oder in den Arme eines Konkurrenten unter Vermittlung der SNB geflüchtet ist.

Hartgesottene Renditejäger wollen Beute machen
Obwohl die CS absolut nichts mit Silicon Valley Bank & Co in den USA zu tun hat, ist man nun doch im Zentrum des Orkans gelandet und kommt zum Handkuss. Aber so sind nun einmal die professionellen Marktteilnehmer wie Hedgefonds und andere: Wenn eine Branche angezählt ist - und das sind nun einmal die Banken, die oft nur dank HTM (held-to-maturity) mit versteckten stillen Lasten auf ihrer Aktivseite nach den rekordschnellen Zinssteigerungen überleben können, dann lässt man den Blick auch über den Großen Teich schweifen und findet in der Schweiz ein angezähltes Institut, dem die Shorties auf der Aktien wie auch der Rentenseite nun den Gnadenstoß versetzen wollen.

Die schreibende Zunft tut dazu das Ihre
Jede Meldung, auch wenn sie im Kern neutral oder positiv ist, wird negativ ausgelegt. So ist der Nicht-Ausbau der CS-Beteilung duch die Saudi National Bank negativ interpretiert worden, obwohl der Aktionär bereits früher wissen ließ, dass man unter anderem aus regulatorischen Gründen unter der Zehn-Prozent-Schwelle bleiben wolle. Meldet sich dieser noch einmal zu Wort und sagt, dass die Bank gut finanziert ist und keine Kapitalerhöhung braucht, wird dies auch wieder schlecht ausgelegt.

Genauso beim Backstop durch die SNB: Was man Zeichen eines starken Committments der Schweiz werten könnte, wird dahingehend interpretiert, dass es die Bank ohne diese Zusage aus eigener Kraft wohl nicht geschafft hätte. Dann wird in den Raum gestellt, ob 50 Milliarden überhaupt ausreichend wären und über eine Aufstockung der Liquiditätszusagen spekuliert.

Investmentprofis sehen wohl schon lukrative Verdienstmöglichkeiten
So manche Investmentbank, jede Menge Restrukturierer oder Hedgefonds wittert Beute: Ein Kollaps wäre ideal, um sich ein Stück der Beute zu einem formidablen Discount zu sichern. Distressed Debt Manager beispielsweise wittern genauso Morgenluft wie Investmentbanken, die Teile des Portfolios der Bank gerne abwickeln würden.

Schlussfolgerung
Lange kann es nicht mehr dauern, bis das Thema CS so oder so gelöst sein wird. Ganz Hartgesottene widmen sich wohl heute schon der Frage, wer der Nächste sein könnte. Denn wenn Haie einmal Blut gerochen haben, dann suchen sie weitere Opfer. Dass sie dabei das auf Vertrauen aufgebaute Fiat-Kreditgeldsystem erschüttern, ist für sie eine zu vernachlässigende Petitesse.

Dabei wissen wir: Wenn alle Einleger ihre Einlagen gleichzeitig zurückfordern, dann kollabiert dieses System. Man kann diese Vorgänge natürlich auch anders sehen: Der Markt als letzte Instanz eliminiert die Schwachen beziehungsweise jene, die einen Fehler zu viel gemacht haben. (kb)

Dieses Seite teilen