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DWS verhandelt noch mit Wöhrmann über Abfindung

Aufgrund der Greenwashing-Vorwürfe tritt Asoka Wöhrmann von der Spitze der Deutsche-Bank-Fondstochter zurück. Die Vereinbarung über das Ausscheiden wird noch ausgehandelt, sagte DWS-Aufsichtsratschef Karl von Rohr auf der Hauptversammlung. Auch die Vergütungsfrage ist noch offen.

Asoka Wöhrmann, scheidender DWS-Chef
Asoka Wöhrmann, scheidender DWS-Chef© Christoph Hemmerich / Institutional Money

Die DWS verhandelt noch mit dem scheidenden Chef Asoka Wöhrmann über die Modalitäten des Ausstiegs. Dies sagte der DWS-Aufsichtsratsvorsitzende Karl von Rohr auf der virtuell abgehaltenen Hauptversammlung der Fondstochter der Deutschen Bank. "Asoka Wöhrmann hat sich im Einvernehmen mit der Gesellschaft entschieden, sein Mandat niederzulegen", sagte von Rohr. Eine entsprechende Vereinbarung sei "gegenwärtig Gegenstand von Verhandlungen".

In der Folge der von der ehemaligen Nachhaltigkeitschefin Desiree Fixler erhobenen Greenwashing-Vorwürfe gegen die DWS hatten Ende Mai Staatsanwaltschaft, Finanzaufsicht Bafin sowie Bundeskriminalamt die Zentrale des Asset Managers durchsucht. Die Staatsanwaltschaft sah den Anfangsverdacht auf Kapitalanlagebetrug und ermittelt gegen unbekannt. Die DWS bestreitet die Vorwürfe vehement.

Vergütung unter Vorbehalt
In der Folge der Razzia verkündete die Deutsche-Bank-Tochter den Rücktritt des Vorsitzenden der Geschäftsführung. Eine mögliche Abfindungsvereinbarung für Wöhrmann unterliege den Konzernrichtlinien der Deutschen Bank, sagte von Rohr auf der Aktionärsversammlung. Diese sähen zum Teil aufgeschobene Vergütungskomponenten vor ebenso wie eine sogenannte Claw-Back-Klausel. Solche Klauseln geben vor, dass etwa im Falle eines nachgewiesenen Fehlverhaltens Vergütungsteile zurückgefordert werden können.

Aufsichtsratschef von Rohr betonte auf der DWS-Hauptversammlung auf mehrfache Nachfragen von Aktionären einmal mehr, dass das Haus vollumfänglich die Behörden bei den Ermittlungen unterstütze. Der Aufsichtsrat habe zudem einen Sonderausschuss eingerichtet, der sich regelmäßig über den Stand der Untersuchungen berichten lasse.

"Klare Konsequenzen ziehen"
Zugleich betonte er, dass "wir sehr wohl klare Konsequenzen ziehen werden, sollte sich ein Fehlverhalten herausstellen". Noch gelte aber die Unschuldsvermutung. Die Arbeit des DWS-Aufsichtsrats verteidigte von Rohr erneut. Eine Prüfung der Vorwürfe von Fixler habe keinen Anlass für weitere Untersuchungen ergeben.

DWS-Investmentchef und Geschäftsführungsmitglied Stefan Kreuzkamp verwies zudem darauf, dass sich mögliche Kosten des Greenwashing-Skandals und der Aufwand für mögliche Vorsorgemaßnahmen "nicht seriös quantifizieren" ließen. "Es erscheint uns nicht angemessen, über mögliche Konsequenzen dieser Untersuchungen zu spekulieren", sagte Kreuzkamp. Das Haus kooperiere mit der Staatsanwaltschaft bei den Ermittlungen. "Wir haben keine Erkenntnisse, wann und mit welchem Ergebnis das Verfahren abgeschlossen wird."

"Ich habe jeden Moment genossen"
Der scheidende DWS-Chef Wöhrmann hatte in seiner bereits vorab veröffentlichten Rede als Grund für den Rücktritt auf die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen sowie Angriffe und Drohungen verwiesen, die "sowohl für die DWS als auch für mich und vor allem für meine Familie" zu einer Belastung geworden seien. Auf der Hauptversammlung ergänzte Wöhrmann, dass er zwei Jahrzehnte lang sein "Herzblut in die DWS" gesteckt habe. Als er 2018 zum DWS-Chef ernannt wurde, sei dies die "Erfüllung meines Berufslebens" gewesen. "Ich habe jeden Moment genossen." An die Mitarbeiter gerichtet sagte Wöhrmann: "Sie alle haben die DWS und mich erfolgreich gemacht."

Der Nachfolger an der DWS-Spitze, Stefan Hoops, stellte sich in einer kurzen Videobotschaft den Aktionären vor. "Die DWS ist über meine ganze Karriere hinweg ein Leuchtturm der Vermögensverwaltung gewesen." Er trete seine neue Aufgabe mit Freude, aber auch mit einer Prise Demut an. Er sehe es als seine Aufgabe, das Vertrauen in die DWS wiederherzustellen.

Vertrauen entzogen
Die Fondsgesellschaft Union Investment wiederum hatte angekündigt, "dem Aufsichtsrat und dem Vorstand auf der DWS-Hauptversammlung die Entlastung verweigern" zu wollen. Das teilte der zentrale Anbieter der deutschen Genossenschaftsbanken der Nachrichtenagentur "Reuters" mit. Auf der Hauptversammlung äußerte sich das Haus nicht dazu. Offenbar stößt den Genossen aber der Greenwashing-Skandal auf. Einige andere unabhängige DWS-Aktionäre sahen das ähnlich. Fast 20 Prozent entsagten die Entlastung. Die Deutsche Bank, mit gut 80 Prozent klar Mehrheitseigner der DWS, durfte aufgrund gesetzlicher Vorgaben bei der Entlastung nicht mit abstimmen. (ert)

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