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Banken warnen EZB vor Folgen verschärfter TLTRO-Bedingungen

Die European Savings and Retail Banking Group (ESBG) hat die Europäische Zentralbank vor “ernsthaften negativen Konsequenzen” gewarnt, sollte sie ihr Programm für ultrabillige Kredite an die Geldhäuser in großem Stil ändern.

© Alexander Pokusay / stock.adobe.com

Die European Savings and Retail Banking Group (ESBG) ist ein europäischer Bankenverbund mit Sitz in Brüssel, der die Interessen seiner 26 Mitglieder bei den EU-Institutionen vertritt. Der Lobbyingverbund fordert die Zentralbank auf, die Bedingungen ihres sogenannten TLTRO-Programms bei ihrem Treffen am Donnerstag weitgehend unangetastet zu lassen, wie aus einer Mitteilung vom Mittwoch hervorgeht, aus der Bloomberg News zitiert. Neben dem Schaden für die Wirtschaft und die Finanzindustrie würde ein solcher Schritt “hohe rechtliche Risiken” für die EZB mit sich bringen. Weniger schädlich wäre die Einführung eines Reverse-Tiering-Systems, bei dem einige Einlagen einem niedrigeren Zinssatz unterliegen würden, so die Gruppe.

Interessenskollision: EZB versus Retailbanken
“Die ESBG und ihre Mitglieder sind sicher, dass die EZB die Interessen der europäischen Wirtschaft berücksichtigen wird und in der Lage sein wird, angesichts der anhaltenden Krise die geeignetste Lösung zu finden”, so die Lobbygruppe in ihrer Erklärung. Die EZB sucht nach Möglichkeiten, die Banken daran zu hindern, in unangemessener Weise von ihren gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäften (TLTRO) zu profitieren, die ursprünglich gewährt wurden, um die Kreditvergabe aufrechtzuerhalten und eine Deflation zu verhindern.

TLTROs machen Kopfzerbrechen
Inzwischen sind sie den Währungshütern ein Dorn im Auge, da die Banken die Mittel aus den Krediten bei der EZB zu höheren Zinsen parken als sie selbst zahlen. Solche De-facto-Subventionen für Banken sehen schlecht aus in einer Zeit, in der Verbraucher und Betriebe unter explodierenden Energiekosten ächzen.

EZB will die Gewinne der Banken mit Krisenkrediten begrenzen
Eine Änderung der TLTRO-Bedingungen, die von einigen EZB-Ratsmitgliedern favorisiert wird, würde jedoch rechtliche Risiken für die Zentralbank mit sich bringen, so die ESBG. Die Änderung würde auch die Risikoprämien erhöhen, da die Überschussliquidität ungleichmäßig über die Länder verteilt sei und Länder mit hohen TLTRO-Inanspruchnahmen besonders betroffen wären. Sie könnte auch zu Verlusten bei Banken führen, die das Zinsrisiko des Programms abgesichert haben, so die Gruppe.

Rückwirkende Änderung der Bedingungen sind ein juristisches Wagnis
James von Moltke, Finanzvorstand der Deutschen Bank, sagte am Donnerstag, er sei “enttäuscht” darüber, dass die Europäische Zentralbank erwäge, die Bedingungen der TLTROs rückwirkend zu ändern, und dass die Banken “in gutem Glauben” an dem Programm teilgenommen hätten, um die Wirtschaft mit Krediten zu versorgen. Deutschlands größte Bank erwartet, dass sich eine Änderung “negativ” auf seine Erträge auswirken, seine Zinssensitivität verändern und die Preisbildung am Markt insgesamt beeinflussen könnte.

Per Ende September hat die Deutsche Bank im Rahmen des jüngsten TLTRO-Programms 44,7 Milliarden Euro aufgenommen. Im Zusammenhang mit dem Programm hat die Bank in diesem Jahr bisher Nettozinserträge in Höhe von 253 Millionen Euro erzielt. (kb)

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