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Worauf sich Investoren wegen der Ukrainekrise noch einstellen müssen

Die letzten Wochen waren mit Blick auf die russische Invasion in der Ukraine für die globalen Finanzmärkte turbulent. Auch Muzinich hat sich mit dieser Situation befasst. Der Corporate Credit-Spezialist war in russischen Anleihen aber ohnehin deutlich untergewichtet.

Tatjana Greil-Castro, Co-Head of Public Markets bei Muzinisch & Co.
Tatjana Greil-Castro, Co-Head of Public Markets bei Muzinisch & Co.© Muzinich & Co

Muzinich hat beschlossen, das gesamte Engagement in Russland zu veräußern. Dies hatte primär humanitäre Gründe, allerdings spielte auch die Verpflichtung gegenüber den Investoren eine bedeutende Rolle. Tatjana Greil-Castro, Co-Head of Public Markets, hierzu: „Der Markt für russische Vermögenswerte war relativ illiquide, aber wir glauben, dass die Unvorhersehbarkeit der Situation die Wahrscheinlichkeit erhöht hat, dass diese Positionen später nicht verkauft werden können. Falls sie ausfallen sollten, könnte es keinen Markt geben, um sie zu einem minimalen Preis zu verkaufen.“ Die Expertin geht davon aus, dass es mehr Verkäufer geben wird, weil andere Investoren eine ähnliche Haltung einnehmen würden und zu erwarten sei, dass die Käuferbasis und die Market Maker für diese Anleihen noch weiter schrumpfen werden.

Welche weiteren Auswirkungen hat dieser Krieg über die menschliche Tragödie hinaus?
Zum einen wirkt sich der Krieg auf Öl- und Lebensmittelpreise aus. Auch für die Umwelt sind die Folgen nicht zu unterschätzen: „Der Konflikt führt zur Zerstörung der städtischen Infrastruktur, Gas- und Wasserlecks, Wasserverschmutzung, Zerstörung von Kulturdenkmälern und der beängstigenden Möglichkeit einer nuklearen Katastrophe“, so Greil-Castro. „Sobald ein Konflikt beendet ist und der Wiederaufbau beginnt, wirkt sich dies auch auf die natürlichen Ressourcen aus, da die Nachfrage nach Rohstoffen steigt.“

Steigende Rohstoffnachfrage bei Wiederaufbau
Mit dem verstärkten Bestreben, die ESG-Standards in den Portfolios zu verbessern, wird die Beteiligung an Unternehmen wie russischen Öl- und Gasproduzenten im aktuellen geopolitischen Umfeld unter ethischen Gesichtspunkten immer fragwürdiger. Gleichzeitig befassen sich andere ESG-orientierte Organisationen wie die UN Principles for Responsible Investment( UN PRI) mit der Frage, was die Situation für ihre Unterzeichner bedeutet.

Auswirkungen zweiter und dritter Ordnung aktuell schwer abschätzbar
Greil-Castro hierzu: „Bereits bestehende Probleme in der Lieferkette, die durch Covid-19 und den Klimawandel verursacht wurden, könnten sich noch verschärfen.“ Die ohnehin besorgniserregende Inflation werde wahrscheinlich weiter steigen oder zumindest länger auf einem hohen Niveau bleiben. „Höhere Öl-, Gas- und Rohstoffpreise werden sich wahrscheinlich auf die Fundamentaldaten der Unternehmen auswirken, da die Betriebskosten steigen und die Gewinnspannen unter Druck geraten.“

Höhere Volatilität der Ergebnisse von Telekoms und Autoherstellern
Unternehmen wie globale Automobilhersteller, die Autos in Russland verkaufen, und Telekommunikationsbetreiber, die in Russland Angebote haben, könnten ebenfalls betroffen sein. Auch wenn diese Unternehmen in der Regel über verschiedene Regionen hinweg gut diversifiziert sind, haben sie aufgrund der Auswirkungen der Krise auf ihre Geschäftstätigkeit bereits eine erhebliche Volatilität gezeigt. „Daher werden wir die Situation und die Auswirkungen auf die Bestände in unseren Portfolios weiter beobachten“, meint Greil-Castro.

Abschließend sagt die Expertin: „Wir wünschen uns ein schnelles Ende dieser Tragödie und eine Wiederherstellung des Friedens. In der Zwischenzeit werden wir uns weiterhin auf die Suche nach guten Unternehmen mit soliden Fundamentaldaten konzentrieren, von denen wir glauben, dass sie in der Lage sein werden, ihre Schulden zu bedienen, während wir unser Möglichstes tun, um das Kapital unserer Kunden zu erhalten.“ (kb)

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