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Hedgefonds kaufen Bankanleihen, sehen "enormen Wert" bei CoCo-Bonds

Europäische Bankanleihen inklusive Additional Tier 1 Bonds bieten laut Einschätzung zahlreicher spekulativ eingestellter Investoren derzeit ein gutes Chancen-/Risikoverhältnis, das einen Einstieg rechtfertigt.

© fotopro / stock.adobe.com

Während in den USA die Sorge um die Gesundheit der Regionalbanken umgeht, sehen Hedgefonds die Lage diesseits des Atlantiks als Chance. Sie setzen darauf, dass die europäischen Kreditinstitute gut genug aufgestellt sind, um die Finanzturbulenzen in den USA zu überstehen und kaufen deshalb vermehrt deren Anleihen. Diese Entwicklung sieht zumindest Bloomberg News.

Fondsmanager wie Man Group und Brook Asset Management verweisen laut Bloomberg auf die relative Ruhe im Sektor, der ein Jahrzehnt lang die Nerven der Anleger strapaziert hatte. “Wir bevorzugen europäische Banken, weil wir glauben, dass sie gut reguliert sind”, sagt etwa Sriram Reddy, Managing Director für den Credit-Bereich bei Man GLG. “Wir sehen dies in Europa nicht als systemisches Problem. In den USA hingegen ist das Bild komplexer.” Man GLG ist eine der Investmentsparten von Man Group, dem weltgrößten börsennotierten Hedgefonds.

Regulatorische Unterschiede
Europäische Banken sind in der Regel durch hohe Kapitalpuffer abgesichert, was auf die strengeren Vorschriften nach der Finanzkrise 2008 zurückzuführen ist. In den USA hingegen wurden 2018 durch einen Vorstoß der Trump-Administration einige Vorschriften für kleinere Institute abgeschwächt, etwa verpflichtende Stresstests.

Die durchschnittliche harte Kernkapitalquote (CET1) der Banken lag Ende 2022 in Europa laut Daten der Europäischen Zentralbank bei 15,3 Prozent. Bei den großen US-Regionalbanken betrug sie dagegen im Median nur 9,6 Prozent, wie ein Stresstest der Federal Reserve im vergangenen Jahr ergab.

Credit Suisse löste Sell off aus
Mit dem Zusammenbruch der Credit Suisse Group (die kurz vor dem Zusammenbruch im Vergleich zu den Peers eine sehr hohe Kapitalquote hatte...) war es im März im europäischen Finanzsektor zu einem Ausverkauf gekommen. Der aggregierte Bloomberg-Index für europäische Bankanleihen weist derzeit einen durchschnittlichen Renditeaufschlag von 190 Basispunkten gegenüber Benchmark-Staatsanleihen auf. Anfang 2023 waren es noch lediglich rund 150 Basispunkte. Auch gegenüber dem breiteren europäischen Creditsektor sind die Spreads noch immer ausgeweitet, wie nachfolgende Grafik zeigt:

Schnäppchenjagd bei Bankanleihen
Reddy sieht diese Risikoaufschläge als Kaufgelegenheit. Viele stimmen ihm laut Bloomberg zu: Europas größter Anleiheinvestor, Amundi Asset Management, erklärte Anfang des Monats, er nutze den Ausverkauf, um neue Bankanleihen günstig zu erwerben.

Sowohl Man GLG als auch Brook sehen die Rettung der Credit Suisse als singuläres Ereignis und in der Tat gibt es nach der staatlich eingefädelten Übernahme der Problembank durch die UBS Group keine Anzeichen von Ansteckungseffekten. Einen bitteren Nachgeschmack hinterließ allerdings die Entscheidung der Schweizer Behörden, Additional-Tier-1-Anleihen (AT1) der Credit Suisse komplett abzuschreiben.

Abschreibung
Die Entscheidung hatte in ganz Europa zu einer Anlegerflucht aus den auch Contingent Convertibles (CoCo) genannten AT1-Anleihen geführt. Der Bloomberg-Index für die Gesamtrendite europäischer AT1 fiel in diesem Jahr um 9,5 Prozent, während der breiter gefasste Index für Bankanleihen 2,7 Prozent zulegte. Inzwischen sind die Käufer zurückgekehrt und der AT1-Index ist inzwischen fast wieder auf dem Stand vom 17. März, vor der Abschreibung der Credit-Suisse-Anleihen, wie nachfolgendes Schaubild zeigt:

"Enormer Wert" bei AT1 Bonds
Louis Gargour, Chief Investment Officer bei Lng Capital, sagte, dass die AT1-Anleihen “enormen Wert” böten. Dass andere europäische Regierungen dem Beispiel der Schweiz folgen werden, erwartet er nicht. Besonders gut gefallen ihm AT1s der Deutschen Bank, wie er anmerkt: “Die Deutsche Bank ist systemisch zu wichtig, um zu scheitern, es gibt eine implizite staatliche Unterstützung und ihre CoCos bieten im Grunde einen sehr guten Wert.”

Auch Brook hat AT1-Anleihen gekauft. Die Portfoliomanager James Hanbury und Jamie Grimston teilten ihren Kunden in einem von Bloomberg eingesehenen Schreiben mit, dass sie ihr Gesamtengagement im Bankensektor erhöht hätten. In Europa helle sich der Wachstumsausblick auf. In den USA indessen dürfte der anhaltende Stress im Finanzsektor das Kreditumfeld straffen und die Konjunktur unter Druck setzten.

Dieses unterschiedliche makroökonomische Umfeld stehe nicht im Einklang mit den Bewertungsunterschieden in den beiden Märkten und “könnte durchaus eine Umkehrung der relativ negativen Ströme ermöglichen, die europäische Fonds in den letzten Jahren gegenüber den USA verzeichnet haben”, so Hanbury und Grimston. (aa)

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