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Greensill: Es wird ernst - diese Städte und Kommunen sind betroffen

Die Bafin könnte in den nächsten Tagen das Schicksal der Greensill Bank besiegeln. Inzwischen wurden die Namen von immer mehr geschädigten Städten und Kommunen bekannt, die wohl mit Abschreibungen konfrontiert sein könnten. Im Worst Case müssten andere Banken den Einlagenfonds aufstocken.

Der Pleitegeier kreist über der Greensill Bank.
Der Pleitegeier kreist über der Greensill Bank.© phokrates / stock.adobe.com

Die Bafin könnte die Einlagensicherung für Greensill bald auslösen. Damit könnte die Einlagensicherung beginnen, Auszahlungen an die berechtigten Kontoinhaber zu machen und das Institut würde in die Insolvenz gehen. Voraussetzung für die Auszahlung ist, dass die Bafin formell feststellt, dass die Bank ihre Schulden nicht mehr begleichen kann. Diese Erklärung könnte bis Ende der Woche erfolgen, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen. Das Mutterunternehmen Greensill Capital hat am Montag in Großbritannien Insolvenz angemeldet, berichtet Bloomberg.

Greensill Bank hat laut informierten Kreisen rund drei Milliarden Euro an versicherten Einlagen. Hinzu kommen 500 Millionen Euro, die von der Einlagensicherung der Bankenindustrie nicht abgedeckt sind, wie zu hören ist. Das betrifft insbesondere zahlreiche deutsche Gemeinden, die aller Voraussicht nach leer ausgehen werden.

Rechtliche Schritte geplant
Diese Kommunen erwägen bereits gemeinsame Schritte gegen die Aufsichtsbehörde Bafin und gegen Finanzbroker, die ihnen geraten hatten, ihr Geld bei der Greensill Bank anzulegen. Das sagte der Bürgermeister von Monheim am Rhein, Daniel Zimmermann, am Mittwoch zu Bloomberg.

Monheim hatte sich vergangene Woche als erste deutsche Stadt unter den möglichen Opfern der Greensill-Krise offenbart. Rund 38 Millionen Euro liegen bei der geschlossenen Bank. Eingefädelt wurden die Anlagen nach Angaben der Stadt von vier verschiedenen Maklern. Inzwischen haben auch zahlreiche andere Städte erklärt, dass ihre Anlagen von der Krise betroffen sind, wie nachfolgende, von Bloomberg erstellte Tabelle zeigt:

Körperschaft Anlagesumme
Thüringen 50 Mio. Euro
Monheim am Rhein 38 Mio. Euro
Eschborn 35 Mio. Euro
Wiesbaden 20 Mio. Euro
Schwalbach am Taunus 19 Mio. Euro
Mitteldithmarschen 17 Mio. Euro
Weissach 16 Mio. Euro
Osnabrück 14 Mio. Euro
Nordenham 13,5 Mio. Euro
Gießen 10 Mio. Euro
Garbsen 8,5 Mio. Euro
Emmerich 6 Mio. Euro
Vaterstetten 5,5 Mio. Euro
Neckarsulm 5 Mio. Euro
Pöcking 5 Mio. Euro
Mengen 3 Mio. Euro
Bad Dürrheim 2 Mio. Euro
Puchheim 2 Mio. Euro
Schauenburg 1 Mio. Euro
Brotterode-Trusetal 0,5 Mio. Euro

Unter Kuratel gestellt
Die Greensill Bank wurde bereits vergangene Woche von der Aufsicht unter Kuratel gestellt und sämtliche Auszahlungen gestoppt. In einer Sonderprüfung, die bereits im letzten Jahr begonnen hatte, hatte die Bafin Unregelmäßigkeiten gefunden bei der Verbuchung von Krediten im Bereich des britischen Industriellen Sanjeev Gupta, Greensills wichtigstem Kunden. Greensill hatte dazu erklärt, sie habe auf Kritik der Bafin zu den Buchungen sofort reagiert.

Trade Finance sorgte für Stress
Greensill Capitals Spezialgebiet waren Lieferketten-Finanzierungen, ein Geschäft mit Ähnlichkeiten zum Factoring. Dabei übernehmen Finanzierer die Rechnungen von Lieferanten und zahlen diese gegen einen kleinen Abschlag sofort. Greensill verkaufte diese Rechnungen an Investmentfonds. Als der Kreditversicherer Tokio Marine Holdings Inc. seine Policen nicht mehr verlängern wollte, fror Credit Suisse Group einen zehn Milliarden Dollar Fonds letzte Woche ein.

Müssen andere Banken nachschießen?
Die Greensill Bank lockte in Deutschland mit überdurchschnittlich hohen Zinsen Einleger an und finanzierte damit sein Mutterunternehmen.

Die zuständige Einlagensicherung des Bundesverbands Deutscher Banken erwartet, lediglich einige hundert Millionen Euro aus der Insolvenzmasse zu erlösen, sagte eine der Personen. Das würde bedeuten, dass die Mitglieder - zu denen Deutsche Bank und Commerzbank gehören - entsprechende Mittel nachschießen müssen. (aa

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