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Rückwirkende Änderung: Manche EZB-Räte sehen Basis für strengere TLTROs

Die in der Krise eingeführten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte "Targeted Longer-Term Refinancing Operations" (TLTROs) sind einigen in der EZB ein Dorn im Auge und sollen aufgrund ihrer nunmehr hohen Kosten beendet werden. Die Banken werden das nur ungern hinnehmen.

© alswart / stock.adobe.com

Bei der Europäischen Zentralbank erwägen einige Ratsmitglieder, ob sie die großzügigen Regeln für die langfristige Kreditvergabe an Banken rückwirkend ändern sollten. Rechtlich halten sie dies für machbar, wie aus informierten Kreisen zu hören ist, berichtet Bloomberg.

Die Inflation von etwa zehn Prozent und die rasch steigenden Zinsen hätten die Basis der bestehenden Verträge gesprengt, hieß es. Sie seien zu einer Zeit vereinbart worden, als die Teuerung gering und die Kreditkosten negativ waren, so die Argumentation.

Rechtliche Bedenken bezüglich der Anpassung der Bedingungen der so genannten TLTROs seien überwindbar, so die Personen, die mit der Debatte vertraut sind. Erörtert werde auch, die Mittel mit einem niedrigeren Zins zu vergüten, oder ein System gestaffelter Zinsen zu verwenden, hieß es.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde sagte letzten Monat, dass eine TLTRO-Überprüfung “zu gegebener Zeit” kommen werde. Die nächste Gelegenheit, das Thema zu behandeln, wäre die Notenbanksitzung am 26. und 27. Oktober.

Nach Jahren des Negativzinses können Banken endlich gutes Geld verdienen
Ohne Änderungen von Seiten der EZB können Banken, die im Rahmen des TLTRO-Programms Kredite aufgenommen haben, eine risikofreie Rendite auf dieses Geld erzielen, indem sie es in der Einlagenfazilität der EZB parken. Hier liegt der Zins derzeit bei 0,75 Prozent. Bis Ende des Monats könnte er doppelt so hoch sein.

Die EZB-Räte halten dies für problematisch angesichts der Belastungen, die die steigenden Energiekosten inzwischen für die Steuerzahler bewirken. Ihre größte Sorge sei jedoch, dass das Kreditwachstum, das durch die billigen Kredite angekurbelt werden sollte, nun die bereits ausufernde Inflation zusätzlich anfachen könnte.

Anderes Umfeld
“Vor dem Hintergrund der Pandemie hat TLTRO III den Banken eine Menge Liquidität zur Verfügung gestellt”, sagte EZB-Vizepräsident Luis de Guindos am Montag in Madrid. “Aber der TLTRO wurde im Umfeld der Pandemie geboren. Und die Pandemie ist jetzt nicht mehr die Bedrohung, die sie im Vergleich zu März 2020 war, und wir sind auch dabei, die Geldpolitik zu normalisieren.”

Die EZB setzt seit 2014 gezielte längerfristige Refinanzierungsgeschäfte ein. Sie wurden auch während der Pandemie dazu genutzt, die Kreditvergabe an Unternehmen und Haushalte zu gewährleisten. Die letzten TLTROs werden erst Ende 2024 fällig.

Für die gesamte Laufzeit der Darlehen werden den Banken derzeit Zinsen in Höhe des durchschnittlichen EZB-Einlagensatzes berechnet. Obwohl die Zinsen nun angehoben wurden, drücken acht Jahre der Negativzinsen dabei den Mittelwert. (aa)

TLTROs sind eine bedeutende EZB-Bilanzposition

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