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EZB: Einfrieren der TLTRO-Sätze sind positive Überraschung für Banken

Die Entscheidung der EZB, den Leitzins um 75 Basispunkte nach oben zu schrauben und den TLTRO-Kreditzins unverändert zu lassen, war eine positive Überraschung für die europäischen Banken, die das Beste aus beiden Welten erhalten, da die billigen TLTROs bestehen bleiben.

© KK imaging / stock.adobe.com

"Die Banken haben jetzt bur noch wenig Anreiz, die TLTROs (Targeted Longer-Term Refinancing Operations (gezielte längerfristige Refinanzierungsgeschäfte) zurückzuzahlen, bis die größten Tranchen im nächsten Juni auslaufen. Die Erhöhung der Zinssubvention für Banken könnte als umstrittener Schritt angesehen werden, aber die EZB hat eine gute politische Begründung, um den Banken einen Anreiz zu geben, überschüssige Liquidität zu halten, während die Wirtschaft des Euroraums in einen schwierigen Winter geht. Dies könnte nämlich einen zusätzlichen Finanzierungsbedarf, den die Banken decken müssten, bedeuten", schreiben die beiden Analysten Nicolas Hardy und Dierk Brandenburg in einem aktuellen Report von Scope Ratings, der Ratingagentur der europäischen Scope Groupmit Sitz in Berlin.

Der gleichzeitige Schritt zur Stabilisierung der Geldmärkte durch die Aufhebung der Null Prozent-Obergrenze für Einlagen verleiht dem Übergang zu höheren Leitzinsen zusätzliche Stabilität, da er einen möglichen Mangel an Sicherheiten vermeidet, wenn die staatlichen Schuldenverwaltungen ihre Bestände auf den Repo-Markt überführen.

EZB-Bilanzreduktion: Ist sie überhaupt möglich?
Die Beschlüsse der EZB werfen jedoch die Frage auf, ob sie ihre Bilanz im Zuge der Normalisierung ihres geldpolitischen Kurses überhaupt reduzieren kann. Die EZB ist zwar entschlossen, ihre Bestände zu reinvestieren, doch muss sie die überschüssige Liquidität im Bankensystem sorgfältig verwalten, um die Wirkung höherer Leitzinsen nicht zu untergraben.
Die Rückführung der Überschussliquidität wird weitergehen, da weitere Zinserhöhungen für dieses und nächstes Jahr eingepreist sind. Es gibt jedoch keine Hinweise darauf, wo dieser Trend enden wird, das heißt wo das optimale Zinsniveau liegt, bei dem die Inflation wieder auf das mittelfristige Ziel der EZB von zwei Prozent zurückgeht. Das derzeitige Zinsniveau sei noch "sehr weit" von diesem Ziel entfernt, so Präsidentin Lagarde.

Sich verflachende Renditekurven bergen Nachteile in sich
Nachteilig ist, dass sich die Renditekurven von Staatsanleihen angesichts des sich verlangsamenden Wachstums wahrscheinlich abflachen werden, schreiben die beiden weiter. Damit entfalle ein Teil der Vorteile höherer Leitzinsen für die Banken. Die aktualisierte zentrale makroökonomische Wachstumsprognose für den Euroraum entspreche nun dem Konsens (+0,9 Prozent im Jahr 2023), bleibe aber optimistisch, da sich der Konsens in den letzten Wochen angesichts der sich beschleunigenden Energiekrise in Europa rapide verschlechtert habe.

Erleichterung wohl nur kurzfristiger Natur
Dies wird die Aussichten für die Qualität der Aktivseite der europäischen Banken belasten, auch wenn abzuwarten bleibt, inwieweit die Energiepreiskrise durch fiskalpolitische Maßnahmen und Unterstützung bei der Kreditvergabe, zum Beispiel für Versorger, die Probelme bei der Erfüllung der Margenanforderungen haben, gemildert wird. Zu Schluss heißt es im Report: "Wir glauben, dass sich die steigenden Zinsen kurzfristig positiv auf die Performance der Banken auswirken werden. Dieser Vorteil dürfte sich jedoch im Laufe der Zeit erheblich verringern und im Kontext einer drohenden Rezession sogar verschwinden." (kb)

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