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Credit Suisse: Leiter Asset Management verliert Posten, Boni gekürzt

Der Greensill-Skandal kommt nicht nur Investoren, Kreditgebern und Fondsbesitzern teuer, es trifft auch jene Professionals hart, die für entsprechendes Exposure verantwortlich waren. Das zeigt sich exemplarisch bei der Credit Suisse.

© Brown / stock.adobe.com

Die Verbindungen der Credit Suisse Group zum Greensill-Finanzskandal ziehen weitere Konsequenzen für Manager der Schweizer Großbank nach sich. Dem Leiter des Asset Managements der Bank, Eric Varvel, wird diese Position entzogen. Die Boni einiger Top-Managern bis hin zu Mitgliedern der Geschäftsleitung werden ausgesetzt. Das ist einen Bloombergbericht zu entnehmen.

Ulrich Körner folgt
Varvel ist die bisher ranghöchste Führungskraft, der die Greensill-Fonds Scherereien bringen. Er wird durch Ulrich Körner ersetzt, den früheren Leiter der Vermögensverwaltung der UBS Group. Körner soll am 1. April übernehmen, wenn die geplante Trennung von Asset Management und Wealth Management bei Credit Suisse vollzogen werden, teilte die Bank am Donnerstag mit.

Die Züricher Bank steht seit Wochen unerwünschterweise im Zentrum der Implosion des Imperiums des einstigen Milliardärs Lex Greensill rund um Lieferkettenfinanzierung. Die rund zehn Milliarden Dollar (8,4 Milliarden Euro) schweren Fonds der Bank, die in Greensills Schuldverschreibungen investiert hatten, wurden Anfang des Monats eingefroren, als man sie nicht mehr bewerten konnte. In der Folge fiel das gesamte Greensill-Konglomerat in sich zusammen.

Vorstandsvorsitzender Thomas Gottstein sieht sich nun mit Fragen zu internen Kontrollen der Bank und zum Risikomanagement konfrontiert. Dies nicht zuletzt, weil er erst letztes Jahr eine Überprüfung der Fonds angeordnet hatte, ohne dass diese die Probleme verhindern konnte.

Einige der Schuldverschreibungen, in welche die Fonds investiert hatten, werden nun wohl nicht zurückgezahlt und es besteht weiter “erhebliche Unsicherheit” hinsichtlich der Bewertung eines wesentlichen Teils der Fonds, teilte die Bank am Donnerstag mit. Bisher wurden rund 3,1 Milliarden Dollar ausgezahlt, weitere 1,25 Milliarden Dollar sollen in bar verfügbar sein.

Dramatische Wochen
Varvel soll in den kommenden Monaten mit Körner zusammenarbeiten und sich dann auf seine anderen Funktionen als CEO der Credit Suisse Holdings (USA) und Vorsitzender der Investment Bank konzentrieren. Sein Rücktritt - und die Trennung von Vermögensverwaltung und dem Geschäft mit reichen Kunden - markieren des Ende von zwei dramatischen Wochen, in denen die Credit Suisse eine interne Untersuchung einleitete, Hilfe von außen holte, um Fragen der Bankenaufsicht zu beantworten und versuchte, seine Anleger durch Rückzahlung von Barmitteln und Austausch einiger Manager zu beruhigen.

Top-Professionals müssen finanziell bluten
Während die Bank prüft, wer ultimativ Schuld für Greensill trägt und welche Auswirkungen die Krise noch hat, wird sie Bonuszahlungen an einige Top-Manager aussetzen und Malus- sowie Rückforderungsklauseln abwägen. Darunter sind auch Mitglieder der Geschäftsleitung.

Varvel ist seit fast drei Jahrzehnten bei der Credit Suisse und leitet seit 2016 die Vermögensverwaltung der Bank. Das Geschäft entwickelte sich zwischen 2015 und 2019 unter seiner Führung “sehr gut”, hatte Gottstein noch im September gesagt, als die Bank bekannt gab, dass sie die Geschäftsstrategie überprüft. Mit derzeit 440 Milliarden Franken (399 Milliarden Euro) ist die Sparte in einer Branche, die unter Konsolidierungsdruck steht, eher klein.

Bezüglich Greensill bleiben weiterhin Fragen offen, etwa die Entscheidung der Bank, ihr Engagement durch die Gewährung eines Überbrückungskredits in Höhe von 140 Millionen Dollar im vergangenen Herbst weiter auszubauen und welche Rolle Chief Risk Officer Lara Warner dabei gespielt hat. Die Bank will erst am 22. Februar von Greensills Problemen mit Kreditversicherungen erfahren haben, etwa eine Woche bevor sie die Fonds einfror. (aa)

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