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GAM leitet Auflösung des GAM Greensill Supply Chain Finance Fonds ein

Nachdem ihm einer seiner Geschäftspartner, Credit Suisse Group, den Rücken gekehrt hat, erwägt das Londoner Finanzhaus Greensill Capital informierten Kreisen zufolge die Insolvenz, hieß es noch vor kurzem. Nun ist man bezüglich eines GAM-Fonds einen Schritt weiter.

Peter Sanderson, CEO von GAM
Peter Sanderson, CEO von GAM© GAM

GAM Investments hat diese Woche den GAM Greensill Supply Chain Finance Fonds aufgrund der jüngsten Marktentwicklungen und der daraus resultierenden Medienberichterstattung im Zusammenhang mit Supply Chain Finance für Zeichnungen und Rücknahmen geschlossen. Damit stelle GAM sicher, dass alle Kunden gleichbehandelt wurden und leite den Prozess ein, ihnen ihre gesamte Investition in geordneter Weise zurückzuerstatten, schreibt der Schweizer Vermögensverwalter in einer Aussendung.

Es sind derzeit weniger als zehn qualifizierte Anleger in den Fonds investiert
Bei dem Fonds handelt es sich um eine reine Investment-Grade-Strategie mit Zahlungsverpflichtungen von weltweit anerkannten multinationalen Unternehmen. Die Vermögenswerte seien vollständig durch Drittversicherer mit einem Mindestkreditrating von Single-A gegen Ausfall versichert. Es bestünden dementsprechend keine Unsicherheiten hinsichtlich der Bewertung der Vermögenswerte im Fonds. Der Fonds ei nur qualifizierten Anlegern zur Verfügung gestanden und verfüge derzeit über ein Gesamtvermögen von 842 Millionen US-Dollar.

Ertragsausfall für GAM ist leicht zu verschmerzen
GAMs zugehörige Run-Rate-Einnahmen aus diesem Fonds belaufen sich auf etwa eine Million Schweizer Franken pro Jahr. Ab heute verzichtet GAM auf zukünftige Gebühren für den Fonds. Alle Vermögenswerte innerhalb des Fonds haben eine Endfälligkeit von zwölf Monaten oder weniger, mit einer gewichteten durchschnittlichen Laufzeit von weniger als 60 Tagen und werden in Luxemburg domizilierten Strukturen gehalten und geschützt. Die Schließung des Supply Chain Finance Fonds markiert das Ende der Geschäftsbeziehung zwischen GAM und Greensill, die bis ins Jahr 2016 zurückreicht.

Geordnete Auflösung scheint möglich
Peter Sanderson, CEO von GAM: "Das Kundeninteresse steht bei GAM an erster Stelle und wir haben die Entscheidung getroffen, unseren Supply Chain Finance Fonds zu schließen, da wir glauben, dass dies im besten Interesse aller Kunden des Fonds ist. Unser Portfolio besteht aus Investment-Grade-Assets und wir haben keine Bewertungsbedenken. Daher gehen wir von einer geordneten Auflösung des Fonds und der Rückerstattung der Kundengelder im Rahmen des dafür üblichen Verfahrens aus."

Greensill erwägt Insolvenz
Lex Greensills Firma hat in internen Gesprächen in Betracht gezogen, innerhalb von wenigen Tagen Insolvenz anzumelden, sagten mit den Vorgängen vertraute Personen gegenüber Bloomberg News. Parallel gebe es Verhandlungen zum Verkauf des operativen Geschäfts an Apollo Global Management, berichtete eine Informant.

Sanjeev Gupta-Connection der Greensill Bank
In Deutschland geriet Greensills gleichnamige Bank letztes Jahr ins Visier der Aufsicht. Das rapide Wachstum der in Bremen ansässigen Greensill Bank AG hatte im Sommer die Bafin und die Einlagensicherung alarmiert, die befürchten, dass zu viele Vermögenswerte in den Büchern letztlich an dieselbe Quelle gebunden sind: den britisch-indischen Unternehmer Sanjeev Gupta. Finanziert sind diese mit Einlagen, die Greensill mit hohen Zinsen in Deutschland anlockt.

In Australien bereits unter dem Insolvenzschirm
In Down Under habe Greensill Capital laut Bloomberg News am Dienstag bereits eine “safe harbor” genannte Klausel des australischen Insolvenzrechts angewendet. Damit können sich Manager Zeit kaufen um neue Finanzquellen für ihr Unternehmen zu suchen, ohne wegen Insolvenzverschleppung persönlich haftbar zu werden.

Credit Suisse zog den Stecker, Softbanks Vision Funds schreibt Greensill-Beteiligung ab
Die Ereignisse beschleunigten sich am Montag, nachdem Credit Suisse Fonds im Volumen von 10 Milliarden US-Dollar einfror, von denen Greensill als Abnehmer seiner eigenen Schuldverschreibungen de facto abhängig war. Credit Suisse verwies bei der Entscheidung auf erhebliche Unsicherheiten bei der Bewertung der Fondsaktiva und das Bestreben, Nachteile für die Anleger abwenden zu wollen. Auch Softbank Groups Vision Fund hat seinen 1,5-Milliarden US-Dollar Anteil an Greensill Capital schon Ende letzten Jahres “substanziell” abgewertet und könnte ihn so gut wie komplett abschreiben, so mit den Vorgängen vertraute Personen.

Eskalierende Probleme seit drei Jahren: Erinnerung an Tim Haywood
Mit dieser dramatischen Entwicklung erreichen drei Jahre einen vorläufigen Höhepunkt, in denen Greensill Capitals Probleme immer weiter anwuchsen. Das Startup versuchte, eine Nische des globalen Finanzwesens - Lieferkettenfinanzierung - auf den Kopf zu stellen.

Finanzierungen, die mit Greensill in Verbindung standen, gehörten zu den Anlagen, die 2018 im Zentrum der Krise beim Schweizer Vermögensverwalter GAM Holding standen und den Starhändler Tim Haywood zu Fall brachten. Dabei steht immer wieder Greensills Verbindung mit dem Industriellen Sanjeev Gupta, einer seiner frühen Kunden, im Mittelpunkt. (kb)

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