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Volksbanken blasen Megafusion ab

Eigentlich sollte ein neues Schwergewicht unter den Genossenschaftsbanken im Südwesten der Republik entstehen. Doch die Vereinigte Volksbanken und die Volksbank Leonberg-Strohgäu geben ihre Pläne für einen Zusammengehen auf. Die Gründe sind nebulös.

© twinsterphoto / stock.adobe.com

Die Volksbank Leonberg-Strohgäu aus der Nähe von Stuttgart und die Vereinigte Volksbanken stellen ihre Gespräche über einen Zusammenschluss ein. "Die Gremien beider Häuser sind zur Überzeugung gekommen, dass der Verschmelzungsprozess aus internen und externen Gründen abgebrochen wird", heißt es in einer Mitteilung der beiden Genossenschaftsbanken. Im Januar hatten die beiden Geldhäuser aus dem Südwesten ihre Fusionsabsichten kundgetan und dabei unter anderem auf die "überbordende Regulierung" verwiesen.

Die Vereinigte Volksbanken entstand selbst aus dem Zusammenschluss mehrerer Institute aus dem Stuttgarter Umland, und zwar aus den Volksbanken Böblingen, Sindelfingen, Calw, Weil der Stadt und Schönbuch. Zuletzt schlossen sich die Genossen aus Reutlingen an. Die Vereinigung zählt 174.000 Kunden, gut 78.000 Mitglieder und mehr als 700 Mitarbeiter. Die Bilanzsumme bezifferte sich 2020 auf 4,7 Milliarden Euro. Die Volksbank Leonberg-Strohgäu kam auf 1,6 Milliarden Euro.

"Aktuelle geopolitische Situation"
Als Grund für die Absage der Fusion verweisen beide Seiten auf die "aktuelle geopolitische Situation und den damit einhergehenden Implikationen auf den Kapitalmarkt". Die Auswirkungen auf das Kunden- und Eigenanlagegeschäft der Häuser seien derzeit nicht abschließend bewertbar. "Vor diesem Hintergrund sind die Voraussetzungen für ein rückwirkendes Zusammenlegen der Bilanzen zum 1. Januar 2022 nicht uneingeschränkt gegeben", heißt es in der Mitteilung weiter. Wie genau der Krieg in der Ukraine, den die Geldhäuser augenscheinlich meinen, die Bilanzen beeinflusst, lässt die Mitteilung offen.

Weiterhin verweisen die Institute bei den internen Faktoren auf "unterschiedliche Sicht- und Handlungsweisen", weshalb die "Gestaltung der neuen Prozesse und Strukturen außerordentlich ambitioniert ist". Mit Blick auf die für Anfang September 2022 vorgesehene technischen Fusion könne "daher nicht mit hinreichender Gewissheit gewährleistet werden, dass die Funktionalität der Bank in allen Bereichen gegeben ist." Warum die IT-Systeme, auf die die Banken augenscheinlich anspielen, so schwer anzugleichen sind, und wo die "unterschiedlichen Sicht- und Handlungsweisen" genau liegen, geht aus der Mitteilung nicht hervor.

Beide Seiten bedauern gleichwohl die Einstellung der Gespräche. Sowohl die Volksbank Leonberg-Strohgäu als auch die Vereinigte Volksbanken seien "erfolgreich und kerngesund, gut in den jeweiligen Regionen aufgestellt und stehen nicht unter Fusionsdruck", betonen die Parteien. "Wir werden in guter nachbarschaftlicher Verbindung bleiben", heißt es schließlich in der Mitteilung. (ert)

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