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Berlin-Hyp-Deal könnte Sparkassen-Konsolidierung neu antreiben

Die Sparkassen in Deutschland erwägen offenbar einen Verkauf ihres Immobilienfinanzierers Berlin Hyp innerhalb des öffentlich-rechtlichen Bankensektors. Es könnte ein erster Schritt zu einer breiteren Konsolidierung in der roten Finanzgruppe werden.

© MIND AND I / stock.adobe.com

Informierten Kreisen zufolge haben die Sparkassen, denen die Berlin Hyp ganz gehört, unter dem Dach des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) den Berater PricewaterhouseCoopers angeheuert, um Kaufinteresse auszuloten. Der Preis soll bei mindestens 500 Millionen Euro liegen, berichtet Bloomberg.

Käufer muss gewissen Vorstellungen entsprechen
Die LBBW und die Helaba haben laut der Personen bereits vorläufige Gebote eingereicht, während private Banken und Private-Equity-Gesellschaften nicht zum Bieterprozess eingeladen worden seien. Dem Vernehmen nach soll nur ein Käufer aus dem öffentlich-rechtlichen Lager akzeptiert werden. Verbindliche Offerten müssten bis Oktober vorliegen. Möglich sei aber auch, dass die Berlin Hyp als eigenständiges Unternehmen weitergeführt wird.

Der DSGV erklärte auf Nachfrage, dass die Sparkassen Ende Juni beschlossen haben, ein Fortbestehen der Landesbank Berlin Holding zu überprüfen. Teil der Holding ist neben der Berlin Hyp auch die Berliner Sparkasse.

“Ziel der Auflösung der Gruppe ist es, die jeweilige wirtschaftliche und strategische Eigenständigkeit der heute in der Holding gebündelten Berliner Sparkasse einerseits und der Berlin Hyp andererseits zu stärken”, erklärte ein Sprecher des DSGV. Die mit der Holdingstruktur verbundenen Aufwände könnten so eingespart werden. Weitere Angaben machte er nicht. Vertreter von LBBW, Helaba und Berlin Hyp lehnten Stellungnahmen ab.

Nukleus für Zentralinstitut
Sparkassenpräsident Helmut Schleweis hatte 2018 einen Anlauf gestartet, um die Konsolidierung in der Sparkassen-Gruppe voranzutreiben. Hier machen sich mehrere Landesbanken mit teils identischen Dienstleistungen einander Konkurrenz, hinzu kommen der Fondsanbieter DekaBank und die Berlin Hyp als weitere Gruppen-Institute. Dem Sparkassen-Präsidenten geht es letztlich darum, Risiken in der Sparkassen-Gruppe zu reduzieren, nachdem zuletzt die NordLB mit einem 3,6 Milliarden Euro schweren Rettungspaket gestützt werden musste.

Helaba und DekaBank hatten Anfang 2020 mit Verhandlungen zu einer möglichen Fusion begonnen. Entstehen sollte ein Nukleus für ein Sparkassen-Zentralinstitut, dem sich später auch andere Landesbanken anschließen könnten. Wegen der Pandemie wurde die Verhandlungen aber schon nach wenigen Wochen wieder auf Eis gelegt.

Doch nicht nur die Pandemie erschwert die Bemühungen von Schleweis. Besonders LBBW und die BayernLB, an denen neben den Sparkassen auch Bundesländer beteiligt sind, haben bisher wenig Interesse an einer größeren Konsolidierung gezeigt. Und auch einige Sparkassen, denen die DekaBank vollständig gehört, stellen sich quer. Sie befürchten, dass bei einer Fusion der Deka mit einer Landesbank auch Bundesländer in den Eigentümerkreis des neu zu schaffenden Instituts einziehen und sie damit die volle Kontrolle verlieren.

Die nun angestoßenen Überlegungen zur Zukunft der Berlin Hyp könnten den festgefahrenen Diskussionen zu einem Sparkassen-Zentralinstitut neuen Schwung verleihen.

Profitables Unternehmen
Die Berlin Hyp selbst arbeitet durchaus profitabel. Beim Betriebsgewinn nach Risikovorsorge erzielte sie im ersten Halbjahr 139 Millionen Euro, verglichen mit 27 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Das Eigenkapital der Bank liegt bei rund 1,5 Milliarden Euro. (aa)

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