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Peter Schneider: Landesbanken könnten mehr Geschäfte bündeln

Die deutschen Landesbanken haben noch viel Synergiepotenzial, das sie heben könnten, meint der baden-württembergische Sparkassenpräsident Peter Schneider und verweist dabei auf die vier Niederlassungen in New York, die nur wenige Häuserblocks voneinander entfernt liegen.

Die Büros der Landesbanken in Manhattan.
Die Büros der Landesbanken in Manhattan.© Bloomberg

Nachdem Landesbanken unlängst damit begonnen haben, Teile ihres Zinsmanagements zusammenzuführen, könnten weitere Geschäfte bei einzelnen Instituten gebündelt werden. Das meint der baden-württembergische Sparkassenpräsident Peter Schneider, dessen Verband mit 41 Prozent an der LBBW beteiligt ist. Im Blick hat er auch Auslandsbüros. An solchen Stellen enger zusammenzurücken sei einfacher als die Schaffung eines Zentralinstituts.

„Ich finde es gut, dass die Landesbanken Doppelstrukturen abbauen und Skaleneffekte erzielen”, erklärte Schneider im Bloomberg-Interview. Eine Bildung von Geschäftsschwerpunkten bei einzelnen Landesbanken, wie sie jetzt stattfinde, sei noch vor zehn Jahren kaum denkbar gewesen. “Hier haben wir noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht.“

Die LBBW hatte zuletzt das Zins-, Währungs- und Rohstoffmanagement für Sparkassen von der BayernLB und der Ex-HSH Nordbank übernommen. Derzeit arbeitet sie an einer ähnlichen Vereinbarung mit der Helaba, bei der im Gegenzug dann unter anderem der Auslandszahlungsverkehr für Sparkassen gebündelt werden soll.

Vier Vertretungen im Big Apple
Als “augenscheinlich” bezeichnete Schneider mögliches weiteres Potenzial etwa bei den Auslandsvertretungen. “Derzeit sind zum Beispiel alle Landesbanken einzeln in New York vertreten. Es stellt sich die Frage, wie sinnvoll das ist”, sagte er. Die Büros von Helaba, LBBW, NordLB und BayernLB in der US-Metropole sind nur wenige Minuten voneinander entfernt, wie die Grafik oben zeigt.

Auch für einige andere Bereiche gibt Schneider Denkanstöße. „Jede Landesbank finanziert erneuerbare Energien und baut dafür viel Expertise auf. Gleichzeitig arbeiten alle für sich intensiv am großen Thema ESG. Das ist sehr aufwändig und mit hohen Kosten verbunden”, sagte er.

In den vergangenen Jahren war in der Sparkassen-Gruppe immer wieder die Schaffung eines Zentralinstituts diskutiert worden. Helaba und DekaBank hatten bereits Gespräche über eine mögliche Fusion geführt. Dabei sollte ein Nukleus entstehen, dem sich später auch andere Landesbanken anschließen können. Da ein solcher großer Wurf in Teilen der Sparkassen-Gruppe auf Widerstand stieß, liegen die Bemühungen allerdings auf Eis. Eine Alternative könnte sein, dass die Landesbanken zumindest einzelne Geschäftsbereiche bündeln.

„Eine solche Schwerpunktbildung lässt sich deutlich einfacher umsetzen als die Bildung eines einzigen Zentralinstituts für die gesamte Gruppe”, so Schneider.

Interesse an Berlin Hyp
Ein möglicher Baustein dabei ist auch der Verkauf der Berlin Hyp, die sich derzeit ganz im Besitz von Sparkassen befindet, innerhalb des Sparkassen-Sektors. Für den Immobilienfinanzierer interessieren sich LBBW, Helaba und DekaBank.

Schneider hielt sich in der Frage zwar bedeckt, sagte aber, dass die Berlin Hyp gut geführt und wirtschaftlich stabil sei. „Die Berlin Hyp würde sehr gut zur LBBW passen”, erklärte er. “Sowohl was die Risikopositionen als auch das Geschäftsmodell anbelangt, würden sich beide Institute sehr gut ergänzen.”

DKB hat an strategischer Bedeutung verloren
Kaum noch eine übergeordnete Rolle für die Sparkassenbranche sieht Schneider für die BayernLB-Tochter DKB, die neben ihrem Firmenkundengeschäft vor allem als Direktbank für Privatkunden bekannt ist. „Mit dem Wechsel der DKB in die private Einlagensicherung ist es unwahrscheinlicher geworden, dass die DKB zur zentralen Direktbank der Sparkassen wird”, sagte er.

Im Interview nahm der Sparkassen-Präsident noch zu einer Reihe weiterer aktueller Themen Stellung:

Risikovorsorge: Die Sparkassen in Baden-Württemberg haben bis Ende Oktober des laufenden Jahres rund 250 Millionen Euro an Risikovorsorge gebildet. Das entspricht dem Wert in einem normalen Jahr vor Corona. “Aber wenn jetzt die vierte Welle deutlich zuschlägt, kann es sein, dass dieser Wert nicht reicht und erhöht werden muss”, sagte Schneider. “Viele unserer Kunden - Schausteller, Gastronomen oder Hotelbetreiber - haben die Pandemie bislang überlebt. Aber es ist natürlich die Frage, ob sie das vier oder fünf Mal hintereinander hinbekommen.“

BGH-Urteil: Als einen “wahnsinningen bürokratischen Aufwand” bezeichnete er die Folgen des BGH-Urteils zu ungerechtmäßigen Gebührenerhöhungen. Jeder Kunde muss jetzt den AGB aktiv zustimmen. „Wir gehen davon aus, dass wir am Ende - nach Briefen und Anrufversuchen - von rund zehn bis 20 Prozent der Kunden keine Rückmeldung erhalten werden. Einige wollen nicht zustimmen, andere sind verzogen und nicht erreichbar”, sagte Schneider. “In letzter Konsequenz müssten wir Kunden, die den AGB nicht aktiv zustimmen, ihre Konten kündigen.“

Provisionen: Wenig hält Schneider davon, von der bislang in Deutschland üblichen Provisionsberatung auf eine Honorarberatung im Wertpapiergeschäft zu wechseln. In der Finanzbranche gibt es Befürchtungen, die neue Bundesregierung könne das vorschreiben. Bei einer Erstberatung von bis zu drei Stunden kommen laut Schneider bei einem Stundensatz von 180 Euro schnell 300 Euro bis 400 Euro zusammen. “Es besteht die Gefahr, dass sich Menschen mit geringen Einkommen eine Beratung im Wertpapiergeschäft nicht mehr leisten können”, so Schneider. (aa)

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