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Helaba-Chef sieht Kreditausfälle, ausgeschöpfte Kreditlinien

Thomas Groß, Vorstandsvorsitzender der Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale, sieht sein Haus gut gerüstet für die drohenden, wirtschaftlich schwierigen Zeiten.

Der Main Tower, Zentrale der Landesbank Hessen-Thueringen
Der Main Tower, Zentrale der Landesbank Hessen-Thueringen© Bloomberg

Das für viele Unternehmen derzeit schwierige Umfeld wird zu einem Anstieg der Kreditausfälle führen, allerdings noch nicht in den nächsten Monaten. Das hat Helaba-Chef Thomas Groß in einem Gespräch mit Bloomberg erklärt. Zudem würden Kreditlinien stärker in Anspruch genommen werden. Für sein eigenes Haus rechnet er in den kommenden beiden Jahren allerdings nur mit moderaten Belastungen. “Ich gehe davon aus, dass wir angesichts des schwierigeren wirtschaftlichen Umfelds und der hohen Inflation zukünftig mehr Kreditausfälle sehen werden. Den Peak erwarte ich aber nicht in der zweiten Hälfte dieses Jahres, sondern eher in 2023/2024”, sagte Groß.

Als Beispiel nannte er dem Immobiliensektor, bei dem sich eine wirtschaftliche Abschwächung verzögert zeige. Hier rechnet Groß zwar mit ersten Ausfällen im Gewerbe- und Wohnsegment in den nächsten sechs bis neun Monaten, mehr dürfte es dann aber erst in 18 bis 24 Monaten geben.

Auch in der Industrie prognostiziert Groß mehr Ausfälle, vor allem bei kleineren Firmen. “Diese Unternehmen können hohen Energiepreisen nicht so gut ausweichen – etwa über Verlagerung der Produktion in andere Märkte – wie große Konzerne”, erklärte er.

Risikovorsorge aufgestockt
Groß zufolge ist derzeit zu beobachten, dass Unternehmen ihre Kreditlinien stärker ausschöpfen. “Zum einen geht es darum, aufgrund von anhaltenden Lieferengpässen Lagerbestände aufzubauen, zum anderen darum, mit den gestiegenen Energiepreisen umzugehen”, sagte er.

Die Kreditvergabestandards hat die Helaba seinen Worten zufolge seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine allerdings nicht verschärft. Auch das Kreditgeschäft insgesamt sei nicht zurückgefahren worden. “Wir haben einzelne Branchen nicht auf gelb oder rot gesetzt”, sagte Groß. “Wir sehen uns unsere eigenen Kunden unabhängig von Branchen detailliert an und treffen dann unsere Entscheidungen.“

Größere konkretere Kreditausfälle habe es bislang nicht gegeben, so Groß. Die Entwicklung der deutschen Wirtschaft sei robuster, als zu Beginn des Krieges vermutet. Daher habe sich die Helaba vergangenen Monat auch dazu entschieden, eine Prognose für das Gesamtjahr abzugeben.

Demnach rechnet sie mit einem Konzernergebnis vor Steuern von über 500 Millionen Euro, sofern es nicht zu massiven Verwerfungen kommt. Im ersten Halbjahr hatte sie 327 Millionen Euro verdient, ein Zehntel mehr als im Vorjahreszeitraum, und 85 Millionen Euro an Risikovorsorge gebildet.

“Ich erwartet bei der Helaba aufgrund der guten Portfolioqualität für die kommenden zwei Jahre nur eine moderate Belastung durch ausfallende Kredite”, sagte der Helaba-Chef. “Mit unser auskömmlich dotierten Risikovorsorge in den letzten beiden Jahren haben wir dafür zudem ein ausreichend gutes Polster aufgebaut.” (aa)

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